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Gregor und der Schlüssel zur Macht

Gregor und der Schlüssel zur Macht

Titel: Gregor und der Schlüssel zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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einsehen konnten. Der Zeugenstand.
    Der Raum war bis auf den letzten Platz mit Menschen und Fledermäusen besetzt. Alle schauten mit unverhohlenem Hass auf Gregor und Ares herab, aber es war gespenstisch still. Das war fast noch schlimmer, als angeschrien und mit Gegenständen beworfen zu werden.
    Gregor wurde vor den Tisch geführt. Die Wachen setzten Ares neben ihm ab. Die beiden standen da und starrten auf den leeren Tisch vor ihnen. Dann hörten sie Schritte. Gregor drehte sich um und sah hinter sich Howard und Andromeda. Beide waren gefesselt und sahen sehr mitgenommen aus.
    »Was macht ihr denn hier?«, rief Gregor.
    »Auch wir werden des Verrats angeklagt«, sagte Howard heiser.
    »Weswegen?«, sagte Gregor. »Ihr habt es doch gar nicht bis zum Fluch geschafft!«
    »Das ist es ja gerade«, sagte Howard.
    Da begriff Gregor, was er meinte. Howard und Andromeda standen vor Gericht, weil sie ihren Auftrag nicht erfüllt hatten und mit Mareth nach Regalia zurückgekehrt waren.
    »Aber«, widersprach Gregor, »ich hab euch doch dazu gezwungen!«
    »Niemand hat mich zu irgendetwas gezwungen«, sagte Howard. »Ich kam aus freien Stücken zurück.«
    »Das seh ich aber ganz anders«, sagte Gregor. Es war ihm unerträglich, dass er mit seiner Entscheidung das Leben derer gefährdet hatte, die an seiner Seite gekämpft hatten. Er musste etwas dagegen unternehmen.
    Eine Seitentür ging auf und ein alter Mann kam zusammen mit einer klapprigen weißen Fledermaus herein. Kurz darauf erschien eine ältere Frau mit mehreren Schriftrollen. Alle drei nahmen ihren Platz am Tisch ein. Die Frau, offenbar die vorsitzende Richterin, setzte sich in die Mitte. Sie drehte sich kurz zum Thron um und sprach eine Wache an.
    »Dürfen wir Königin Nerissa erwarten?«, fragte sie.
    »Sie sehen in diesem Moment nach, ob sie wieder bei Bewusstsein ist, Euer Ehren«, sagte die Wache.
    Die Frau nickte, doch Gregor hörte Gemurmel im Saal, vermutlich über die Schwäche der neuen Königin. Ein Blick der vorsitzenden Richterin genügte, um sie zum Schweigen zu bringen. Gregor hatte das Gefühl, dass sein Leben in ihren Händen lag.
    In den folgenden Minuten passierte nicht viel. Die Richter waren damit beschäftigt, die Schriftrollen zu studieren.
    Gregor trat von einem Fuß auf den anderen. Das Seil schnitt ihm in die Handgelenke. Er überlegte, ob er darum bitten konnte, es zu lösen, oder ob er damit arg gegen die Gepflogenheiten bei Gericht verstieß. Er entschied, dass es einen Versuch wert war.
    »Verzeihen Sie, Euer Ehren«, sagte er. Alle drei Richter sahen ihn überrascht an.
    »Ja, Überländer?«, sagte die Frau.
    »Könnten Sie uns jetzt wohl bitte losbinden? Ich habe schon kein Gefühl mehr in den Fingern«, sagte Gregor. »Und sie haben mir das Seil genau über eine Wunde von den Tintenfischtentakeln gebunden. Sie können es nicht sehen, aber Ares hat den Rücken voller offener Wunden von den Fleisch fressenden Insekten, die Pandora getötet haben. Und Howard und Andromeda sind auch übel zugerichtet.«
    Selbst wenn sie nein sagte, war Gregor froh, den Mund aufgemacht zu haben. Sie sollten ruhig alle wissen – all diese Idioten, die da in den Reihen saßen und darauf warteten, dass er zum Tode verurteilt wurde –, dass er, Ares, Howardund Andromeda ihr Leben riskiert hatten. Plötzlich konnte er es gar nicht erwarten, seine Aussage zu machen.
    »Bindet die Angeklagten los«, befahl die vorsitzende Richterin und wandte sich wieder ihrer Schriftrolle zu.
    Niemand aus dem Publikum wagte zu widersprechen. Eine Wache durchtrennte ihre Fesseln. Gregor rieb sich die Handgelenke, und als er über die Schulter schaute, sah er, dass Howard dasselbe machte.
    »Ist Mareth durchgekommen?«, fragte er.
    Ein flüchtiges Lächeln erschien auf Howards gequältem Gesicht. »Ja. Er wird genesen.«
    »Ich kann kaum glauben, dass du ihn nach dem Angriff der Riesenschlangen durchgebracht hast!«, sagte Gregor. Das Wort »Riesenschlangen« sagte er extra laut, damit es auch alle hörten. Bevor ihm jemand den Mund verbieten konnte, hatte er sich schon wieder nach vorn gewandt.
    Eine Wache kam in den Saal geeilt und flüsterte der vorsitzenden Richterin etwas zu.
    »Sehr gut«, sagte sie. »Dann ist der Prozess hiermit eröffnet.«
    Sie räusperte sich und verlas eine Reihe von Anklagepunkten. Die Sprache war ziemlich kompliziert, aber der Hauptvorwurf schien darin zu liegen, dass weder Gregor noch sonst jemand den Fluch getötet hatte.
    Nachdem die

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