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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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Lächeln, er warf den Umhang zurück und schritt die Treppe hinab. Laurel reckte den Stab in die Höhe, während Wyln die Hand hob, die von Flammen umzüngelt war. Weiß glühendes Feuer zuckte daraus hervor, während Laurel brüllte. Die Worte des Faena vibrierten von Macht, und einen Moment stolperte Rodolfo zurück. Dann jedoch drehte der Leichnam erneut den Kopf in meine Richtung, und sein Gesicht glänzte, als es sich mit Eis überzog. Sein Todesgrinsen lag noch immer auf seinen Lippen, und die Wunde an seinem Hals klaffte wie ein zweites Grinsen. Er hob die Hand, und eiskalte Luft traf uns, traf Laurel und Wyln und schleuderte sie zurück. Mehr sah ich jedoch nicht. Als die Kälte mich überrollte, spürte ich sie in meiner verwundeten Seite wie einen Kuss, dann wie einen Biss, und schließlich breitete sich ein furchtbarer Schmerz aus, bei dem ich aufschrie. Mein ganzer Körper krümmte sich vor Qual, und ich schloss die Lider. Dabei sah ich glitzernde grüne Augen unter makellosen roten Brauen, die mich ansahen, rosafarbene Lippen, die sich zu einem zärtlichen Lächeln formten, das vollkommene weiße Zähne entblößte.
    »Hase!«
    Ich riss die Augen auf und sah Jeffs besorgtes Gesicht, als er mich an den Schultern festhielt. Er blickte sich hilfesuchend um, aber Jusson stand bei seinen Königstreuen, dem Adel, ihren Bewaffneten und der Friedenshüterin, mit gezückten Schwertern und erhobenen Schilden, hinter Laurel und Wyln, und auf ihren Gesichtern zeichnete sich blankes Entsetzen ab. Wyln verschwand in einer Flammensäule, und Feuerzungen leckten von den Lampen und aus den Ritzen zwischen den Pflastersteinen. Ein weiterer Strom aus weißglühendem Feuer schoss auf den Leichnam auf der Treppe zu, und Laurel warf strahlend helle Runen in die Luft. Der Tote stockte erneut, und seine Gliedmaßen zuckten unkontrolliert, als der Schamane der Göttin über Leben und Tod mit dem rang, was den Toten usurpiert hatte. Doch Rodolfo hob die Hand, in der er einen Wurfspieß aus Eis hielt, und schleuderte ihn so, dass er durch Laurels Rune zischte. Der Faena wich aus und entkam dem Geschoss nur knapp. Der Spieß krachte auf einen Pflasterstein, der sich sofort mit Eis überzog, das sich wie Tentakel in alle Richtungen verbreitete. Es erreichte die Flammen, die zwischen den Fugen loderten, und es zischte, als das Eis schmolz und sich in Dampf verwandelte, der über den Boden waberte.
    Erneut durchzuckte mich quälender Schmerz, und ich schrie, verdrehte mich, so weit ich konnte. Ich griff nach dem Feuer, aber die Wärme, die ich eben noch in mir gespürt hatte, erlosch wie das Feuer im Totenhaus. Ich griff nach dem Wind, nach dem Wasser, aber sie glitten mir durch die Finger. Keuchend blickte ich auf und sah die Erdkugel vor meinem Gesicht schweben. Es war nicht meine, aber das kümmerte mich nicht. Ich packte zu und hielt sie fest.
    Und stand in einem Wald. Die Nachmittagssonne schien durch das bunte Herbstlaub, die Luft duftete nach modernden Blättern und Erde und kündigte die Herbstregen an. Ich erkannte den Stamm eines uralten Baumpatriarchen und begriff, dass hinter mir der Hof meiner Eltern lag und ich auf dem Weg zu Dragoness Morainas Hort war. Es knisterte im Unterholz, und ich sah in den Augenwinkeln ein Eichhörnchen, das für den kommenden Winter Eicheln sammelte. Stirnrunzelnd betrachtete ich das bunte Blätterdach über mir. »Das«, sagte ich, »ist wahrlich kein geeigneter Zeitpunkt für Visionen!«
    Dummer Junge.
    Ich sah mich um, konnte den Sprecher jedoch nicht entdecken.
    Dummer Junge, zieh ihn heraus.
    »Was soll ich herausziehen?«, fragte ich.
    Ein Seufzen antwortete, und die Blätter der Bäume raschelten, obwohl kein Wind wehte. Den Bolzen, dummer Junge. Zieh ihn heraus.
    Urplötzlich war ich wieder in meinem schmerzgequälten Körper. Rodolfo hatte die unterste Stufe erreicht und ging jetzt auf Laurel und Wyln zu. Der Faena hatte die Ohren angelegt und fletschte die Zähne, während Wyln, der immer noch von Feuer umhüllt war, eine Feuerbarriere errichtet hatte, hinter der sich die Königstreuen, die Adligen und ihre Bewaffneten kauerten. Sie schossen mit ihren Armbrüsten, aber die Bolzen prallten von dem Eisschild ab, der auch Wylns Flammen abgewehrt hatte. Die Barriere waberte, als der Leichnam sich näherte, und die Gardisten und Bewaffneten schrien auf.
    »So also finden wir heraus, wer wir wirklich sind!«, rief Jusson und trat hinter der Feuerwand hervor, mit gezücktem Schwert und

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