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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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immer noch stand?«, staunte Iaor laut. »Wie ist das möglich?« Er warf Bertaud einen scharfen Blick zu. »Sind deine Greifen womöglich vor uns dort eingetroffen und helfen ihm?«
    Bertaud zuckte die Achseln. Er konnte wohl kaum erklären, warum er überzeugt war, dass dies nicht geschehen war. Also antwortete er nichts und fragte sich niedergeschlagen, wie es nur gekommen war, dass er solche Geheimnisse vor seinem König und Freund wahrte.
    Behutsam rückten Iaor und sein Heer weiter vor, bis sie den Rand des Waldes erreichten. Dort hatten sie einen guten Überblick über Minasfurt und konnten selbst nicht vom Dorf aus gesehen werden, solange sie sich hinter den Bäumen verbargen.
    Minasfurt war natürlich nicht ummauert. Es war viel zu klein, als dass sich die Mühe gelohnt hätte, Verteidigungsanlagen zu errichten, zumal sein gesamter Reichtum - Land, Getreide und Vieh - ohnehin außerhalb einer solchen Mauer gewesen wäre. Das eigentliche Dorf umfasste nicht mehr als wenige Dutzend Häuschen, die alle aus weißem Mauerstein und dunklem Holz errichtet waren, besaß nur eine einzige gepflasterte Straße und eine breite Grünfläche im Zentrum. Das Heer des Arobarn rückte von allen Seiten gegen den Ort vor, war aber noch nicht dort eingedrungen: Man hielt es am Dorfrand auf.
    Die Verteidiger benutzten die Häuser, um die Lücken in ihren Linien zu schließen. Zwischen diesen vorgefertigten Mauern hatten sie sich aufgestellt, aber ihre Reihen waren erschreckend dünn und lichteten sich weiter, während Bertaud das Kampfgeschehen beobachtete.
    Sie benutzten meist Schwerter und standen damit vorwiegend Speeren gegenüber - ein verzweifeltes Ungleichgewicht, besonders angesichts der riesigen Überzahl der Angreifer. Angestrengtes Ächzen war zu vernehmen, keuchende Schreie der Wut oder Schmerzen von beiden Seiten, das Scheppern und Scharren und Krachen von Metall auf Metall ... Befehle, die in scharfen, hohen Tönen geschrien wurden, um sich über das Getöse hinweg Gehör zu verschaffen. Irgendwo wieherte kreischend ein verletztes Pferd, durchdringend und unschuldig wie der Schrei eines Kindes. Und über allem lag das beständige Rauschen des Regens, der sich in einem fort aus dem niedrigen Himmel ergoss ...
    Auch in den Häusern hielten sich Menschen auf; sie hatten die Fensterläden weit geöffnet, um auf die Casmantier zu schießen. Zuerst glaubte Bertaud, dass die Menschen in den Häusern allesamt Soldaten waren. Aber dann erkannte er daran, wie sich das fahle, wässrige Licht darauf spiegelte, dass sie die schmalen Kupferpfeilspitzen benutzten, die für die Jagd und nicht für den Krieg bestimmt waren. Anschließend bemerkte Bertaud, dass viele der Verteidiger, die aus den Fenstern schossen, einfache Dorfbewohner waren. Natürlich erwiderten die Casmantier den Beschuss, obwohl es ihnen draußen im Regen schwerer fiel, die Bogensehnen trocken zu halten. Einige von ihnen schafften dieses Kunststück jedoch, wie deutlich zu sehen war. Als ein Verteidiger getroffen wurde und laut aufschrie, war es die hohe Stimme einer Frau. Als Bertaud sie hörte, zuckte er zusammen.
    »Eles hat sich gut geschlagen und tut es weiterhin«, bemerkte Adries, der neben Bertaud auftauchte. »Er hat da mehr als hundert Mann, denke ich - eher fast zweihundert, wenn man die Zivilisten mitzählt. Er hält vielleicht noch eine Viertelstunde durch, womöglich eine halbe, ehe die Casmantier die Linie an irgendeiner Stelle durchbrechen. Dann ist natürlich alles vorbei ... Na ja, mal sehen, ob wir daran nicht etwas ändern können.«
    Adries sprach das Offensichtliche nicht aus: dass - was immer sie taten, um Eles und seine Truppe eine Stunde lang oder länger zu unterstützen - es trotzdem unmöglich war zu siegen. Es sei denn, die Greifen tauchten auf. Kairaithin, dachte Bertaud und sehnte sich danach, dass die Macht der Greifen den Menschen Farabiands zu Hilfe kam, aber er rief nicht nach ihnen. Der Regen fiel gleichmäßig, als täte er es schon von jeher und würde auch nie mehr aufhören - als wäre Regen eine feste Eigenschaft der Luft diesseits der Grenze. Erdmagie erzeugte ihn, dessen war sich Bertaud immer sicherer: Es war die kalte Erdmagie, die Casmantium einsetzte, dem Greifenfeuer völlig entgegengesetzt ... Falls er die Greifen zu kämpfen zwang, dachte Bertaud, kamen sie nur her, um abgeschlachtet zu werden, und was hätte das irgendeinem genützt? Und so rief er sie nicht.
    »Wir werden keine Hornsignale geben. Ihr solltet

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