Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)
Königreiches trotzen zu können.
Ein lächerlicher Gedanke, aber angesichts all dessen, was in den letzten zwei Tagen passiert war, war mir nicht nach Lachen zumute. Ich rieb mir den schmerzenden Kopf und ging zu den Quartieren der Gardisten und der Waffenkammer. Aber ich kam gar nicht so weit, denn Jusson war an einer Esse stehen geblieben, die sich an der Wand neben der Tür zu den Quartieren befand. Es war eine große Esse, vielleicht nicht so groß, dass sie einen ganzen Ochsen hätte aufnehmen können, aber zwei Schenkel hätten leicht dort geröstet werden können. Jetzt war der Röstspieß verwaist, doch in der Esse selbst loderte ein Feuer, um das sich niemand anders kümmerte als der Haushofmeister des Königs, Cais.
»Ich behaupte immer noch, wir hätten Meister Helto einen Denkzettel verpassen sollen, bevor wir ihn wegschickten«, sagte Ranulf gerade. »Vielleicht hätte er dann seine Handlungen überdacht.«
»Nein«, widersprach Beollan. »Das Verhalten seiner Majestät war äußerst weise. Sollen sie glauben, wir wären ruhig, bis wir zuschlagen.« Er richtete seinen silbrig glühenden Blick auf den König. Seine Augen waren fast zu groß für sein Gesicht. »Wie wollen wir zur Garnison gelangen, Sire? Wollen wir uns durchschlagen?«
Arlis und ich waren offenbar nicht die Einzigen, die erwarteten, dass wir hier einen Schlachtplan schmieden würden. Während Beollan sprach, nickten einige Adlige bestätigend, und selbst einige der Königstreuen legten ihre Hände auf die Schwertgriffe. Jusson jedoch starrte in die Flammen der Esse.
»Nein«, erwiderte er. »Wir werden Magie anwenden, um dorthin zu gelangen.«
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»Magie«, wiederholte ein Adliger gedehnt. »Ihr meint, wir schwenken einen Zauberstab, knallen die Hacken zusammen und sind plötzlich in der Garnison, Euer Majestät?«
»Das hier ist keine Kinderpantomime«, meinte ein anderer. »Es geht darum, dass Lord Hase eine Art von Transportzauber wirken soll. Stimmt das, Euer Majestät?«
»Nein«, wiederholte Jusson. »Lord Wyln, Ihr habt gestern früh mit Hase durch das Feuer gesprochen.«
Wyln lächelte. Die Flammen in seinen Augen waren heller als die Morgensonne, die durch das Fenster schien. »Das habe ich, Ivers Sohn.«
»Könnt Ihr das Gleiche mit der Garnison tun?«, fragte Jusson. »Von hier aus mit ihnen sprechen?«
»Ich wäre in der Lage, mit jedem in Eurem Königreich von hier aus zu sprechen, Ivers Sohn, vorausgesetzt, er verfügt über den Feueraspekt.«
»Mit jedem in Iversterre?« Thadro war fasziniert.
»Es ist der Herd des Königs, Eorl-Kommandeur«, meinte Wyln, während er an die Esse trat. »Und das ist sein Land, gebunden an ihn durch Eid, Bund und Gesetz. Aber seid Euch bewusst, dass jeder andere mit dem gleichen Talent uns ebenfalls belauschen kann.«
»Das habe ich gestern herausgefunden«, erklärte Jusson.
»Ihr habt gelauscht, Ivers Sohn?«, fragte Wyln. Trotz seines amüsierten Tonfalls musterte er den König aufmerksam. Ich sah Jusson ebenfalls überrascht an. Deshalb wusste er also, dass Wyln mich gestern früh zu dem verlassenen Lagerhaus gerufen hatte. Dann dämmerte mir, was der König gerade zugegeben hatte, und meine Kinnlade sackte nach unten. Andere teilten meine Verblüffung.
»Ich will nur wissen, was in meinem Haus vorgeht«, erklärte Jusson und ignorierte die staunenden Blicke der Anwesenden. »Und da Helto uns bedroht und meine Getreuen verschwunden sind, ist es weit wichtiger herauszufinden, was in der Garnison vorgeht, als das Risiko zu scheuen, dass ein Schwarzer Magier möglicherweise mithört.«
»Das stimmt«, pflichtete Wyln ihm bei und blickte in die Flammen. »Gibt es eine bestimmte Person, mit der Ihr zu sprechen wünscht?«
»Ich weiß nicht, wer Euch hören kann und wer nicht.« Jusson stellte sich neben den Dunkelelf. Im Schein des Essenfeuers sahen sie sich unglaublich ähnlich. »Ein Offizier wäre natürlich besser, aber wen auch immer Ihr erreicht, schildert ihm die Ereignisse der letzten drei Tage und vor allem die Forderungen des Wirtes von vorhin.«
»Bleibt Ihr bei mir, während ich das sage?«, erkundigte sich Wyln.
Jusson dachte nach. »Ja«, sagte er, »aber offiziell muss ich mich noch mit meinen Ratsältesten und Adligen herumstreiten, die nach Hause gehen und das Tal verlassen wollen.«
»So ist es recht, Majestät«, meinte einer der Lords der Südlande. »Stellt uns nur als Feiglinge hin.« Seine Stimme klang jedoch ein wenig kläglich.
»Wir kommen
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