Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
Vom Netzwerk:
unwillkürlich, mit Nachdruck hinzu: »Aber falsch.«
    Der König zögerte. »Vertraust du dem eigenen Urteil in dieser Sache? Soll ich ihm vertrauen?«
    Bertaud konnte nicht vermeiden, leicht zusammenzuzucken, und brachte damit seine Antwort so deutlich zum Ausdruck, dass er sie auch hätte herausschreien können: Er wusste es nicht.
    Der König wandte sich an Meriemne. »Wirst du diese Kreatur aus deinem Zugriff entlassen, auch ohne sie zu binden? Wie lautet dein Rat?«
    Die Magierin öffnete eine gebrechliche Hand. »Dieses Geschöpf ist der Erde feindlich gesinnt, Iaor. Man muss sich ihm einfach widersetzen. Ich fürchte, es würde diese Halle Stein für Stein niederreißen und zu Asche verbrennen. Die Steine möchten am liebsten einstürzen, nur weil es hier ist. Die Luft selbst möchte sich am liebsten entzünden. Spürst du das nicht?« Ihre gebrechliche Stimme drückte eine feste Überzeugung aus.
    Bertaud schüttelte den Kopf. »Da spricht die Abneigung aus dir ... Sie kann gar nicht umhin, so zu fühlen, Iaor.«
    »Berätst du mich auf der Grundlage einer von dir nicht kontrollierbaren Feindseligkeit?«, fragte der König Meriemne. »Ist dein Rat verlässlich?«
    Die Magierin zögerte. »Ich denke, er ist verlässlich«, flüsterte sie schließlich. »Das denke ich, Iaor. Ich weiß, dass dieses Geschöpf über eine entsetzliche Macht gebietet - und der Erde unabänderlich feindlich gesinnt ist. Ich weiß es!«
    Bertaud stand wortlos und hilflos da, als sein König ihn vorsichtig musterte. Was konnte er denn sagen? Dass sich die älteste und weiseste Magierin Farabiands irrte, obwohl sie sich ihrer Sache absolut gewiss war? Welchen denkbaren Grund konnte er Iaor dafür nennen? Er bemühte sich trotzdem, Worte zu finden, die den König vielleicht überzeugten - die alle hier überzeugten. Doch ihm fiel keines ein.
    Der König wandte sich erneut an Meriemne. »Du kannst ihn binden?«
    »Oh ja!«, flüsterte die Magierin. »Ich fertige dir eine Kette mit der Macht der Erde und der geschaffenen Dinge darin an; sie wird durch nichts zerstört werden können, das nicht selbst aus Erde geboren ist. Sie wird Feuer und Luft und den wechselnden Wind binden. Mit dieser Kette kannst du diese Kreatur sicher festhalten.«
    Der König nickte. »Fertige deine Kette an!«
    Sie tat es. Sie fertigte die Kette Glied für Glied aus einem Schwert, das ihr einer der Wachsoldaten reichte, und aus dem steinernen Tisch. Sie stellte ein Glied aus einer filigranen Porzellantasse her und ein weiteres aus einem Kupferarmring, den ihr einer der Soldaten reichte, und wieder eines aus einer Kette polierter Holzperlen. In jedes Kettenglied fügte sie die Macht der Festigkeit ein, des Haltens und der Last.
    Der jüngere Magier nahm die Kette ehrfürchtig aus Meriemnes Händen entgegen, als sie fertig war. Das Ding sah wie eine gewöhnliche Kette aus, aber die Art, wie der junge Mann sie anhob, schien anzudeuten, dass darin die Last der Welt ruhte. Er schloss sie um Kairaithins Handgelenke und trat zurück.
    Mit einer kaum merklichen Handbewegung gab Meriemne den Greifenmagier aus ihrem Zaubergriff frei. Dann lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück und legte die Hände in den Schoß. Sie zitterte, entweder vor Erschöpfung oder aufgrund der Kälte, die auf einmal in den Raum einzudringen schien.
    Kairaithin hob den Kopf, bewegte die Hände unter den Körper und drückte sich mit ihnen langsam hoch, sodass er auf die Knie kam. Er betrachtete die Kette, die ihm die Handgelenke band, ohne die Miene zu verziehen - fast so, als sähe er die Kette gar nicht. Als er sich jedoch auf die Beine erhob, wirkten seine Bewegungen, als zerrte die Last an ihm. Sein Schatten war ... verschwunden. Obwohl die Lampen den ganzen Raum erhellten und alle anderen Personen hier Schatten warfen ... der von Kairaithin war nicht darunter. Bertaud hätte gar nicht ausdrücken können, warum ihn das so stark beunruhigte.
    Der Greifenmagier hatte keine Augen für Bertaud. Er blickte auch nicht eine Sekunde lang auf Meriemne. Er drehte langsam den Kopf und sah direkt Iaor an.
    »Falls Ihr mir etwas zu sagen habt«, forderte ihn der König auf, »dann sprecht jetzt!«
    Kairaithin verzog die Lippen zu einer Miene, die vielleicht Humor ausdrückte. »Jetzt noch? Jetzt habe ich nichts mehr zu sagen.«
    Der König starrte ihn an. »Greif. Feuermagier. Kairaithin - lautet so Euer Name? Welchen Empfang habt Ihr Euch von mir erwartet?«
    Des Feuermagiers Antwort bestand darin, die

Weitere Kostenlose Bücher