Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
Esclaur, die Zeugen zu bewachen, während ein Trupp aus Soldaten, Gardisten und Edelleuten an mir vorbei zu Flavans Haus ritt und an das Portal hämmerte. Andere ritten zu den Seiteneingängen des Hauses und pochten dort ebenfalls an die Türen. Esclaur fing meinen Blick auf, rief einem Gardisten ein paar Worte zu, wendete sein Pferd und trabte zügig in meine Richtung.
Ich war gerade auf der Suche nach Suiden und Javes, als ich aus dem Augenwinkel etwas flackern sah. Ich drehte mich um und sah Slevoic, der in einer Seitenstraße auf der anderen Seite des Platzes verschwand. Ich machte mich an seine Verfolgung und hörte Hufgetrappel hinter mir. Ein kurzer Blick über die Schulter verriet mir, dass Esclaur und Jeff mir folgten, begleitet von Basels Geist in Hirschgestalt. Dann blickte ich wieder nach vorn, galoppierte durch die Seitenstraße und sah hinter einer Ecke etwas blitzen. Ich machte einen großen Bogen um die Hausecke und spähte vorsichtig in die Straße, falls dort ein Hinterhalt auf mich wartete. Es wartete einer. Slevoic und etwa zwanzig aufständische Soldaten. Alle blickten mir entgegen.
Slevoic grinste, Prudence Eiches Leichnam in einer Hand. Seine blauen Augen schimmerten im Dämmerlicht der Straße. »Dieser Grenzland-Auswurf ist wirklich so leicht in die Falle zu locken.« Er betrachtete uns genüsslich. »Kein Groskin?« Er grinste boshaft. »Ich würde aufpassen, wen ich hinter mich lasse. Man weiß nie, wer noch keine Missgeburten mag.« Seine Männer lachten über seinen Scherz.
Ich hatte den Anblick grinsender Fratzen wirklich satt. »Hauptmann Suiden ist dicht hinter mir, Scheußlicher. Er müsste jede Sekunde hier eintreffen.« Meine Hand brannte nicht, also musste es stimmen. Ich sah, wie ihm das Lächeln bei dem Gedanken verging, sich erneut dem Drachenprinzen stellen zu müssen. Dann betrachtete ich die aufständischen Soldaten. »Ihr hättet ihn heute Morgen sehen sollen. Man hätte fürchten können, dass er einen Herzinfarkt bekommt.«
»Halt’s Maul, Missgeburt.« Slevoic war nicht amüsiert.
»Ich, eine Missgeburt? Sagen Sie, wissen Ihre Kumpane, was Sie da am Leib tragen, Scheußlicher? Und woraus Ihre Fahnenstange besteht?«
»Ich sagte, halt’s Maul!«
Ich unterdrückte ein »Bring mich doch dazu!« und seufzte. »Kommandeur Loel ist tot, Lord Teram gefangen. Die Rebellion ist niedergeschlagen worden, Slevoic. Es ist vorbei.«
»Vielleicht, Lord Auswurf Süßbacke, vielleicht kommt aber auch das Beste noch, denn jetzt heißt es nur noch du und ich.« Slevoic griff nach seinem Schwert.
Ich staunte erneut über Slevoics überschaubares Universum, das schlicht alle anderen Leute um uns herum ausschloss. Andererseits war ich mehr als bereit für einen Kampf und hob mein Schwert, während mein Pferd einen Schritt nach vorn machte. Sein Hufschlag hallte laut in der schmalen Gasse.
»Was zum Teufel ist das denn?«, schrie einer von Slevoics Männern. Ich blieb stehen und sah ihn an, aber er starrte mit weit aufgerissenen Augen an mir vorbei.
Ich runzelte die Stirn, lächelte dann jedoch, als etwas Fahles, Durchscheinendes neben mir auftauchte. »Das ist Soldat Basel.« Ich richtete meinen Blick wieder auf Slevoic. »Erinnern Sie sich noch an unseren Koch, Scheußlicher? Sie kennen ihn gut, immerhin haben Sie zusammen gedient, bevor er zur Bergpatrouille versetzt wurde.« Ich beugte mich vor. »Er wurde heute Morgen ermordet; ihm wurde die Kehle aufgeschlitzt, als er im Küchengarten Kräuter holte.«
»Wahrscheinlich war das diese Mutantenkatze«, knurrte Slevoic, der ebenfalls den Geist anstarrte.
»Die Völker der Grenzlande betrachten weiße Hirsche als heilig«, erwiderte ich, während Basel sich dort aufbaute, wo ich ihn besser sehen konnte. »Laurel Faena hätte ihn ebenso wenig ermordet, wie der Patriarch Kirchenaltare schänden würde. Nein, einer seiner Kameraden hat ihn umgebracht.« Basel senkte das Geweih und kratzte lautlos mit einem Huf über die Pflastersteine. Ich betrachtete die Soldaten hinter Slevoic. »Er hat auch Waffen manipuliert. Seid ihr wirklich sicher, dass ihr mit ihm reiten wollt?«
Die Aufständischen murrten, und zwei machten sogar Anstalten, von Slevoic abzurücken, erstarrten jedoch, als der sie finster ansah. Dann riss er den Kopf herum und blickte mich an. Ich unterdrückte einen Schrei beim Anblick seiner glühenden Augen. »Niemand geht irgendwohin, es sei denn, ich sage es.«
»Knochen und blutige Asche!«, stieß Jeff hinter mir
Weitere Kostenlose Bücher