Grenzenlos
nicht.« Jakes Stimme überraschte mich und ich blickte vorsichtig durch meine Finger. Er hatte seine Boxer an. Sonst nichts. Was für ein Anblick in aller Früh. Er kam näher und schob meine Hände langsam von meinen Gesicht.
Mit verführerischer Stimme sagte er: »Versteckt dich nicht vor mir. Ich habe schon alles von dir gesehen, jetzt ist es zu spät um schüchtern zu werden«, und gab mir einen sanften Kuss auf die Lippen. »Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen, was ist los?« Er klang etwas besorgt. Ich schüttelte nur leicht meinen Kopf.
»Ich dachte du bist gegangen«, sagte ich kaum hörbar. »Ich dachte, ich...dass du einfach...« Ich schüttelte noch einmal meinen Kopf mit Verlegenheit. Jake setzte sich nun neben mich und strich mir sanft über die Haare, küsste meine Stirn und sagte leise: »Ich gehe nirgendwo hin. Ich kann mich von dir nicht fern halten Jessica. Ich habe es versucht, aber gestern als ich dich tanzen sah und die ganzen Männer dich angestarrt und angetanzt haben...«, er wurde angespannter, »...Ich konnte das nicht mit ansehen.« Jake kroch wieder unter die Decke zu mir und nahm meine Hände. »Ich kenne dich noch nicht lange, aber seit dem ich dich das erste Mal gesehen habe, konnte ich an keine andere mehr denken. Die paar Mal wo ich noch mit jemand anderen war, warst immer du in meinem Kopf. Und dann konnte ich einfach mit keiner anderen mehr zusammen sein. Was machst du nur mit mir?« Ein kleines Lächeln formte sich auf meinen Lippen. Er spürte die Spannung also auch. Jake lächelte beinahe verlegen zurück. Ich strich ihm sanft mit meinem Zeigefinger über seine Nase, über die Lippen, hinunter über seinen Hals und machte das was ich schon immer machen wollte, seit dem ich ihn das erste Mal ohne Shirt gesehen hatte. Ich zeichnete die Linien seiner Tattoos nach. Sie waren alle ganz verschieden. Tribals, ein chinesischer Drache, verschiedene Flaggen, einen Kiwi, ein Wassermann Sternzeichen, ein allsehendes Auge. Einige Tattoos waren schwarz-weiß einige waren in Farbe. Es war ein richtiges Kunstwerk, die Bilder verschmolzen ineinander. Jedoch stach ein Schriftzug hervor. Es war in einer schönen kursiven Schrift geschrieben. Ich las es leise vor.
Exhale the pain of the past.
Inhale the beauty of the present.
Jake schloss die Augen als ich las und atmete tief ein. Er war angespannt, das Gedicht musste etwas sehr besonderes sein. Ich wollte ihm die Anspannung wegnehmen und fragte woher er so viel Tattoos hatte.
»Gemacht hat sie immer der gleiche Artist, in der Nähe der Uni. Ich hab mir für jedes Land, wo ich das erste Mal war ein Tattoo machen lassen. Ein paar sind sonstige Erinnerungen«, erklärte er.
Mit einem Lächeln im Gesicht sagte ich: »Es sieht wunderschön aus, ich könnte es den ganzen Tag nachzeichnen.« Er lächelte zurück.
»Ich habe letztens dein Infinityzeichen entdeckt. Wieso gerader Infinity mit Life darin?«, fragte er neugierig und strich mit dem Daumen über mein Tattoo.
Ein einfaches »nur so« würde wohl als Erklärung nicht durchgehen. Auch wenn wir uns noch nicht lange kannten, aber es fühlte sich so an, als ob ich ihn schon immer kennen würde. Ich wollte ihm einfach alles anvertrauen. Damit auch er wusste, er konnte mir auch alles anvertrauen.
Ich erzählte ihm alles. Über meine Eltern, wie sie mich nie wirklich beachtet hatten, wie ich mich immer alleine fühlte, unser Streit, der Streit wegen Luke und auch die Ereignisse von diesem Freitag.
»Ich hielt es einfach nicht mehr länger mit ihnen aus. Ich...ich musste einfach weg. Und jetzt beginnt ein neues Leben für mich. Mein neues eigenes Leben. Ich möchte keine Fesseln mehr haben, niemand der mir sagt, was alles gut für mich ist und sich sonst einen Dreck um mich schert. Mein Leben ist jetzt grenzenlos ohne den Schatten meiner Eltern. Es ist alles offen für mich, unendlich. So wie ich mich schon immer fühlen wollte. Das ist es was das Tattoo für mich bedeutet.«
Jake zog das Tattoo mit seinem Zeigefinger nach. Ein Schauer lief mir über den Körper. Allein diese kleine Berührung brachte Schmetterlinge in meinen Bauch. Ich zog seine Kieferlinie nach und strich mit meinem Daumen über seine Oberlippe und seine Unterlippe.
»Es tut mir leid wegen deinen Eltern«, sagte er leise gegen meinen Daumen. »Du bist nicht alleine, du hast jetzt mich, du hast Claire und Max.« Jake lachte leise: »Mann, der ist verrückt nach dir, er warnte mich immer, falls ich dir je zu
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