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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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hast nicht unter der althergebrachten Abneigung des Magiers gelitten? Nein, was du schilderst, ist wirklich etwas ganz anderes. Erzähle mir, hochverehrter Bertaud, besitzt du irgendeine Gabe? Verbundenheit mit einem Tier? Oder bist du ein Erbauer? Ein Rechtskundiger?«
    »Nein, hochverehrte Meriemne. Nur ganz wenige Mitglieder meiner Familie besitzen eine Gabe.« Sein Vater allerdings hatte eine Verbundenheit zu Habichten und Falken gehabt und sehr aufgebracht reagiert, als Bertaud nicht die leiseste Spur irgendeiner eigenen Verbundenheit zeigte. Bertaud, den diese Erinnerung schmerzte, erwähnte das nicht.
    »Hmm!« Die Magierin drehte den Kopf und starrte mit den blinden Augen auf seinen Schatten. Was sie darin entdeckte - wenn überhaupt etwas -, sagte sie nicht.
    »Aber die Träume?«, hakte Bertaud nach.
    »Die Träume, die du schilderst, sind gewiss ungewöhnlich«, räumte die Magierin ein. »Ich werde meiner Gehilfin die Anweisung geben, in meinen Büchern nach Reaktionen dieser Art zu suchen.«
    Doch es gab keine Garantie, dass bei dieser Suche irgendetwas herauskam - weder in diesem noch im nächsten Jahr. Und bis dahin ... »Was soll ich Iaor sagen?«, fragte Bertaud.
    »Hmm! Nun ja, Kind ... liebst du den König mehr als die Wüste?«
    »Natürlich!«, blaffte er und wunderte sich gleich im nächsten Moment darüber, dass er sofort beleidigt gewesen war. Vielleicht zu plötzlich? Und zu heftig? Möglicherweise war es gar eine Abwehr dessen, was das eigene Herz wirklich fühlte? Er verbannte den Zweifel gleich wieder, aber dieser meldete sich trotzdem zurück und schlich ungemütlich um seine Gedanken herum.
    »Dann vertraue dir selbst«, riet ihm Meriemne gleichmütig.
    Entweder übersah oder ignorierte sie seine Unsicherheit, und er konnte sich nicht überwinden, dieser Empfindung Ausdruck zu verleihen und die Magierin um Rat zu bitten. Es war ohnehin eine unbegründete Sorge. Ein unmöglicher Zweifel. Ganz bestimmt.
    Und so durchlebte Bertaud die folgenden Tage, begleitete den König und bemühte sich, die starre Festigkeit von Mauern nicht beunruhigend zu finden.
    Drei Tage nach Bertauds Rückkehr vom Schlachtfeld der Katastrophe erklärte Iaor Safiad, er sei zufrieden mit dem Stand der Vorbereitungen für den zweiten Versuch, die Wüste aus Farabiand zu vertreiben. An diesem dritten Tag stellte Bertaud jedoch zu seinem Erstaunen fest, dass die Greifen nicht einfach auf das Erscheinen weiterer Soldaten in ihrer Wüste warteten. Kairaithin kam nach Tihannad.
    Kairaithin erschien unangekündigt im großen Besprechungssaal, in dem Iaor und seine Ratgeber, General Adries und seine Offiziere, Meriemne sowie einer der jüngeren Magier aus Tihannad versammelt waren und über letzte Einzelheiten des bevorstehenden militärischen Einsatzes diskutierten.
    Der Abend dämmerte. Der Wüstenwind, dachte Bertaud, hatte sich zweifellos gelegt ... Aus dem Herzen dieser Stille trat Kairaithin in die Zeit der Menschen herüber. Der Blick der schwarzen Augen, mitleidlos wie Feuer, glitt über sie alle hinweg, verweilte für die Dauer eines Atemzugs prüfend auf Bertauds Gesicht und blieb auf dem König ruhen.
    »Iaor Daveien Behanad Safiad«, sagte er und kam einen kurzen Schritt näher. Er neigte kaum merklich das Haupt. »Darf ich sprechen?«
    Der König war verblüfft, aber nicht, wie Bertaud feststellte, ängstlich oder zornig. Er antwortete: »Ihr hättet Euren Namen meinem Haushofmeister mitteilen sollen. Hat niemand Euch aufgehalten, während Ihr nach mir suchtet? Wir führen hier eine private Besprechung. Jemand hätte Euch den richtigen Tag und das richtige Verhalten erklären sollen, wie man um eine Audienz nachsucht.«
    Bertaud war zunächst verwirrt, aber dann begriff er: Der König erkannte nicht, dass der Mann, der so unvermittelt zu dieser Besprechung erschienen war, gar kein Mensch war. Er konnte das Feuer in diesen nicht menschlichen Augen entweder nicht sehen oder hatte es bislang einfach nicht wahrgenommen; auch war ihm nicht aufgefallen, dass der von den Lampen geworfene Schatten seines Besuchers aus Feuer bestand ... Er war blind.
    Langsam ging Bertaud auf, dass alle Menschen in diesem Raum ähnlich blind waren - sogar die Magier. Der jüngere von beiden musterte den Fremden mit wachsendem Missfallen, aber Bertaud konnte im Gesicht keinen Hinweis darauf erkennen, dass der junge Mann begriff, was er sah oder fühlte. Allerdings zeigte sich im alten Gesicht von Meriemne, wiewohl sie wirklich blicklos

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