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Grenzgaenger

Grenzgaenger

Titel: Grenzgaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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zugesagt. Auf der anderen Seite weiß ich heute gar nicht so genau …»
    Toppe nickte, auch er fühlte sich unsicher.
    «Wie sind Sie eigentlich auf mich gekommen?»
    Toppe legte die Karte beiseite. «Als wir wegen Suerick in der Klinik waren, ist mir angenehm aufgefallen, wie Sie sich für ihn eingesetzt haben. Es ist mir nicht ganz leichtgefallen, dieses Gespräch mit Ihnen zu vereinbaren. Das übliche Vorgehen ist das bei uns nicht, sich mit einem Psychologen zu beratschlagen. Ich weiß auch nicht, ob bei unserem Gespräch etwas herauskommt … Es ist einfach so, in dieser Mordserie gibt es ein Täterverhalten, das nicht nur in besonderer Weise auffallend ist, sondern auch merkwürdig widersprüchlich und ohne Sinn zu sein scheint. Es wäre wirklich schön, wenn Sie mir, als jemand von außen, der sich in der Materie auskennt, Impulse gäben. Ich möchte mir ein vernünftiges Bild machen können.»
    Toppe unterbrach sich. Wieso rede ich eigentlich so gestelzt?, dachte er.
    «Im Grunde genommen haben Sie recht, es ist schon ungewöhnlich, dass ich Sie um dieses Gespräch bitte.»
    Reimann nickte und klappte die Karte zu. «Am besten bestellen wir erst einmal. Der gegrillte Fisch ist hier wirklich ganz ausgezeichnet.»
    Toppe zündete sich eine Zigarette an. Er war schon öfter hier gewesen und fand die Atmosphäre angenehm. Sie saßen in dem erhöhten Teil des Restaurants, und er blickte hinunter auf den langen Tisch in der Mitte, der eben noch reserviert gewesen war. Jetzt saßen dort sechs Frauen unterschiedlichen Alters. Sie schienen sich hier zu Hause zu fühlen, sprachen den Kellner mit Vornamen an, bestellten ‹wie immer›, lachten und schnatterten ungeniert laut. Was für ein Club mochte das sein? Bestimmt kein Kegelclub, auch kein Handarbeitskränzchen, für Spielgruppenmütter waren die meisten zu alt. Einzelne Satzfetzen flogen zu ihm hoch: «Wenn die Anna das auf die Dauer nur leisten kann.» – «Wie ist die Aktion der IPPNW gelaufen?» Was, um Himmels willen, war das nun wieder?
    Der Kellner brachte die Vorspeisen, und Toppe wandte sich Reimann zu. «Ich glaube, ich fange einfach an zu erzählen, was mir bei diesen drei Mordfällen so merkwürdig vorkommt.»
    Reimann löffelte seine Schnecken, hörte dabei aber aufmerksam zu.
    «Also, der erste Fall: die Krankenschwester José Bruikelaer. Zunächst sieht es wie Selbstmord aus, Tod durch Erhängen, aber dann stellt sich heraus, dass die Frau vorher vergiftet wurde. Mit einem sehr ungewöhnlichen Gift, das auch der russische Geheimdienst benutzt hat. Das heißt, José Bruikelaer schlief, als der Täter sie aufgehängt hat. Das heißt ferner, der Täter muss sehr kräftig sein, also mit großer Wahrscheinlichkeit ein Mann. Er hat das Gift mitgebracht und wohl auch den Strick. Er hat also den Mord geplant. Offensichtlich auch diese Tarnung als Selbstmord, denn er stößt einen Stuhl um, damit sieht es aus, als sei sie von dort heruntergesprungen. Dann aber verlässt er den rationalen Boden: Er hinterlässt Fingerspuren auf dem Stuhl.»
    Reimann hob die Augenbrauen. «Wie? Der wischt die nicht einmal ab?»
    Toppe schüttelte den Kopf. «Verrückt dabei ist, dass er andererseits das Zimmer so penibel ordentlich verlässt, wie es vorher war. Das Gift hat er in einen Kaffee gemischt. Es sieht so aus, als habe José Bruikelaer ihren Mörder gekannt und mit ihm zusammen Kaffee getrunken, den er wohl selbst in der Küche aufgebrüht hat. Nach der Tat spült er die Tassen sorgfältig in der Küche ab und räumt sie in den Schrank. Auch dort gibt es Fingerspuren.» Toppe aß ein paar Bissen. «Tja, das wäre der erste Fall.»
    Reimann schien sein Essen vergessen zu haben.
    Toppe zerteilte eine gebackene Auberginenscheibe und genoss den zarten Knoblauchgeschmack. Sorgfältig spülte er mit einem Schluck Valpolicella nach.
    «Der zweite Fall: Das Opfer ist Jochen Reuter, ein Profi-Musiker und Ex-Sozialpädagoge. Auch da das KGB-Gift. Reuter schläft ein, der Täter sticht ihm eine mit Luft gefüllte Spritze in die Armvene, füllt mehrmals nach, ohne die Kanüle rauszuziehen. Das Opfer stirbt an einer Luftembolie. Reuter hat am Vorabend eine Fete gehabt, in der Wohnung sieht es chaotisch aus, überall Gläser und volle Aschenbecher. Diesmal ist das Gift im Wein. Der Täter lässt das halb gefüllte Weinglas mit dem Gift stehen. Anders als beim letzten Mal. Und wieder hinterlässt er Fingerspuren, diesmal auf der Spritze. Der dritte Fall liegt ein wenig

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