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Gregor und die graue Prophezeiung

Gregor und die graue Prophezeiung

Titel: Gregor und die graue Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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beherrscht war. Zwei Fledermäuse mussten die Flügel genäht bekommen, und obwohl sie sich große Mühe gaben stillzuhalten, während Solovet die Nadel durch ihre Haut zog, sah man, dass es eine schmerzhafte Prozedur war.
    Als kein Blut mehr floss, wandte sich Solovet zu Gregor. »Jetzt wollen wir uns um dein Gesicht kümmern.«
    Gregor befühlte seine Wange und spürte Striemen an der Stelle, wo er die Spinnweben abgerissen hatte. Solovet machte ein Auffangtuch nass und legte es ihm aufs Gesicht. Gregor musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht aufzuschreien.
    »Es brennt, ich weiß«, sagte Solovet. »Doch wenn man den Kleber nicht abwäscht, fault die Haut.«
    »Sie fault?«, fragte Gregor. Das klang furchtbar.
    »Wenn du es ertragen könntest, dir Wasser ins Gesicht zu spritzen, wäre das schmerzhafter, doch schneller vorüber«, sagte Solovet.
    Gregor holte tief Luft und tauchte dann den ganzen Kopf in einen der mit Wasser gefüllten Körbe. »Aaaah!«, schrie er im Stillen und kam keuchend wieder hoch. Nachdem er den Kopf fünf- oder sechsmal untergetaucht hatte, legte sich der Schmerz.
    Solovet nickte wohlwollend und reichte ihm ein Tonschälchen mit Salbe fürs Gesicht. Während er die Salbe behutsam auftrug, reinigte und verband Solovet ein paar kleinere Wunden und verband dem protestierenden Vikus das Handgelenk.
    Schließlich wandte sie sich zu Temp und Tick. »Krabbler, braucht ihr meine Hilfe?«
    Boots zeigte auf den verbogenen Fühler eines Kakerlaks. »Temp hat Aua«, sagte sie.
    »Nein, Prinzessin, wir heilen uns selbst«, sagte Temp. Gregor hatte Mitleid mit Temp, aber die Verletzung hatte auch ihr Gutes: Wenigstens konnte er die beiden Kakerlaken jetzt auseinander halten.
    »Va-band«, rief Boots und streckte die Hand nach dem krummen Fühler aus.
    »Nein, Boots«, sagte Gregor und hielt ihre Hand fest. »Temp kriegt keinen Verband.«
    »Va-band!« Boots schaute Gregor finster an und schubste ihn weg.
    Oje, dachte Gregor. Das kann heiter werden. Für eine Zweijährige war Boots eigentlich sehr pflegeleicht. Aber sie war nun einmal zwei, und hin und wieder bekam sie einen Wutanfall, gegen den der Rest der Familie nicht ankam. Normalerweise passierte das, wenn sie müde und hungrig war.
    Gregor wühlte in der Trage. Hatte Dulcet nicht etwas von Süßigkeiten gesagt? Er holte einen Keks heraus. »Keks, Boots?« Widerstrebend nahm sie den Keks und setzte sich hin, um daran zu knabbern. Vielleicht hatte er das Schlimmste abgewandt.
    »Hasst uns, die Prinzessin, hasst uns?«, fragte Tick besorgt.
    »Nein, nein«, sagte Gregor. »So ist sie eben manchmal. Meine Mutter nennt es die Trotzphase. Manchmal flippt sie einfach aus, ohne Grund.«
    Boots sah alle finster an und stampfte mit dem Fuß auf.
    »Hasst uns, die Prinzessin, hasst uns?«, murmelte Temp traurig.
    Babykakerlaken bekamen offenbar keine Wutanfälle.
    »Nein, Quatsch, sie findet euch immer noch toll«, versicherte Gregor. »Lasst sie einfach eine Weile in Ruhe.« Er hoffte, die Kakerlaken würden sich Boots’ Benehmen nicht so zu Herzen nehmen, dass sie wieder nach Hause gehen wollten. Nicht, dass im Moment irgendjemand irgendwo hätte hingehen können.
    Vikus winkte ihn zu sich und den anderen. »Gregor«,flüsterte er, »meine Frau fürchtet, die Spinner könnten den Ratten verraten, wo wir uns aufhalten. Sie rät uns, so schnell wie möglich zu fliehen.«
    »Von mir aus gern!«, sagte Gregor. »Aber wie sollen wir das anstellen?« Boots kam von hinten an und kniff ihn in den Arm.
    »Lass das, Boots!«, sagte er. »Nicht kneifen!«
    »Mehr Kekse!«, sagte sie und zog an ihm.
    »Nein, nicht für Kneifzangen. Kneifzangen kriegen keine Kekse«, sagte Gregor bestimmt. Ihre Unterlippe fing an zu zittern. Sie marschierte davon, ließ sich auf den Boden plumpsen und trat gegen die Kindertrage.
    »’tschuldigung, also, was habt ihr vor?«, sagte Gregor, als er sich wieder zur Gruppe gewandt hatte. »Können wir einfach das Netz durchtrennen und wegrennen?«
    »Nein«, flüsterte Solovet, »hinter diesem Netztrichter lauern Hunderte von Spinnen, die jedes Loch sofort flicken und uns mit ihren Giftklauen angreifen würden. Wenn wir durch die obere Öffnung fliehen, werden sie sich von dort auf uns stürzen.«
    »Was können wir dann tun?«, fragte Gregor.
    »Uns bleibt nur ein Ausweg. Wir müssen das Netz so schnell und gründlich zerstören, dass es sie nicht mehr trägt und sie es nicht flicken können«, sagte Solovet. Sie schwieg einen

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