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Gregor und der Schlüssel zur Macht

Gregor und der Schlüssel zur Macht

Titel: Gregor und der Schlüssel zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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vorsitzende Richterin die Liste verlesen hatte, schaute sie auf. »Wir werden jetzt die Angeklagten vernehmen.«
    »Darf ich als Erster?«, fragte Gregor unversehens, und plötzlich wusste er, dass das unbedingt sein musste. Er spürte, dass Howard, Ares und wahrscheinlich auch Andromeda bereits von ihrer Schuld überzeugt waren. Sie würden womöglich gar nicht in der Lage sein, sich im Zeugenstand zu verteidigen. Er dagegen platzte fast, so ungerecht erschien ihm das Ganze.
    »Überländer«, sagte die vorsitzende Richterin streng, »Zwischenrufe während der Verhandlung sind bei uns nicht zulässig, schon gar nicht bei einem so schwerwiegenden Fall.«
    »Entschuldigung«, sagte Gregor, aber er senkte nicht den Kopf und er schaute auch nicht weg. »Was soll ich denn machen, wenn ich eine Frage habe, die Hand heben? Einen Rechtsanwalt habe ich schließlich nicht.«
    »Wenn du die Hand hebst, sollte das genügen«, sagte die vorsitzende Richterin. Seine Bemerkung über den Rechtsanwalt überging sie.
    Am liebsten hätte er die Hand gehoben und noch einmal gefragt, ob er als Erster vernommen werden könnte, aber das hätte vielleicht zu dreist gewirkt. Ob es nun an seinem Einwurf lag oder ob er sowieso dazu auserkoren war, er wurde als Erster in den Zeugenstand gerufen. Er ging die Stufen hoch und trat in den Kubus. Der Kubus war so gestaltet, dass man im Publikum jedes Zucken, jede Veränderung in der Körpersprache des Angeklagten sehen konnte. Gregor kam sich vor wie auf dem Präsentierteller.
    Er war darauf gefasst, mit Fragen bombardiert zu werden, wie er es aus dem Fernsehen kannte, doch die Richter lehnten sich nur in ihren Stühlen zurück und schauten ihn an.
    »Dann erzähle bitte«, sagte die vorsitzende Richterin. »Erzähl uns von eurer Reise.«
    Das brachte ihn ein wenig aus dem Konzept. »Wo … wo soll ich denn anfangen?«
    »Beginn bei dem Tag eures Aufbruchs aus Regalia«, sagte die vorsitzende Richterin.
    Das tat er. Er erzählte seine Geschichte. Und bei jeder sich bietenden Gelegenheit betonte er, wie viel Mut die anderen Angeklagten gezeigt hatten. Als er zu den Ereignissen am Humpen kam, sagte er: »Ich habe Howard gezwungen zurückzufliegen. Er hatte keine Wahl. Ich hätte gegen ihn gekämpft, wenn er versucht hätte mitzukommen. Gegen Andromeda hätte ich auch gekämpft, das wusste sie. Deshalb sind sie nach Hause geflogen. Ich sollte ja den Fluch töten, da konnten sie nicht das Risiko eingehen, mich zu verletzen.«
    »Und warum wolltest du nicht, dass sie dich begleiten?«, fragte die alte Fledermaus auf dem Richterstuhl.
    Gregor war einen Moment lang verwirrt. »Weil … ich weiß nicht … erstens mussten wir Mareth zurückbringen. Und ich wollte nicht einen Haufen Leute im Irrgarten haben. Meine Familie sollte erfahren, was mit meiner Schwester passiert ist … und mit mir, falls ich nicht zurückkommen würde. Und weil … weil …« Er kehrte in Gedanken zu der Höhle zurück, zu dem Eis, das in ihm hochgestiegen war. »Weil der Fluch mir gehörte.«
    Bei dieser anmaßenden Bemerkung stockte allen Zuschauern der Atem.
    »Was meinst du damit, der Fluch gehörte dir?«, fragte die Fledermaus.
    »Ich sollte ihn töten. So steht es in eurer Prophezeiung, oder? Dass ich derjenige bin, der ihn töten soll. Es war immer klar, dass das letztlich meine Aufgabe sein würde«, sagte Gregor. »Und es war meine Entscheidung, wen ich mit in den Irrgarten nehmen wollte – nicht ihre.« Er schwieg einen Moment. »Wenn Sie Howard und Andromeda töten, nur weil sie zurückgekommen sind, ist das schlicht Mord. Niemand hätte seine Aufgabe besser erledigen können als sie.«
    Er schaute zu den beiden hinüber. Es war schwer zu sagen, was in Andromeda vorging, doch sie schüttelte leicht die Flügel. Howard formte mit den Lippen ein Wort. Gregor war sich ziemlich sicher, dass es »danke« war. Vielleicht war seine Aussage so überzeugend, dass die beiden am Leben bleiben würden.
    »Erzähle weiter. Was geschah, nachdem eure Wege sich getrennt hatten?«, fragte die vorsitzende Richterin.
    Gregor holte tief Luft. Jetzt kam der schwierigere Teil. Er erzählte, wie sie in den Irrgarten gelangt waren, wie sie Twitchtip zurücklassen mussten, wie sie in den Kegel geraten waren und Zeugen des blutigen Kampfs zwischen Goldshard und Snare geworden waren. Wieder ging ein Ruck durchs Publikum. Vermutlich waren sie froh, dass Snare tot war.
    In dem Moment tauchte Nerissa im Eingang auf. Sie stützte sich

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