Greifenmagier 1 - Herr der Winde
die casmantischen Soldaten abzulenken, hatte jedenfalls funktioniert - allerdings ein wenig zu gut. Der kahlköpfige Soldat wurde inzwischen von zwei seiner Kameraden unterstützt, die beide sehr geschickte und damit auch recht unbequeme Kämpfer waren. Der Kahlkopf zielte mit einem weit ausgeholten Hieb auf das Gesicht von Bertaud. Als der den Schlag abwehrte, führte der Glatzkopf sein Schwert entsetzlich schnell in einem eleganten Bogen wieder nach vorn und zielte auf die Brust, während seine Kameraden Bertaud auf beiden Seiten umgingen. Bertaud parierte auch den zweiten Angriff, jedoch nur um Haaresbreite, und drang vor, um sich der Umklammerung durch die beiden anderen zu entziehen. Der kahle Casmantier wehrte seinen Angriffsschlag ab, ohne mehr als einen oder zwei Schritte zurückzuweichen; die Wucht, mit der ihre Schwerter zusammenprallten, erschütterte Bertauds ganzen Körper.
Er täuschte eine Attacke auf die leicht gepanzerten Beine des Gegners vor und versuchte dann einen echten Stoß auf dessen Bauch. Doch noch im selben Moment sah er sich gezwungen, zur Seite zu springen, um dem wuchtigen Angriff eines der beiden anderen Soldaten zu entgehen, eines viel jüngeren Mannes, dessen Rüstung mit Silberziselierungen verziert war. Bertaud sank unter einem grausam schnellen Hieb des Jüngeren auf ein Knie und schwang das Schwert im Kreis, um alle seine Angreifer zurückzutreiben. Er wollte gerade wieder aufspringen - da griff ihn der kahle Casmantier flink von der Seite an, und diesmal gelang es Bertaud nicht, den Schlag zu parieren oder ihm auszuweichen.
Es war, als erhielte er einen Pferdtritt in die Seite. Zuerst spürte er den Schnitt gar nicht. Das würde sich noch ändern, wie Bertaud wusste. Ebenso verspürte er keine Schmerzen. Auch das würde sich ändern. Er versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, und stellte fest: Niemand griff ihn mehr an. Dass seine Gegner sich von ihm abwandten und ihn nicht erneut zum Kampf stellten, war ein deutlicher Hinweis darauf, wie schwer er verletzt war. Und ein weiterer war, dass es Bertaud nicht gelang, auf die Beine zu kommen. Dann stellte er zu seiner Verblüffung fest, dass er das Schwert anscheinend gar nicht mehr in der Hand hielt. Er griff sich an die Seite und ertastete Feuchtigkeit; doch er konnte sich nicht überwinden, an sich herabzublicken, und sah lieber auf.
Er entdeckte Kairaithin, der ihm überraschend nahe war und sich auf die Hinterbeine erhob; die rot-schwarzen Schwingen wirkten gewaltig vor dem strahlenden Himmel. Bertaud bemerkte auch Kes, die sich bei den Löwenpfoten des Greifen zusammenkauerte und winziger erschien als je zuvor. Er hatte den Eindruck, dass Jos nach wie vor kämpfte - gut für ihn! -, und empfand dabei eine leichte und törichte Verlegenheit, weil er selbst schneller als der andere Mann zu Boden gegangen war. Als ob es darauf angekommen wäre. Er fragte sich, ob Kairaithin immer noch zu sehr mit Beguchren beschäftigt war, um sich selbst vor den Soldaten zu schützen. Bertaud hatte nicht viel dazu beitragen können, diese Gefahr zu mindern. Und Jos würde es vermutlich ebenso wenig gelingen. Bertaud sah den Kaltmagier nirgendwo. War das ein gutes Zeichen? Wie dem auch sei - es war offenkundig, dass Bertaud und bald auch Jos nicht mehr in der Lage sein würden, den Greifen oder Kes noch viel länger zu beschützen.
Er glaubte zu sehen, wie sich Kairaithin erneut auf alle viere senkte und die Schwingen ausgebreitet hielt, sodass sie den gesamten Himmel bedeckten und eine Dunkelheit erzeugten, die gleicherweise die Sonne, das Licht und die Wärme aussperrte ... bis dann das Licht zurückkehrte und sich auf Bertaud mit einer Intensität ergoss, die fast wehtat. Er war geblendet von Licht, erfüllt von Licht und Wärme, spürte die eigenen Knochen in Licht verwandelt und im ganzen Körper brennen. Er schnappte nach Luft, wollte hochfahren und stellte fest, dass man ihn gepackt hatte und nun festhielt. Einen Augenblick lang dachte er an den Kampf zurück und versuchte sich zu wehren. Eine Stimme sprach sanft und zart Worte, die er nicht sofort verstand, und auf einmal hielt ihn niemand mehr fest. Und so schaffte er es, einen Ellbogen unter seinen Oberkörper zu schieben und sich wenigstens so weit hochzustemmen, dass er sich umsehen konnte.
Kes, die direkt neben ihm auf ihren Fersen hockte, stieß so etwas wie einen Seufzer aus. Anschließend entspannte sie sich, streckte sich und stand auf.
Bertaud blinzelte. Dann blinzelte
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