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Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Titel: Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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alten Seebären, der ›Neffe‹ schreit!«
    »Er traut mir nicht zu, die richtige Entscheidung zu treffen, Sir? Das Wahre vom Falschen unterscheiden zu können, ganz gleich, wer mich seinen Verwandten nennt?«
    »Natürlich nicht. Sie sind gerade erst zum Leutnant befördert worden und soeben Ihren Flegeljahren entwachsen, auch wenn Sie sich jeden Morgen rasieren. Sie sind noch nicht lange weg von Ihrem Bauernhof und aus einer kleinen Stadt in den nördlichen Gemarkungen, wo das Schnellste die Schneeschmelze im Frühling ist.« Javes betrachtete mich. »Ehrlich gesagt, Hase, bin ich selbst überrascht, dass Ihnen die Höhen, die Sie in letzter Zeit erklommen haben, nicht zu Kopf gestiegen sind.«
    »Vielleicht liegt das daran, Sir, dass meine Eltern keinen Dummkopf großgezogen haben.« Der finstere Blick, mit dem Kaplan Obruesk mich bedachte, der eben an uns vorbeiging, lenkte mich von Javes’ gerunzelter Stirn ab. »Allerdings kann es auch daran liegen, dass es etliche Leute gibt, die dafür sorgen, dass ich weiß, wo ich hingehöre, und auch dort bleibe.«
    Javes verfolgte den Kaplan ebenfalls mit seinem Blick. Als er sich zu mir umdrehte, funkelten seine Augen. »Sie meinen Bescheidenheit? Sie würden Gott selbst im Angesicht der Hölle noch widersprechen. Sagen Sie, sind alle in den Grenzlanden so wie Sie?«
    Ich dachte einen Moment nach. »Die meisten, Sir, ja.«
    »Verstehe.« Javes atmete tief durch. »Es dürfte dann wohl sehr interessant werden, wenn wir dort ankommen.« Er nickte, schlenderte davon und überließ mich meinem Treffen mit Groskin.
    Ich fand den Leutnant in der Kabine der Leutnants, was wenig überraschend war. Er hatte mehrere Laternen besorgt, sie über seiner offenen Truhe platziert und seine Ausrüstung um sich herum ausgebreitet. Als ich hereinkam, winkte er mich zu sich. »Ich hatte keine Gelegenheit, meine Ausrüstung zu überprüfen, seit wir die Botschaft verlassen haben, und ich dachte, ich sollte mich davon überzeugen, dass sich keine dieser verdammten Spinnen in meiner Truhe eingenistet hat.«
    Ich war auf ihn zugegangen, aber als er die Fahlen Tode erwähnte, stand ich im nächsten Moment auf der vierten Sprosse der Leiter zum Oberdeck. Ich konnte mich nicht daran erinnern, meinen Fuß auf eine der ersten drei Sprossen gesetzt zu haben.
    Groskin lächelte. »Sie mögen Spinnen nicht sonderlich, was?«
    »Nein«, gab ich zu und setzte mich hin. »Ich verstehe zwar ihre Funktion im Großen Plan, aber ich schätze es nicht, wenn sie zutraulich werden.«
    »Keine Sorge. Es sind keine da.« Groskin begann, seine Sachen einzupacken. »Wo sind Ihre Schatten?«
    »Jeff ist … indisponiert.«
    »Im Kopf, ja?«
    Ich nickte, als ich mich nach meinem geisterhaften Gefährten umsah. »Was die Marine als Frühstück bezeichnet, bereitet ihm manchmal heftige Magenschmerzen.« Etwas flackerte in der Ecke. »Und Basel ist da drüben.«
    Groskin sah zu dem Geist hin, zögerte und nickte. »Habe Sie nicht gesehen, Basel.« Er packte weiter. »Eines kann ich Ihnen sagen, Reiter, ich vermisse Ihre Kochkünste.«
    »Sic!«, murmelte ich.
    In dem Schweigen hörten wir, wie die Dinnergäste zum Schiff des Vizeadmirals ablegten. »Tut es Ihnen leid, dass Sie das verpassen?«, erkundigte sich Groskin.
    »Eigentlich nicht«, antwortete ich.
    »Was? Das Essen war da auch nicht gut?«
    »Im Gegenteil. Aber es wurde ein Braten serviert, den der Vizeadmiral direkt vor meiner Nase angeschnitten hat.«
    »Braten?« Groskin sah mich an. »Und was noch?«
    Ich beschrieb ihm das Essen und den Nachtisch, und Groskins Augen wurden glasig.
    »Ein Braten mit allen Finessen, und der Käpt’n nimmt einen verdammten Wurzelfresser und einen Geist mit«, knurrte Groskin, als ich fertig war, und schüttelte den Kopf.
    Es wurde wieder still. Der Leutnant packte den Rest seiner Ausrüstung in die Truhe und schloss den Deckel. Dann sah er mich an und seufzte. »Auch wenn ich noch einmal sage, dass es mir leidtut, würde das nichts nützen, richtig?«
    Ich zuckte mit den Schultern, während ich fasziniert das hochinteressante Schattenmuster an der Decke beobachtete, das die Laternen warfen.
    Groskin setzte sich auf seine Truhe. Mit einem kurzen Blick stellte ich fest, dass ihn diese sich überlappenden Schattenmuster ebenfalls interessierten. »Wissen Sie, ich habe als Heranwachsender nicht an die Magischen geglaubt. Ich habe sie wie alle anderen für Kindermärchen oder Tricks gehalten, die irgendwelche Gaukler

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