Greifenmagier 1 - Herr der Winde
in der Wüste taten.« Iaor lehnte sich im Sattel zurück, streckte sich und wandte den Kopf, um ebenfalls die Casmantier zu mustern.
»Aber wie wäre es mit ... eher an die siebentausend?«, fragte Bertaud und deutete mit dem Kopf auf eine große dunkle Masse, die sich langsam die fernen Hänge des Gebirges herabbewegte. Es war durch den Regenschleier nur schwer zu erkennen ... aber das Glitzern Tausender Speerspitzen war unübersehbar.
Eles saugte langsam die Luft zwischen den Zähnen ein. Iaor gab keinen Laut von sich, aber sein Gesicht, das noch einen Augenblick zuvor grimmige Zufriedenheit gezeigt hatte, wurde reglos.
Auch die Casmantier hatten die neue Streitmacht entdeckt: Ihre Rufe klangen wie Hörner, die von ihrem Sieg kündeten.
»Er wusste natürlich, dass er mehr als fünftausend Mann benötigen würde, um Terabiand einzunehmen«, sagte der König einen Augenblick später. »Und so hat er seine Truppen aufgeteilt. Vielleicht, um einen Teil von ihnen nicht in die Wüste führen zu müssen. Oder um dafür zu sorgen, dass ich ihn unterschätze und mich in eine Position begebe, die ich anschließend nicht halten kann. Wie auch immer. Wie lange, denkst du, braucht er wohl, um diese Männer um die Wüste herumzuführen?«
»Wenn sie einen Gewaltmarsch hinlegen ... dann treffen sie gewiss vor der Morgendämmerung hier ein.«
»Sie kommen nicht hierher«, warf Adries ein, der herangeritten kam und die Zügel anzog, als er bei ihnen war. Er wirkte durch und durch angewidert. Die nassen Haare klebten ihm am Hals und an der Rüstung. Er setzte den Helm ab und rieb sich mit einer Hand ungeduldig das Gesicht. »Sie werden schnurstracks nach Süden ziehen, während uns die Truppen aufhalten, die schon hier sind. Da gehe ich jede Wette ein. Sie können Bered bis Mitternacht erreichen und am Mittag des folgenden Tages vor Terabiand auftauchen, lange bevor irgendjemand dort mit ihnen rechnet. Derweil macht uns der Arobarn noch heute Nachmittag ein Ende, ruht sich über die Nacht in Minasfurt aus und zieht mit seinen Männern in der Morgendämmerung los, um sich unseren Truppen entgegenzuwerfen, die von Sihannas oder Eheniand aus nach Osten ziehen. Zumindest täte ich das an seiner Stelle.«
Der König blickte Bertaud an. »Wir müssen die Greifen rufen. Und dieses Mädchen, um dafür zu sorgen, dass sie bei der Sache bleiben.«
»Ja«, sagte Bertaud, doch er dachte: Nein. Er hatte seine Entscheidung schon getroffen und blieb jetzt verzweifelt dabei: Es war einfach unmöglich, das von ihnen zu verlangen. Einen Augenblick später erklärte er: »Nur dass sie außerhalb ihrer Wüste, mein König ... Ich denke, sie können dann einfach nicht die Waffe sein, die das Schlachtenglück diesmal zu unseren Gunsten wendet. Und ich kann mir einfach nicht denken, warum sie in den eigenen Tod fliegen sollten, nur um uns zu beschützen. Besonders wenn sie letztlich scheitern müssen.«
»Sie könnten für uns eine Warnung nach Terabiand überbringen«, erwiderte Iaor. »Sie könnten eine Warnung überall im Süden und Westen verbreiten. Würden sie das für uns tun?« Er blickte sich um, als rechnete er schon fast damit, dass Kairaithin oder Opailikiita unvermittelt aus dem Regen auftauchten, und wandte sich dann frustriert wieder Bertaud zu. »Das heißt, sie könnten es tun, wenn sie möchten und wenn sie hier wären. Wir haben jedoch nicht mal eine Möglichkeit, sie darum zu bitten.«
Bertaud sagte nichts. Er hätte Kairaithin rufen und damit sein Wort brechen können; in dieser Notlage hätte er es sogar getan. Nur wusste er mit absoluter Gewissheit, dass dieser Regen auf die Kaltmagier zurückging - auf Beguchren. Wenn er Kairaithin in diesen magisch erzeugten Regen riefe, fiele der Greif sicherlich dem Kaltmagier zum Opfer, und was hätte irgendjemand davon gehabt? Unter diesen Umständen konnte er nicht, durfte er nicht rufen. Kurz überlegte er, einen Versuch zu unternehmen und die Greifen zu zwingen, dass sie casmantische Truppen bekämpften, nicht hier in Minasfurt, sondern überall dort, wo es ihnen möglich war ... Nur wusste er genau, wie ein Zwang sie zerstört hätte, und er wusste außerdem, dass dieser Zwang mit seinem Tod beendet wäre. Also stand ihm auch diese Möglichkeit nicht offen. Was auf ganz eigene Art eine ungeheure Erleichterung war.
»Wenn wir also keine Hilfe von den Greifen erhalten, sind wir verloren«, fasste Adries zusammen und erweckte so den unheimlichen Anschein, als hätte er Bertauds
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