Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
aus!«
»Jawohl, Sir«, antwortete Groskin. Er holte tief Luft. »Sie können sich auf mich verlassen.«
Unsere kleine Gruppe wurde auf dem Kai von einer kleinen Abteilung Fußsoldaten empfangen, die von einem berittenen Elf angeführt wurde. Er trug eine Rüstung aus poliertem Silber, ein dunkelblaues Cape und eine mit Federn besetzte blaue Mütze. Mit seinem schmalen Gesicht, seinen spitzen Ohren, den geschwungenen Brauen und schwarzen Augen hätte er ein entfernter Cousin von König Jusson sein können. Allerdings behaupteten ohnehin sehr viele Leute, dass Dunkelelfen sich allesamt ähnlich sähen.
Er sah uns von seinem Pferd herunter an. »Laurel Faena?« Die Stimme des Elfs war hell und melodisch.
Laurel verbeugte sich.
»Ich bin Eorl Pellan, Kommandeur seiner Gnaden Loran, Fyrst von Elan.« Er betrachtete uns erneut. Diesmal blieb sein Blick auf mir haften. Seine Miene versteinerte sich, als er die Feder bemerkte, doch dann weiteten sich seine Augen, als er Basel und die Ehrenwerte Esche sah. Sein Blick zuckte zu Laurel zurück, der ihn ausdruckslos ansah.
»Heil Euch, Eorl Pellan«, begann Kanzlerin Berle, die sich vordrängte und im nächsten Moment zur Salzsäule erstarrte, als sowohl Laurel als auch Eorlkommandeur Pellan sich zu ihr herumdrehten. Der Blick des Elfs war ziemlich hochmütig, gelinde gesagt.
»Die Ehrenwerte Berle ist eine Gesandte von König Jusson von Iversterre und wurde als Zeichen seines guten Willens und der Hoffnung auf Frieden hierher entsandt«, sagte Laurel und kehrte der Kanzlerin mit einem Zucken seines Ohres den Rücken zu. Das Gesicht der Kanzlerin brannte feuerrot.
»Nun denn. Ich geleite Euch zu Seiner Gnaden, Ehrenwerter Faena«, sagte Eorlkommandeur Pellan, der die Kanzlerin ebenfalls ignorierte. Er gab seinen Soldaten ein Zeichen, auf das hin zwei Kutschen vorgefahren wurden, die von muskulösen Pferden gezogen wurden. »Es wird ein wenig eng, aber ich glaube, es passen alle hinein.«
»Wenn Ihr gestattet, Ehrenwerter Eorlkommandeur, dann würde ich gern mit Euch gehen«, sagte Laurel mit einer weiteren Verbeugung.
Während des Durcheinanders beim Einsteigen näherte ich mich Kanzlerin Berle. »Sie reden nicht, bevor Sie angesprochen werden, Kanzlerin«, sagte ich. »Hat Laurel Faena nicht mit Ihnen über das Protokoll gesprochen?«
»Doch, aber …« Kanzlerin Berle unterbrach sich und errötete erneut, während sie mich gereizt ansah.
»Es wird immer wieder passieren, Kanzlerin«, sagte ich. »Man wird über Ihren Kopf hinweg reden, als wären Sie nicht da. Elfen mögen Menschen nicht besonders, und das aus sehr guten Gründen. Es würde mich nicht überraschen, wenn sowohl Eorlkommandeur Pellan als auch der Fyrst im Krieg gegen Iversterre gekämpft hätten. Sie könnten sogar einmal dort gelebt und Verwandte verloren haben, als wir sie vertrieben haben. Vergesst das nicht, und geht so behutsam vor wie möglich.« Dann richtete ich meinen Blick auf den Ersten Offizier Leutnant Falkin. »Sie sollten auch vorsichtig sein, Sir. Die Dunkelelfen sind den nördlichen Elfenclans nicht gerade sonderlich wohlgesonnen.«
»Junge.« Havram winkte mich zu sich. Ich löste mich von Falkins starrem Blick und stieg in die Kutsche zum Vizeadmiral, zu Suiden und Javes.
Unsere Fahrt zur Burg war eine merkwürdige Prozession, eine Art Umkehrung der Parade, bei der ein Berglöwe durch eine Stadt gegangen war, deren Akzeptanz von Magischen sich im Besuch von Straßentheatern oder Kindermärchen erschöpfte. Laurel schritt neben dem Pferd von Eorlkommandeur Pellan daher. Vor ihnen ging ein Elf mit der Standarte des Fyrst: drei Sterne gegenüber einem Sichelmond auf einem mitternachtsblauen Feld. Hinter dem Elf und dem Faena folgte die Kutsche mit Kanzlerin Berle, Lord Esclaur, Doyen Allwyn, Leutnant Falkin und Jeff. Dann meine Kutsche mit den Hauptleuten Javes und Suiden sowie Vizeadmiral Havram. Basel ging an der einen Seite der Kutsche, die Ehrenwerte Esche an der anderen. Die Elfenabteilung bildete den Abschluss.
Wir fuhren über gewundene Straßen zur Burg hinauf, die immer steiler anstiegen, was den kräftigen Pferden jedoch keinerlei Schwierigkeiten zu machen schien. Die Stadt wirkte aus der Nähe ebenso elegant wie vom Schiff aus. Bunte Mosaiken, die das Meer und ihre Bewohner darstellten, waren in weiße Mauern und Bürgersteige eingearbeitet. Blumen wuchsen auf jeder nur verfügbaren Fläche, angefangen von Kästen auf schmalen Fensterbrettern bis zu Beeten in großen
Weitere Kostenlose Bücher