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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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konnte sich nach Westen zu seinem Fürstentum im Delta wenden. Das würde seine Onkel und Vettern dort gewiss überraschen.
    Mit Bedacht drehte er sich jedoch wieder zur Stadt um, durchquerte das Tor und suchte sich seinen Weg durch die Straßen zum Gasthof.
    Dieser war ein dreistöckiger Ziegelbau mit blumengeschmückten Balkonen vor den obersten Zimmern. Bertaud wusste, wo er den König finden würde: Die beste Zimmerflucht lag in der obersten Etage. Sie war reichhaltig möbliert und mit privatem Bad sowie Zimmern für die Diener des adligen Herrn ausgestattet, der hier gastierte. Iaor hatte sicher das gesamte Stockwerk für sich und seine militärischen Berater und die höheren Offiziere reserviert - und zudem für Meriemne, falls er sie mitgebracht hatte, was wahrscheinlich der Fall war. Möglicherweise hatte das Gefolge des Königs auch überall in den unteren Etagen Quartier bezogen.
    Was Bertaud nicht wusste, war, wie er am besten an den König herantrat. Die eigene Nervosität erschreckte ihn, aber er konnte nichts daran ändern. Das Bild von Iaors Gesicht in dem Augenblick, als er sich ihm widersetzt hatte, trat Bertaud erneut deutlich vors geistige Auge. Was, wenn er das Vertrauen und den Respekt des Königs verloren hatte, vielleicht für immer? Was blieb ihm dann? Das Haus seines Vaters im Delta? Er schnitt eine Grimasse.
    Er zwang sich, diesen Gedanken aus seinem Bewusstsein zu verbannen. Selbst wenn er die Wertschätzung des Königs verloren hatte ... zumindest, so dachte er sich, würde sich Iaor doch anhören, was er zu sagen hatte, ehe der König ihn fortjagte oder festnehmen ließ. Und so würde der König dann erfahren, dass ein casmantisches Heer in den Bergen hinter der Greifenwüste lagerte, angeführt von Brekan Glansent Arobarn persönlich. Mit dieser Nachricht verdiente sich Bertaud sicherlich des Königs Vergebung. Wohl jedoch nicht, dachte er, aufs Neue das entspannte Vertrauen, die Verlässlichkeit, die ihn und Iaor einst verbunden hatten.
    Er seufzte und näherte sich der Haupttür des Gasthofs. Mehr als alles andere wollte er jetzt diese Begegnung hinter sich bringen.
    Ein Soldat hielt hier Wache, allerdings kein Gardist, den Bertaud sicherlich gekannt hätte. Es handelte sich um einen Mann in den Farben einer Kompanie von der Westgrenze, den Bertaud, soweit er wusste, noch nie gesehen hatte. Der Fürst wollte ihn gerade ansprechen, als der Soldat unerwartet die Hand auf den Schwertgriff legte, ohne Bertauds Worte abzuwarten, rasch den Eingang zum Gasthof versperrte und einen lauten Ruf ausstieß.
    Erschrocken erhob Bertaud Protest, verstummte aber sogleich wieder. Er kannte den jungen Mann vielleicht nicht, aber er konnte doch bestimmt ausschließen, dass dieser Soldat ihn nicht erkannte. Hatte sein Hauptmann den Befehl gegeben, Bertaud sofort festzunehmen, wenn er auftauchte? Oder hatte ein General einen solchen Befehl erteilt? Möglicherweise Adries?
    War dieser Befehl etwa von Iaor selbst ergangen? Mit kaltem Herzen überlegte Bertaud, dass dies gut möglich war - nach der Art und Weise, wie er in Gesellschaft des Greifenmagiers aus Tihannad geflohen war. Jetzt fragte er sich, warum er damit nicht gerechnet hatte; warum er sich vorgestellt hatte, er könne direkt bis zum König gehen. Vielleicht würde sich Iaor sogar weigern, mit ihm zu sprechen.
    Oder wenn dieser Befehl auf einen General oder Höfling zurückging, der bei Hofe Bertauds Rivale gewesen war - vielleicht erfuhr Iaor dann noch nicht einmal, dass er zurückgekehrt war.
    Dieser letzte Gedanke lenkte Bertauds Hand, als er die des Soldaten ergriff, ehe der junge Mann das Schwert aus der Scheide herausziehen konnte. Der Soldat versuchte, sich aus diesem Griff zu befreien; also packte Bertaud das Handgelenk auch mit der anderen Hand, obwohl er wusste, wie töricht das war - obwohl er wusste, dass er diese Konfrontation in dem Augenblick verloren hatte, als er sich zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung verleiten ließ. Weitere Soldaten eilten herbei ... Doch er sah nirgendwo einen Gardisten ... erblickte niemanden, bei dem er vielleicht Gehör finden würde, ungeachtet aller Befehle, die man den Männern gegeben hatte. Er konnte nicht gegen so viele Soldaten kämpfen; er konnte ihnen auch keine Befehle erteilen. Was blieb ihm noch übrig? Bertaud gab das Handgelenk des Soldaten frei und wich zurück. Er hoffte auf eine Inspiration. Doch es kam keine.
    Ein weiterer Soldat - ein Leutnant, den Bertaud nicht kannte, wie er

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