Gregor und der Spiegel der Wahrheit
kämpfen, um zu versuchen, den Sternschatten zu retten. Hamnet und Frill starben im Kampf gegen die Hacker. Es tut mir sehr leid.«
Hazard schaute sie einen Augenblick verständnislos an. »Aber … das kann nicht sein«, sagte er. »Sie würden mich hier nicht alleinlassen.«
»Das wollten sie auch nicht. Darauf gebe ich dir mein Wort«, sagte Luxa. »Aber sie konnten nichts dagegen tun. Manchmal ist man machtlos gegen das, was geschieht.«
»Ach so«, sagte Hazard. Seine großen grünen Augen füllten sich mit Tränen. »Wie damals, als meine Mutter mich verlassen hat. Sie wollte auch nicht gehen. Aber sie musste.« Er senkte den Kopf, und die Tränen rollten über seine Wangen und fielen auf die Steine. Boots kam herüber und zupfte Gregor am T-Shirt. »Gre-go, er weint.« Sie dachte immer, er könnte alles wieder hinbiegen, aber so war es nicht.
Gregor hob Boots hoch und drückte sie. »Ich weiß.« Mehr konnte er nicht sagen.
Luxa kniete sich vor Hazard hin und wischte ihm die Tränen ab. »Meinen Eltern erging es ebenso. Sie starbenauch beide«, sagte Luxa. »Meine Mutter und dein Vater waren Geschwister. Hast du das gewusst?«
Hazard schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Schwester.«
»Ich habe auch keinen Bruder. Aber gerade dachte ich, wenn du mit mir nach Regalia kämst, dann wäre es so, als hätte ich einen«, sagte Luxa. »Wirst du mitkommen?«
»Nach Regalia?«, sagte Hazard. Er wirkte so verloren. »Ich lebe hier im Dschungel.«
»Aber wer wird hier mit dir leben, Hazard? Wer wird für dich sorgen?«, sagte Luxa.
»Ich will meinen Vater! Und Frill!«, sagte Hazard und fing an zu schluchzen. »Sie sorgen für mich!«
»Ich weiß. Ich weiß. Aber sie sind fort«, sagte Luxa. Sie schlang die Arme um den kleinen Jungen, und er klammerte sich an sie. »Oh, Hazard, Hazard. Bitte, sag, dass du mit mir kommst. So schlecht ist es nicht in Regalia.«
»Mein Großvater … er lebt in Regalia. Er hat gesagt … ich kann … ihn jederzeit besuchen kommen«, stieß Hazard mühsam hervor.
»O ja! Vikus wird sich sehr freuen, dich zu sehen«, sagte Luxa und strich ihm über die dunklen Locken. »Alle werden sich freuen.«
»Und du wirst meine Schwester sein?«, sagte Hazard. Er schaute zu Gregor, der Boots im Arm hielt. »So, wie sie seine Schwester ist?«
»Wenn du mich haben willst«, sagte Luxa.
»Na gut«, sagte Hazard. Die Tränen liefen immer noch,aber er wischte sich die Nase am Ärmel ab. »Kann ich auf deinem Flieger sitzen?«
»Jederzeit. Und wenn wir in Regalia sind, lernst du vielleicht einen eigenen Flieger kennen, mit dem du dich verbinden möchtest«, sagte Luxa. »Würde dir das gefallen?« Hazard nickte. »Dann lass uns jetzt nach Hause fliegen.«
Sie hielten sich nur ein paar Minuten damit auf, aus dem Tümpel zu trinken und ihre Wunden zu waschen. Sie hatten nichts, womit sie die Schnittwunden, die ihnen von den Ameisen zugefügt worden waren, hätten verbinden können. Alles war zerstört worden. Immerhin schien ihnen die lilafarbene Flüssigkeit, mit der die Ameisen das Feld bespritzt hatten, nichts anhaben zu können. Sie brannte nicht wie die Säure von den gelben Schoten und ließ sich leicht abwaschen. Offenbar war sie nur für Pflanzen schädlich.
Drei Mäuse tauchten auf und warfen Luxa ein paar Dutzend Pflaumen vor die Füße, ehe sie weiterzogen. »Vielen Dank«, sagte Luxa. »Ich werde es euch nie vergessen, wie freundlich ihr zu Aurora und mir wart. Ihr sollt wissen, dass ihr, solange ich atme, immer eine Freundin im Unterland habt.« Sie nahm das goldene Band vom Kopf und legte es vor die Mäuse auf den Stein. »Solltet ihr je meine Hilfe brauchen, zeigt einem unserer Kundschafter meine Krone. Dann werde ich alles tun, was in meiner Macht steht, um euch zu helfen.« Schließlich legte Luxa ihnen der Reihe nach die Hand auf den Kopf, und sie piepsten einen Abschiedsgruß.
Weder Nike noch Aurora waren in sonderlich guter Verfassung, doch beide bestanden darauf, nach Hause fliegen zu können. Luxa nahm Hazard auf Aurora mit, und Gregor, Boots und Temp stiegen auf Nikes Rücken.
Gregor konnte es nicht erwarten, zurück nach Regalia zu kommen. Wenn das Heilmittel nun wirklich da war, in Neveeves Labor, und nur geheim gehalten wurde? Seine Mutter, Ares, seine Freunde … wenn sie noch am Leben waren, zählte jede Sekunde.
Die Fledermäuse erhoben sich hoch über die Lianen und flogen schnell in Richtung Regalia. Gregor dachte daran, wie quälend langsam sie zu Fuß
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