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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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originell!« Rosea seufzte und ließ die Arme sinken. »Der Faena hat dich an sich gebunden. Wenn du die Feder nicht abnimmst, wirst du mit ihm sterben.«
    Der Geschmack nach Kupfer wurde stärker, und etwas Warmes rann aus meinem Mund. Ich wischte es mit dem Handrücken ab und hob dann den Handschuh vor die Augen. Er war blutverschmiert.
    »Das Leben rinnt aus dir heraus«, erklärte Rosea. »Leg die Feder ab und lebe.«
    Hinter mir hatte Dyfrig mittlerweile seine Beichte beendet und ein Gebet zur Austreibung des Teufels angestimmt. Seine Stimme übertönte das Brüllen des Bären, Beollans verzweifelte Rufe und die erstickten Schreie der Entsetzten und Sterbenden. Ich hielt mich an die Stimme des Doyen, fügte meine eigenen verzweifelten Gebete den seinen hinzu. Allerdings baten meine um Gnade für alle Seelen der tödlich Verletzten, insbesondere für meine.
    Rosea warf Helto einen Blick über die Schulter zu. »Töte den Pfaffen!«
    Helto hatte sein Gleichgewicht wiedererlangt und richtete die Armbrust jetzt auf Dyfrig. »Wie Sie wünschen, Mylady«, erwiderte er und feuerte. Ich versuchte mich aufzurichten, aber meine Beine funktionierten einfach nicht. Jemand schrie auf, Dyfrig jedoch betete weiter. Also hatte Helto ihn verfehlt. Finster sah sich der Wirt nach einer anderen gespannten Armbrust um, als Ednoth seine Erstarrung abschüttelte und sich auf ihn stürzte. Sie rutschten unter dem vereisten Säulenvorbau aus, und alles begann vor meinen Augen zu verschwimmen, als meine Sehkraft nachließ.
    Noch ist nicht Winter.
    Ich hob hastig den Kopf und sah, dass Rosea näher zu mir getreten war. Vor den Stäben, die ich hatte fallen lassen, blieb sie stehen und streckte die Hand aus. »Sei nicht dumm. Dein Tod wird niemandem nützen. Also gib mir die Feder.«
    Ich hob die Hand, doch statt zu meinem Zopf zu greifen, versuchte ich die Luft zu beschwören. Sie antwortete nicht.
    Rosea seufzte erneut, diesmal gereizt. »Eine Verschwendung von Zeit und Mühe.« Dyfrig läutete die Glocke, und ihr Gesicht waberte. Im nächsten Moment verfestigte es sich wieder und verzog sich zu einer mitfühlenden Miene. »Du bist so müde, mein Süßer, hab ich recht?« Ihre Stimme klang sanft und leise. »Eines noch musst du tun, dann kannst du ruhen.«
    Ich rief das Feuer, konnte aber nur die gleiche verfluchte, widerlich blaue Flamme wie Wyln heraufbeschwören. Dann griff ich nach meinem Erdaspekt. Nichts.
    … nicht Winter …
    »Warum dagegen ankämpfen?«, meinte Rosea. »Die Feder, Hase!«
    Ich ließ meine Hand sinken. Laurel lag regungslos da und blutete. Vielleicht war es auch mein eigenes Blut. Es tropfte von meinem Kinn auf das Fell des Berglöwen.
    »Süßer«, gurrte Rosea und kam näher.
    … noch nicht …
    Ich hatte nichts zu verlieren. Ich griff nach dem Wasseraspekt und keuchte, als sich eine eisige Kälte über mich legte, die mir bis in die Knochen drang, als wäre ich in einen der Gletscherseen in den Oberen Reichen gesprungen.
    Rosea lachte, weich und melodisch. »Glaubst du wirklich, du könntest mich mit dem besiegen, was mein ist? Ich bin Wasser. Nimm endlich diese verfluchte Feder ab, Dummkopf!«
    Ich ließ die Hand sinken, mein Körper entspannte sich, und ich schloss die Augen. Im nächsten Moment fand ich mich auf einer Anhöhe wieder, und die hügelige Landschaft erstreckte sich bis zum Horizont. Die Sonne schien warm von einem ewig blauen Himmel herab.
    Ich atmete aus und hatte eine neue Vision. Ich trug dieselbe kunterbunte Kleidung wie bei der letzten Vision. Diesmal jedoch hielt ich den Amtsstab, Laurels mit Federn und Stoffstreifen geschmückten Eichenstab und meinen eigenen Eschenstab in der Hand. Die Perlen am Stab des Faena klickten leise, und die Glöckchen am Kirchenstab bimmelten in dem schwachen Wind, der das Gras bewegte. Meine Feder tanzte und strich sanft über meine Wange.
    Noch ist nicht Winter .
    Natürlich war noch nicht Winter, aber ich betrachtete finster das knöchelhohe, üppige Gras. Es war aber auch nicht Frühling. Es war Herbst, und die Erntefeier sowie mein Namenstag standen vor der Tür.
    » Verdammt!«, sagte Rosea. »Ich kann ihn nicht erreichen, Meister.«
    Ich sah mich um, während ich über die durcheinandergeratenen Jahreszeiten nachdachte, und bemerkte ein Schimmern im Gras. Als ich dorthin ging, fand ich einen See, der zuvor noch nicht dagewesen war. Ich trat auf einen Felsvorsprung über dem Wasser und blickte hinab. Mein Spiegelbild schaute zurück. Nur sah es nicht

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