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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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heiße Luft, noch über den meisten der größeren Greifen, und allmählich entspannte sich Kes etwas. Opailikiita ruhte so still auf dem Wind - sie bewegte die gefiederten Schwingen nur dann ein wenig, wenn sie die Richtung änderte -, dass es Kes allmählich leichtfiel, sich hoch oben in der Luft sicher zu fühlen. Schließlich beugte sie sich vor, dem Anschein nach gefährlich weit, um einen Blick über die Schulter der Greifin zu wagen.
    Die übrigen Greifen ließen sich weiter unten von den heißen Winden tragen, teilweise in kleinen Gruppen, teilweise einzeln. Mit bedächtigen Bewegungen bildeten sie immer wieder neue Formationen, während sich Gruppen überlagerten und wieder trennten, miteinander verschmolzen und dann erneut trennten; und es entstanden eindrucksvolle Farbmuster aus Bronze und Gold, Rot und Braun, Kupfer und Schwarz. Der weiße Tastairiane zog allein seine Bahn und glitt durch die Formationen der anderen Greifen hindurch, die ihm dabei den Weg freimachten. Der einzige Greif, den Kes nicht unter ihr entdeckte, war Kairaithin. Sie wusste jedoch, wo er steckte und warum er nicht mit den anderen flog.
    Sie folgte mit dem Blick erst einem Greifen und dann einem anderen. Sie kannte alle ihre stolzen, stürmischen Namen. Sie wusste von jedem Einzelnen, wie sich seine Stimme anfühlte, grimmig oder zart oder scharf wie vom Wind geschliffener Stein. Sie hätte allein aufgrund der Neigung des Kopfes oder des feurigen Blicks aus einem Auge den einen vom anderen unterscheiden können. Diese Namen donnerten in Kes' Blut und rollten ihr über die Zunge, und ein jeder von ihnen besaß einen ganz eigenen Charakter. Sie wusste, dass sie jede Verletzung, die einer von ihnen erlitt, als Bruch im natürlichen Fluss des Feuers durch diese Wüste empfinden würde. Sie wusste, dass sie Feuer in jede solche Verletzung lenken und so einen Greifen wieder heil und ganz machen konnte.
    Und sie wusste: Wenn sie das tat, goss sie damit den eigenen Körper und die eigene Seele in die Formen des Feuers. Sie flöge dann mit Opailikiita, riefe Feuer durch die Lüfte hindurch und verströmte es mit den Händen; Feuer liefe wie Blut durch ihre Adern, und sie würde sich in eine Kreatur des Feuers verwandeln. Das war ihr klar. Kurz überlegte sie, sich von Opailikiitas Rücken an einen fernen Ort hinter ihnen zu versetzen - diesen Krieg zwischen Menschen und Menschen, zwischen Menschen und Greifen, zwischen Erde und Feuer zurückzulassen, auf dass jemand anders ihn austrüge, jemand anders den Preis dafür entrichtete. Irgendjemand anders. Sie wäre dazu in der Lage. Kairaithin band sie nicht mehr. Nichts band sie mehr. Vielleicht würde sie sich vor Tesmes Haus wiederfinden und hören, wie die Stimme der Schwester nach ihr riefe ... Was Tesme dann wohl sagen würde? Kes stellte fest, dass sie sich gar nicht vorstellen konnte, welche Worte das möglicherweise wären.
    Tief unter ihnen standen nun die Menschen; sie waren weit entfernt und klein, unmöglich voneinander zu unterscheiden. Die Spitzen ihrer Speere funkelten wie silberne Wassertropfen in der Wüste; die Sehnen ihrer Bögen und die Pfeilspitzen blitzten ebenfalls silbern in der Sonne. Die Männer standen in ordentlichen Reihen, eine hinter der anderen. Kairaithin hatte gesagt, der König von Farabiand hätte nur ein kleines Heer in die Wüste geführt, aber Kes erschien es sehr groß. Sie fragte sich, ob es sich vielleicht tatsächlich gegen die Greifen wandte und was geschähe, wenn es das täte.
    Sie tragen eine eigene Magie in sich und bringen sie sogar in unsere Wüste, bemerkte Opailikiita. Diese Pfeile sind nicht erdgebunden. Auch wenn die Menschen, die sie angefertigt haben, nicht zu fliegen vermögen, so können doch diese Pfeile einen Greifen in der Luft treffen. Menschen sind sehr gefährlich. Und die Speere erschweren es, Menschen am Boden anzugreifen.
    »Du hast nicht ... Beim letzten Mal erschienst du nicht besorgt wegen der Speere.«
    Diesmal ist die Zahl der Menschen um ein Vielfaches größer. Und diesmal würden sie blendenden Staub und Sand sowie regnendes Feuer und Angriffe aus allen Richtungen erwarten. Sieh nur: Sie haben ihre Kompanien so aufgestellt, dass sie sich gegenseitig Schutz bieten.
    Kes konnte dergleichen überhaupt nicht erkennen. Zögernd fragte sie: »Was würdet ihr unternehmen, wenn ich nicht hier wäre?«
    Wärst du nicht bei uns, antwortete Opailikiita, erwartete uns eine schwierige Schlacht - so wenige von uns gegen so viele

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