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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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der Casmantier griff die Nachhut des Heeres von Farabiand an, und auf einmal brach in diesem ganzen Gebiet ein fürchterliches Chaos aus: Kes konnte in nichts davon irgendeine Ordnung erkennen.
    So strecken wir jene nieder, die uns vernichten wollen, erklärte Opailikiita grimmig.
    Kes schwieg. Auf einmal kreisten ihre Gedanken um den Namen eines Greifen: Esheteriu Nepuukai, ein junger, fröhlicher und leidenschaftlicher Greif mit kupferhellen Schwingen und goldenem Löwenfell. Kes wusste genau, so als stünde sie neben ihm, dass er niedergestreckt im Sand lag: In seiner Brust klaffte eine schreckliche Wunde, und ein Speer hatte eine seiner Pranken durchstoßen. Blut strömte aus ihm hervor und zersplitterte im Licht der Sonne zu Granaten und Rubinen. Kes erlebte es mit, als der Speer herausgezogen und zum erneuten Stoß gehoben wurde. Flüchtig dachte sie an Tesme, aber ihr blieb keine Zeit, zu denken, sich zu sorgen oder verängstigt zu sein, denn der Speer bewegte sich ein weiteres Mal auf sein Opfer zu. Ehe er jedoch traf, machte Kes den Leib des jungen Greifen heil und ganz und verfolgte mit dem geistigen Auge, wie er lossprang. Sie spürte es, als spränge sie gemeinsam mit ihm, und Begeisterung durchströmte sie wie Feuer durch die eigenen Schwingen.
    Sistairai Kaihastaikiita stürzte durch die strahlende Luft, die Flanke von Pfeilen gespickt - Pfeile mit Spitzen aus Eis und üblem Trachten. Kes durchstieß sie mit reinem Feuer und schloss die Wunden mit Feuer. Die Greifin stürzte durch ganze Schichten aus Feuer, fing sich mit machtvollem Flügelschlag
    ab und warf sich in einer Explosion aus Jubel und Zorn schnurgerade in die Tiefe, einer Explosion, die auch durch Kes raste.
    Dann erhielt der Herr von Feuer und Luft einen Pfeil in die Kehle. Kes brannte den Pfeil aus, sodass sich der König direkt in ein Dickicht aus Speeren werfen konnte. Sie rissen ihm Gesicht, Brust und Flanken auf, und Kes machte ihn erneut heil und ganz, während sein Name wie die Sonne in ihrem Blut pulsierte. Und ein weiteres Mal heilte sie ihn - bis ihm keine neuen Wunden mehr zugefügt wurden.
    Ist es schwer, meine Schwester?, fragte Opailikiita und wendete auf ihrer bedächtigen Spiralbahn, um Kes zurück über das Schlachtfeld zu tragen.
    »Nein«, flüsterte Kes. Es war nicht schwer. Aber es zog ihre Aufmerksamkeit nach innen, wo Greifennamen wie Gedichte in ihrem Blut sangen.
    Sie fand keine weitere Gelegenheit, sich die Schlacht von oben anzusehen. Sie hatte das Gefühl, selbst direkt beteiligt zu sein: Sie führte eine Schlacht, um Risse in der natürlichen Ordnung der Welt zu beheben, um Ganzheit durch ausgefranste Wunden zu weben. Ein- oder zweimal schien ein kaltes Unwohlsein nach ihr zu greifen, das wie Eis über ihre Finger kroch, mit denen sie sich in Opailikiitas Gefieder festhielt. Jedes Mal fiel die Kälte jedoch wieder von ihr ab, fast schon, bevor sie sich ihrer bewusst wurde, und sie vergaß sie gleich wieder im rollenden Donner des Feuers, das ihre Augen und ihr Herz ausfüllte. Letztlich war alles, was sie noch sah, Feuer. Sie wurde zu Feuer und brannte gemeinsam mit Opailikiita, die sich unter ihr in Flammen verwandelte und vor grimmiger Freude lachte.
    Kes bemerkte es nicht gleich, als die Verletzungen, die sich in ihr Gewahrsein drängten, allmählich weniger wurden und dann nur noch selten auftraten ... Schließlich stellte sie fest, dass sie die Zeit fand, wieder auf sich selbst zu achten. Sie nahm wahr, wie sie auf dem Rücken einer Greifin durch die Lüfte flog und wie sie aufs Neue Menschengestalt trug - ohne recht zu wissen, ob sie sie jemals wirklich aufgegeben hatte. Sie fand die Zeit, sich über Opailikiitas Schulter zu beugen, in den brennenden Staub tief unter ihr zu starren und zu versuchen, die Gestalten von Menschen und Greifen zu erkennen, die von diesem roten Staub verhüllt waren. Sie hatte keine Angst mehr abzustürzen. Sie dachte: Falls sie sich zu weit vorbeugte und abstürzte, dann würde sie einfach ins Feuer hineinfallen und sich in Feuer und wehenden Sand verwandeln. Aber sie fiel gar nicht hinunter. Sie sagte auch kein einziges Wort. Es schien ihr, als hätte sie die Laute menschlicher Sprache vergessen - wenn sie spräche, würden ihr wohl Flammen wie Edelsteine von der Zunge regnen.
    Auch Opailikiita schien nicht geneigt zu reden. Kes spürte sie in sich, vielleicht, weil sie ihr so nahe war, oder vielleicht, weil sie so eng befreundet waren. Opailikiita kam ihr nicht nur als eine

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