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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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andere Waffen. Wir waren eine recht große, ständig wachsende Truppe, als wir zum Königstor vorrückten. Nicht nur Stadtbewohner schlossen sich uns an, sondern auch die Bewaffneten des Adels, die in der Stadt logierten und zu ihren Herren eilten. Sie trugen ebenfalls Banner mit den entsprechenden Wappen der Häuser. Die wirren Rufe schlugen um, als die Stadtbewohner begannen »König Jusson!«, und »Majestät!« zu rufen, oder auch »Goldauge! Goldauge sieht!«. Das alles wurde vom unaufhörlichen Läuten der Glocken untermalt. Der tiefe Ton der Stundenglocke vibrierte durch meinen Körper. Ich sah mich um, beobachtete die Straßen, sah jedoch nichts Ungewöhnliches. Einmal stellte ich mich in meinen Steigbügeln auf und versuchte über die Dächer zur Garnison zu blicken, gab es jedoch auf und sank wieder zurück.
    »Was ist los, Hase?«, fragte Jusson.
    »Wir sind blind, Sire«, sagte ich. »Es gibt keine Hinweise, was eigentlich los ist. Es gibt keine Signalfeuer, keine Menschen, die in Panik fliehen, keine Boten mit Nachrichten von einem Kampf. Gar nichts.« Ich musterte die Straße vor mir. Zu den Bürgern, die uns folgten, hatte sich die Wache gesellt, aber das war auch schon alles. »Und wo sind die Truppen aus der Garnison?«
    »Vielleicht sind sie bereits dort, wo wir hinreiten, ibn Chause«, meinte Beollan und lenkte sein Pferd neben meines.
    »Vielleicht«, sagte ich. »Aber Kommandeur Ebner hätte auf jeden Fall einen Boten zum König geschickt. Sind Ihre Bewaffneten nicht ebenfalls in der Garnison stationiert? Wo sind sie?«
    »Wie gesagt, vielleicht sind sie alle unterwegs«, antwortete Beollan, zog jedoch nachdenklich seine blonden Brauen zusammen. »Sie stellen Überlegungen an, ohne irgendwelche Tatsachen zu kennen. Ihr Argument, zum Königstor zu reiten, war sinnvoll. Also lassen Sie uns das tun und dann entscheiden, je nachdem, was wir finden.«
    Das war zwar sinnvoll, aber mein Unbehagen wollte nicht weichen. Ich winkte die beiden Gardisten zu mir, die ich zu den Stallungen geschickt hatte, und befahl ihnen, zum Königstor zu laufen und sofort mit allen Nachrichten zurückzukehren, die sie aufsammeln konnten.
    Ranulf knurrte zustimmend, obwohl seine Miene immer noch finster war. Dann hob er, ähnlich wie Laurel, den Kopf, um zu wittern. Ich sah gleichfalls hoch und versuchte die beiden Wachtürme am Königstor zu erkennen, aber die Häuser blockierten die Sicht darauf. Doch dann schuate ich über die Schulter an der Erdkugel vorbei auf den Kirchturm und die Feuersäule über dem Totenhaus, ihm gegenüber. Beide ragten hoch in den Nachthimmel auf und rahmten den Mond ein. Lady Gaias Gemahl grinste wie ein Narr auf uns herab. Ich blickte wieder nach vorn, als wir um eine Ecke in die Hauptstraße bogen und das gewaltige Königstor vor uns aufragte. Es wirkte sehr solide und ruhig, und die Wachsoldaten davor und darauf schienen unser Anrücken weit aufmerksamer zu beobachten als irgendetwas draußen vor den Mauern.
    »Da ist Chadde!«, rief Jeff hinter mir.
    Ich senkte den Blick und sah die Friedenshüterin, die mit den beiden Gardisten, die ich als Kundschafter vorausgeschickt hatte, auf uns zuritt. Ich hob die Hand, und die Kavalkade hinter uns wurde langsamer und kam zum Stehen.
    »Euer Majestät«, sagte Chadde, als sie uns erreicht hatte. »Was geht hier vor?«
    Ich runzelte die Stirn, genau wie Jusson. »Das müssen Sie mir sagen, Friedenshüterin«, meinte der König. »Sind Sie nicht vom Tor gekommen?«
    Beollan und Ranulf drängten mein Pferd zur Seite, um weiter nach vorne zu gelangen, und Chaddes graue Augen blitzten, als sie die beiden Lords mit einem Blick streifte, bevor sie wieder den König ansah. »Schon, Euer Majestät. Aber dort ist nichts.«
    »Dort ist nichts?«, wiederholte Jusson. Er sah zum Westtor. »Dann wird die Garnison angegriffen!«
    »Nein, Euer Majestät«, widersprach Chadde. »Ich habe vom Turm des Königstors Ausschau gehalten. Niemand greift die Stadt an, nirgendwo. Natürlich hat man von der Kirche mit ihrem Turm einen anderen Blickwinkel, und vielleicht kann man von dort etwas sehen, was wir von hier nicht erkennen …«
    Im selben Moment hörten die Glocken auf zu läuten, und Chaddes letzte Worte verhallten in plötzlichem Schweigen. König und Städter, Adlige und Gardisten drehten sich um. Die zu Fuß hoben den Kopf und stellten sich auf die Zehenspitzen, um zur Kirche zu blicken, deren kristall- und silbergeschmückter Turm das Mondlicht und das Leuchten

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