Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)
den Flur zu seinem Arbeitszimmer.
»Oh.« Beollans Miene hellte sich auf, während er dem König eiligst folgte, wie wir anderen auch. »Ich frage nur, weil Ihr nichts gesagt habt.«
»Ihr glaubt, ich hätte mein Schwert heben und meinen Trotz hinausschreien sollen?«, erkundigte sich Jusson.
»Ein einfaches ›Fahr zur Hölle‹ wäre jedenfalls ganz nett gewesen«, mischte sich Ranulf sehnsüchtig ein.
»Ich hätte diesen doppelzüngigen Lügner nicht einmal eines Furzes gewürdigt, geschweige denn eines Wortes, ganz gleich wie beleidigend.« Jusson ging an seinem Arbeitszimmer vorbei zur Rückseite des Hauses. »Soll er doch denken, dass wir uns hinter geschlossenen Türen verstecken und zitternd packen.«
»Ich vermute kaum, dass Helto das glaubt«, erwiderte Wyln. Irgendwie hatte er es geschafft, sich an Beol lan vorbeizudrängen; er ging neben Thadro direkt hinter dem König. »Nicht, nachdem Ihr ihn mit Euren Blicken förmlich durchbohrt habt, Ivers Sohn.«
»Nein?« Jusson hatte die Hintertreppe erreicht und lief sie geschmeidig hinab. »Soll er glauben, was er will, Lord Elf.«
»Was machen wir dann?«, erkundigte sich Friedensrichter Ordgar ängstlich.
»Was ich von Anfang an geplant hatte: Wir versuchen die Garnison zu erreichen, so oder so«, meinte Jusson und verschwand außer Sicht. Ich war zur Seite getreten und hatte alle an mir vorbeigelassen, vor allem die Ratsältesten. Ich hatte ihren Schock und ihre Sorgen gesehen und wollte sichergehen, dass keiner von ihnen auf die Idee kam, seine Überlebenschancen zu verbessern, indem er sich auf Heltos Seite schlug. Aber keiner machte Anstalten, sich aus der Seitentür zu schleichen, also ging ich ebenfalls zur Treppe, gefolgt von einigen Königstreuen, die mit mir stehen geblieben waren, sowie Arlis, Finn und Laurel, dessen Miene finster war.
»Was ist los?«, erkundigte ich mich.
»Helto«, grollte Laurel. »Er roch nicht richtig.«
»Was meint Ihr damit?« Auf mich hatte er gewirkt wie beim letzten Mal, wohlgenährt und sehr zufrieden.
»Er roch nicht so wie in der Taverne«, sagte Laurel. »Sein Duft war anders.«
»Vielleicht hat er, wie wir anderen, in letzter Zeit keine Gelegenheit gehabt zu baden, Meister Laurel«, meinte Arlis hinter uns. Das klang schon wieder ein wenig mehr wie der alte Arlis.
»Er hat gebadet«, meinte Laurel. »Mit derselben Seife, die er in der Taverne benutzt hatte. Aber selbst wenn nicht, würde er genauso riechen, nur noch intensiver.« Der Faena schüttelte den Kopf. »Sein eigener Geruch hat sich verändert. Wäre ich ein Hund, hätte ich geheult.«
»Wie roch er denn?«, erkundigte ich mich.
Laurels Schweif peitschte durch die Luft. »Wie die Reste des dauthiwaesp , die wir in dem Lagerhaus gefunden haben.«
Mit dieser aufmunternden Bemerkung erreichten wir das Untergeschoss und folgten den anderen dorthin, wohin Jusson uns alle führte, in die Küche. Sie war riesig und von Licht erfüllt. Außerdem mit verlockenden Gerüchen, bei denen mein Magen sich vor Hunger fast verknotete. Ich hakte meine Hände in meinen Gürtel, um nicht einfach etwas an mich zu reißen, und hastete am Koch und seinen Helfern vorbei, die damit beschäftigt waren, etwas für den König zuzubereiten.
»Die Quartiere der Wachen«, murmelte Arlis und deutete mit einem Nicken auf eine Tür in der gegenüberliegenden Wand. »Dort sind Waffen. Vielleicht will der König ja einen Überraschungsangriff führen.«
Ich schob den Gedanken an Essen beiseite und nickte. Das wäre durchaus möglich. Angesichts unserer Zahl von kampferprobten Männern konnten wir Helto leicht besiegen, trotz seiner Prahlereien. Und auch wenn ich angegriffen wurde, verfügten wir über zwei weitere Meister der Gabe in unseren Reihen und einen Doyen, der jahrzehntelange Erfahrung in der Verteidigung der Kirche besaß und jetzt seine volle Macht als Magier erlangt hatte. Wir konnten mit jedem Schwarzen Zauberer mithalten, ganz gleich, was für einen Dämon sie beschworen haben mochten.
Was jedoch keinen Sinn machte, war, dass Helto uns überhaupt herausgefordert hatte. Er war nicht so dumm, dass er wirklich glaubte, Jusson würde sich demütig fügen und sich aus irgendeinem Teil seines Reiches verbannen lassen. Und selbst wenn dem Wirt das Kriegsglück hold war und er uns irgendwie besiegen konnte, musste er wissen, dass der Rest von Iversterre sich gegen ihn erheben würde. Also musste er glauben, sowohl der Streitmacht des Königs als auch des gesamten
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