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Grenzgänger

Grenzgänger

Titel: Grenzgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Behrmann
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lachte leise, aber ich überging seine Reaktion. Meine Lippen berührten seinen Hals. Darunter pochte der Takt seines Herzens, ich konnte ihn durch meine Lippen fühlen.
    Meine Augen schlossen sich. Ich ließ nur noch die Sinne Tasten, Riechen und Schmecken regieren. Jeder einzelne meiner Sinne war geschärft – auf einem Niveau, welches ich vorher nie gekannt hatte.
    Zum zweiten Mal in dieser Nacht übernahmen meine Instinkte die Kontrolle über meine Handlungen. Ich öffnete den Mund und grub meine Zähne in Ians Fleisch. Er zischte auf, aber meine Arme schlangen sich um seine Schultern.
    Sein Blut floss in meinen Mund, so heiß, dass es wie ein Schock war. Und mit ihm kamen… Gedanken. Gefühle.
    Ich schluckte und stöhnte wollüstig auf. Freude raste durch meine Adern, immer stärker, mit jedem Schluck, den ich trank. Ich fühlte mich berauscht und bestand nur noch aus dem Wunsch, mehr davon zu bekommen. Jeder Gedanke an Sorgen oder Probleme war vergessen; einfach mit der heißen, roten Flüssigkeit fortgeschwemmt. Jemand hielt mich fest und unterbrach meinen Zustand – ich wimmerte.
    »Was soll das?«
    Ich wandte mich und wollte loskommen von dem, was auch immer mich da festhielt. Ich wollte weiter trinken! Alles, nur noch eine Sekunde länger dieses überwältigende Gefühl.
    »Schätzchen, für eine Jungfrau bist du aber ziemlich abgegangen«, keuchte Ian lachend und hielt sich eine klaffende Wunde am Hals.
    Irritiert sah ich erst ihn an und dann denjenigen, der mich festhielt. Es war ein Mann, ein Vampir, soweit ich es an seinem leicht geöffneten Mund feststellen konnte und er wirkte nicht sonderlich glücklich. Ganz sicher konnte ich es aber nicht sagen – seine Augen irritierten mich. Sie waren milchweiß.
    »Ich… ich wurde hier eingesperrt und…«
    »Natasja hat ihr einen ausgegeben«, sprang Ian ein und ging zu einem Schränkchen, um sich einen Pressverband herauszunehmen, den er gegen seinen Hals drückte. »Sie sagte, sie hat noch nie jemanden gebissen.«
    »Warum hast du sie nicht vorgewarnt?«, tadelte ihn der mir fremde Vampir, aber Ian zuckte nur mit den Schultern. »Sie hat sich derart geziert… ich war froh, dass sie überhaupt zugebissen hat.«
    Der Vampir ließ mich los.
    »Du hast Blut am Mundwinkel.«
    Ich fuhr mit reflexartig über die Lippen und sah, dass mein gesamter Handrücken blutbesudelt war. Bevor ich fragen musste, reichte mir Ian mit einem wissenden Grinsen ein paar Kleenex. Ich wischte das Blut ab und war froh, dass ich schon vor ein paar Wochen auf kussechten Lippenstift umgestiegen war. Wer hätte gedacht, dass er sich jemals einem solchen Härtetest unterziehen müsste? Abwesend leckte ich mir wieder über die Lippen, um die letzten Reste des Blutes loszuwerden.
    »Du solltest dich nicht allzu sehr an diesen Geschmack gewöhnen«, mahnte mich der Vampir mit den weißen Augen. »Nicht jeder schmeckt wie eine Bluthure.«
    Ich sah Ian an, dessen Blutung mittlerweile aufgehört hatte. Er hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben und zuckte die Schultern. »Wir sind halt was Besonderes«, grinste er.
    Ich verdrehte die Augen und sah lieber wieder den Vampir an. Der kam näher und musterte mein Gesicht. »Darf ich?«, fragte er höflich.
    Ich nickte, auch wenn mir nicht ganz klar war, was er genau wollte. Seine Fingerspitze legte sich sanft auf meine Lippen und schob sie auseinander. Den Mund einen Spaltbreit geöffnet, stand ich da und wartete, was er tun würde. Er ging ein wenig in die Knie und spähte in meinen Mund.
    »Bei allem Heiligen – erst heute Nacht?«
    Ich nickte ein wenig, versuchte aber gleichzeitig den Kopf nicht allzu stark zu bewegen. Er zog seine Hand zurück.
    »Wer hat dich gewandelt?«
    »Ein Engel. Sein Name ist Samhiel.«
    Der Vampir hob überrascht die Braue, sagte aber nichts dazu.
    »Was meinten Sie mit Bluthuren? Wieso schmecken Sie anders?«, lenkte ich das Gespräch in eine andere Richtung.
    Er deutete auf Ian. »Hat es sich gut angefühlt, als du getrunken hast? Wie eine… Droge?«
    Ich nickte.
    »Das liegt daran, dass Ian ein manipulativer Bastard ist.«
    Ich sah zu genanntem manipulativen Bastard, aber er schien die Bemerkung als Kompliment anzusehen. Der Weißäugige erklärte: »Wenn jemand von ihm trinkt, blockt er jeden anderen Gedanken als den an Freude aus.«
    »Was haben denn seine Gefühle mit mir zu tun?«
    »Lass es sie ausprobieren, Elandros«, mischte Ian sich ein.
    Der Angesprochene nickte leicht. »Die Idee ist vielleicht

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