Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
dem Augenwinkel, wie Esclaur und ein anderer Edelmann zu den Zeugen ritten, die sich in dem Schwirren der Schwerter, Streitäxte und herumwirbelnden Hufe ängstlich aneinanderdrängten. Jusson schlug einem Mann den Kopf ab, stürmte dann weiter, um Teram zu stellen. Der Flavan ritt jedoch auf mich zu, während sich Kommandeur Loel auf den König stürzte. In dem Moment teilte sich der Tumult, und ich erhaschte einen Blick auf ein purpurnes Schimmern. »Slevoic!«
Ich versuchte, Teram zu passieren, rammte meinen Schild gegen ihn. Er wich dem Stoß jedoch aus und hob angeberisch sein Langschwert, dessen Klinge dicht an meinem Kopf vorübersauste. Ich bückte mich tief über den Hals meines Pferdes, wendete es mit den Knien, stellte mich Teram und konnte gerade noch rechtzeitig einen zweiten Schlag mit meinem Schild abfangen. Die Wucht hinter dem Hieb überraschte mich. Mein ganzer Arm vibrierte.
»Du hättest in den Grenzlanden bleiben sollen, Cousin!«, rief Teram, als er erneut mit seiner schweren Waffe ausholte und dabei vor Anstrengung grunzte. »Jetzt werde ich deinen Kopf über meinen Thron hängen, und meine Füße werde ich mit dem Fell eines Berglöwen wärmen.« Ich dachte derweil, dass sein Fett recht ansehnliche Muskeln verbarg, denn erneut erschütterte sein Schlag meinen Schildarm. Er kam näher, versuchte mich aus dem Sattel zu stoßen, aber mein Pferd drängte seines zurück, schlug mit den Hufen zu und biss dem anderen Gaul in den Hals.
Eso Dru, Slevoics Cousin. Ich wunderte mich, wie ich die Boshaftigkeit hatte übersehen können, die hinter Terams leutseliger Fassade lauerte, als er mich begrüßte. Ich öffnete den Mund, um über seine Paarungsgewohnheiten und die vermutliche Vaterschaft seiner Kinder zu spekulieren, doch stattdessen schrie ich nur »Räuber!«, als die Rune meine Handfläche erwärmte und mir die Hitze den Arm hinaufströmte.
»Ach wirklich! Ist das alles, was du kannst?« Terams Augen funkelten höhnisch. »Kein ›Mörder‹ oder ›Meuchelmörder‹?« Er schüttelte den Kopf. »Was für ein Gimpel!« Er schlug mit dem Schwert zu, und ich wich aus. Dann versetzte ich ihm selbst einen Hieb, den er mit seinem Schild parierte. Er täuschte einen Schlag an und zielte dann erneut auf meinen ungeschützten Kopf. Ich duckte mich und stach gleichzeitig mit meinem Schwert in seine ungeschützte Flanke. Sein Kettenpanzer wehrte den Schlag zwar ab, aber er nahm ihm zumindest kurz die Luft. Sein Blick verriet seine Empörung darüber, dass ein Provinzler aus den Grenzlanden es gewagt hatte, ihn zu treffen.
»Räuber!«, schrie ich erneut, während die Wärme von meiner Hand sich über meinen ganzen Körper ausbreitete. Ich zielte auf seinen Schwertarm, und als er seinen Schild hochriss, schlug ich mit dem Schwert auf sein Knie. Er senkte rasch den Schild, um den Schlag abzublocken, und im selben Moment rammte ich die Kante meines Schildes gegen sein ungeschütztes Gesicht. Trotz des Nasenschutzes an seinem Helm spritzte Blut aus seiner Nase, als wäre eine reife Tomate geplatzt. Teram knurrte erneut, diesmal vor Schmerz, und versuchte, seinen Schild zu heben, aber ich blockierte ihn mit dem unteren Ende meines Schildes. Dann zog ich meinen Schild mit einem Ruck heran und riss Teram aus dem Sattel, der mit einem überraschten Schrei zu Boden fiel, wo er krachend landete. Sein Schwert hielt er jedoch noch in der Hand und versuchte, es meinem Pferd in den Bauch zu rammen. Mein Streitross bäumte sich auf, tanzte auf den Hinterbeinen und machte Anstalten, seine eisenbeschlagenen Hufe auf Teram ibn Flavan e Drus Gesicht heruntersausen zu lassen.
»Halt, Hase!« Der Huf eines anderen Pferdes sauste herunter, und Teram schrie verzweifelt auf, als seine Schwerthand zerschmettert wurde. Ich ließ mein Pferd auf alle viere herunter. Seine Hufe landeten rechts und links neben Terams Kopf, und ich starrte in das Gesicht von König Jusson und das von Lordkommandeur Thadro direkt dahinter. Jusson grinste mich boshaft an. Aus einem Schnitt auf seiner Wange rann Blut. »Der gehört mir, Cousin, und ich möchte ihn lebend haben. Einstweilen.«
Bereitwillig machte ich Platz, als Jusson von seinem Wolfsrudel und seiner Leibgarde umringt wurde. Ich ließ meinen Blick über den Platz gleiten. Zu meiner Überraschung neigte sich der Kampf bereits dem Ende zu. Die meisten Aufständischen hatten kapituliert und knieten am Boden; Kommandeur Loel lag regungslos auf den Pflastersteinen. Einige Gardisten halfen
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