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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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Moment den Mund, dann wirbelte sie herum und lief die Treppe hinauf. Ihr Kleid war nass bis zu den Knien. Nachdem Helto sich Ednoths entledigt hatte, trat er zur Seite, um die Schauspielerin vorbeizulassen, die geladene Armbrust noch in der Hand. Rosea deutete auf mich, während ihr das Wasser jetzt in kleinen Rinnsalen an beiden Seiten ihres Gesichts herabströmte. »Erschieß ihn!«
    Helto feuerte hastig. Ich drehte mich ebenso schnell zur Seite. Der Bolzen riss ein Stück Stoff aus meinem Wappenrock und streifte über mein Kettenhemd, bevor er auf dem Boden landete. Wo er einschlug, schmolz das Eis; es bildeten sich konzentrische Kreise von Schmelzwasser, die über die Steine bis zu den Wänden liefen. Tropfen von Eiszapfen an den Bäumen und Laternenpfosten mischten sich in das Wasser, und es tropfte auch von den Bändern, Girlanden und Kränzen des Erntefestschmucks auf dem Platz. Die Leute, die fast lautlos miteinander fochten, rutschten aus und traten platschend in die sich rasch vergrößernden Pfützen.
    »Auch das ist eine Lüge«, erklärte ich.
    Dyfrig läutete ein drittes Mal die Glocke. Die Kämpfe ebbten ab und kamen schließlich zum Stillstand, als die Illusion von Eis verschwand. Die Woge der Kämpfenden, die über Jusson und Wyln hereingebrochen war, zog sich zurück. Der König und der Elfenzauberer standen Rücken an Rücken mit erhobenen Schwertern da, von deren Klingen Blut troff. Um sie herum lagen Bewaffnete, Adlige, Städter und Gardisten. Die Bewohner der Stadt begriffen, dass sie gegen ihre Freunde und Verwandten gekämpft hatten, senkten die Waffen und sanken, ungeachtet des nassen Bodens, auf die Knie, um die Verwundeten, Sterbenden und Toten in die Arme zu nehmen. Sie klagten, aber ihre Rufe und ihr Weinen klangen gedämpft.
    »Alles Illusion«, sagte ich und näherte mich den Stufen zum Vorbau. »Nebel und Spiegelungen.«
    Jusson senkte sein Schwert und ließ die Schultern hängen, aber Wyln kam rasch zu mir. Bestürzung zeichnete sich deutlich auf seinem edlen Gesicht ab, als er an Laurels Leiche vorbeiging. Jusson folgte ihm, ohne auf Thadro zu achten, der vor ihm am Boden lag; der Blick des Königs war starr zum Himmel gerichtet.
    Helto waren die geladenen Armbrüste ausgegangen, deshalb griff er an seinen Gürtel, zückte ein Messer und schleuderte es mit tödlicher Präzision auf mich. Ich schlug es mit dem Bündel aus Stäben in meiner Hand beiseite. Es rutschte über den Boden, bis es an Jeffs Leiche vor dem Altar liegen blieb. Wyln, Jusson und ich erklommen gemeinsam die Stufen. Wyln musterte mich einen Augenblick, bevor er auf die Pfützen von Salzwasser blickte, die sich in meinen Fußabdrücken bildeten, überflossen und sich über die Stufen ergossen.
    »Isr es wirklich eine Illusion, Hase?«, erkundigte sich Jusson. »Der Tod und die Vernichtung hier sehen sehr real aus.«
    Arlis kniete neben Jeff, hob den Kopf, sah auf das Messer, das vor Jeffs Leiche lag, und richtete den Blick seiner blutunterlaufenen Augen erst auf den Wirt und dann auf Ednoth, der sich mühsam aufrichtete.
    »Sie bedienen sich der Täuschung und Irreführung, Sire«, antwortete ich. Meine Stimme war ein tiefes Grollen. »Das hier war nichts weiter als eine sehr raffinierte Spiegelfechterei.«
    Alle, die noch stehen konnten, legten ihre Verwundeten und Toten sanft zu Boden, packten ihre Waffen und schlossen sich uns an. Sie wirkten wie eine langsame, unaufhaltsame Flutwelle. Als Ednoth sah, was auf ihn zukam, stieß er einen Schrei aus und humpelte hastig zur Tür des Rathauses. Dort hielt er kurz inne und bewies, wie viel Kraft er trotz seiner dürren Gestalt besaß, indem er Gawell hochriss. Sie verschwanden beide im Inneren des Rathauses. Der Bürgermeister schwankte, während ihm Blut über das Gesicht rann; er war gegen die Mauer des Gebäudes geprallt.
    »Haltet ihn auf!«, stieß Rosea hervor, und Helto warf ein zweites Messer, das ich ebenfalls abwehrte. Es landete neben der Leiche des Bären. Beollan trat es zur Seite, zog Arlis auf die Füße, und beide schlossen sich uns an. Dem Lord der Gemarkungen rannen die Tränen über das Gesicht.
    »Eine Spiegelfechterei?«, erkundigte sich Wyln, während er mich nachdenklich musterte. »Wer ist dann der Illusionist? Helto?«
    »Nein, nicht er, ehrenwerter Cyhn «, sagte ich. Meine Stimme wurde noch tiefer. »Er besitzt keine Gabe, ebenso wenig wie Rosea.«
    Roseas Haut war talgig geworden, rote Adern durchzogen das Weiß ihrer Augen. »Helft mir,

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