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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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sowie seiner Träume sowohl interessant als auch beunruhigend. Sie gab ihm Tee zu trinken und forderte ihn auf, sich zu ihren Füßen auf den Boden zu setzen, damit sie ihm die Spitzen ihrer schmalen Finger an die Wange legen konnte. Bertaud saß geduldig da, den Kopf an ihr Knie gelehnt. Er hatte das Gefühl, als hätte jemand die Zeit zurückgedreht, und er wäre wieder ein zehnjähriger Knabe bei Hofe. Oder als säße dieser Knabe gleich neben ihm, erfüllt von Furcht und Verzweiflung und kaum eingestandener Hoffnung - ein Junge, der sich der Kraft und Beständigkeit des Schutzes noch nicht gewiss, den ihm Prinz Iaor gewährte. Mit der Zeit wuchsen jedoch starke Bande der Treue und des Vertrauens zwischen den beiden ... Hatte der erwachsene Mann letztendlich doch das Vertrauen verloren, mit dem Iaor den Knaben einst ehrte? Bertaud versuchte, nicht mal über diese Frage nachzudenken, und konzentrierte sich lieber auf die Einzelheiten seiner Begegnung mit den Greifen.
    Meriemne lauschte gebannt, während Bertaud erzählte, was in der Wüste geschehen war. Ihre blinden alten Augen ruhten auf seinem Gesicht, als könnte sie sehen. Sie räumte auf Bertauds Frage hin ein, dass eine erwachende Erdmagierin auf andere Bahnen gelenkt werden konnte, wenn man sie ausfindig machte, während ihre Macht gerade erblühte. »Wenigstens der Lehrmeinung nach«, sagte Meriemne nachdenklich. »Man kann erkennen, wie dergleichen vielleicht geschieht. Das ist technisch gesehen sehr interessant, aber es ist wirklich schwer für das arme Kind. Weiß sie, welche langfristigen Folgen diese ... äh ... Veränderung ihres Wesens wohl nach sich ziehen wird?«
    Bertaud hatte keine Ahnung, was Kes wusste, und konnte nur vermuten, was Meriemne meinte. Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, hochverehrte Meriemne. Wenn zutrifft, dass Erd- und Feuermagier eine starke Abneigung voreinander empfinden, dann kann man sich leicht vorstellen, dass sich ein Mädchen unwohl fühlt, das zur Feuermagierin gemacht wird, wenngleich sie eine Erdmagierin hätte werden sollen.«
    »Oh, diese Abneigung ist nur zu real«, erklärte Meriemne geistesabwesend. »Natürliche Verbundenheiten und Abneigungen sind nicht ungewöhnlich, musst du wissen. Wie die Abneigung des Singvogels gegen die Schlange oder die Verbundenheit des Raben mit dem Wolf: Eine ähnliche Verbundenheit besteht zwischen Erdmagiern und jungen Menschen, die eine Gabe für die Zauberkunst entwickeln, weißt du? Eine solche Verbundenheit ist oft der erste Hinweis auf die sich entwickelnde Gabe. Und dann gibt es diese tiefe Abneigung zwischen den Magiern der Erde und denen des Feuers ... Aber nein, ich glaube nicht, dass das Mädchen selbst sich unwohl fühlen würde, wie du sagst. Eher diejenigen, die es lieben und feststellen, dass es zu etwas geworden ist, was sie nicht mehr wiedererkennen ... und es als eine Schande betrachten, dieses Mädchen zu verlieren«, setzte die Magierin nüchterner hinzu. »Wir können immer einen neuen Erdmagier brauchen.«
    Was jedoch Bertaud in der Wüste erfahren hatte, das vermochte auch Meriemne nicht zu erklären.
    »Kein vorsätzlicher Angriff«, meinte sie nachdenklich. Ihre kühlen, trockenen Finger fuhren über sein Gesicht und zogen sich zurück, als sich Meriemne auf ihrem Stuhl aufrichtete. »Das denke ich jedenfalls. Es scheint mehr eine innere Reaktion von dir auf das Feuer der Greifen gewesen zu sein. Wie die Abneigung der armen Daiane ihre innere Reaktion war. Es ist eine Gnade, dass nur Magier solche Abneigungen erleben.«
    »Ich habe keinen Hinweis darauf gesehen, dass der Greifenmagier Daianes Abneigung erwidert hätte«, merkte Bertaud an, dem unvermittelt klar wurde, dass dieser Eindruck der Wahrheit entsprach. »Oder leiden nur die Magier der Erde daran und nicht die des Feuers?«
    »Oh nein, junger Mann - die Abneigung ist ein Messer, dessen Klinge auf beiden Seiten scharf ist.« Meriemne hielt kurz inne. »Hmm! Also handelte es sich um einen erfahrenen Magier, der die eigene Reaktion so gut beherrschen konnte, dass du sie nicht bemerkt hast. Na ja, du hast erzählt, er hätte Menschengestalt angenommen. Ich frage mich, ob er sogar umfassende Erfahrungen darin hat, sich im Land der Erde zu bewegen? Hat er womöglich gelernt, die Abneigung zu erkennen und zu kompensieren? Beinahe ...«, fuhr sie nachdenklich fort, »... wünschte ich mir, dieser Kreatur zu begegnen. Obwohl, wenn ich es mir genau überlege, vielleicht lieber nicht ... Du selbst

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