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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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sich und zückte sein Schwert, gerade noch rechtzeitig, um einen zweiten heransausenden Humpen zur Seite zu schlagen. Ein Stuhl folgte, und dann stürzte sich ein Kerl auf uns, der wie ein Landarbeiter gekleidet war. »Knochen und blutige Asche!« Jeff schob den Mann mit der flachen Seite seiner Klinge zur Seite. Ihm folgten jedoch noch andere, die sich gleichzeitig auch aufeinanderstürzten. Offenbar nutzten einige Gäste die Gelegenheit, alte Rechnungen zu begleichen, und im Nu war eine handfeste Prügelei im Gange. Zwei miteinander raufende Kerle landeten auf einem Tisch, der unter ihrem Gewicht zusammenbrach. Eine Hure kreischte gellend, während sie einen Stuhl packte und ihn einem Kerl über den Schädel zog. Der Mann verdrehte die Augen und fiel um. Arlis tanzte an uns vorbei; seine Klinge blitzte, als er sich gegen einen Mann mit einem Stuhlbein zur Wehr setzte. Weitere Tische und Stühle gingen zu Bruch, als einige Gäste versuchten, ihnen auszuweichen. Thadro und Chadde standen Rücken an Rücken. Thadro hatte sein Schwert gezückt, während Chadde in der einen Hand ihren Knüppel und in der anderen ein Langmesser hielt. Ich griff nach meinem Schwert, wurde aber rasch daran erinnert, dass es gerade das Totenhaus bewachte. Also zückte ich mein Messer, blickte hoch und sah den Schankkellner, der soeben mit einer geladenen und gespannten Armbrust hinter dem Tresen hochkam. Er zielte auf Wyln.
    » Cyhn !«, schrie ich und schob mich an Jeff vorbei, um zu Wyln zu gelangen. Im selben Moment schwenkte der Kellner die Armbrust in meine Richtung. Ich blieb wie angewurzelt stehen und starrte auf den Bolzen, dessen metallene Spitze in dem dämmrigen Licht glänzte. Dann sah ich den Schankkellner an. Seine Miene war ausdruckslos, als er die Armbrust abfeuerte.
    »Runter, Hase!«
    Es hätte keiner Aufforderung bedurft. Mit einem Schrei ließ ich mich zu Boden fallen. Mein Stab landete klappernd neben mir. Mein Schrei verwandelte sich jedoch in ein Grunzen, als jemand auf mir landete. Plötzlich stieß Laurel ein ohrenbetäubendes Brüllen aus, und im selben Moment hörte der Lärm schlagartig auf. Ich hob vorsichtig den Kopf, konnte aber nur Beine, zertrümmertes Mobiliar und meine Erd- und Feuerkugel sehen, die vor meiner Nase schwebten. Dann wurde mein Kopf unsanft heruntergedrückt.
    »Unten bleiben, verdammt!«, befahl Thadro.
    »Jawohl, Sir«, murmelte ich und starrte auf den Boden. Er war genauso abstoßend wie der Rest der Taverne.
    »Die Aufregung ist vorbei, ehrenwerter Kommandeur«, sagte Laurel. »Das stimmt doch, oder, Meister des Hauses?«
    »Ja.« Heltos aalglatte Stimme klang merkwürdig erstickt.
    Thadro zögerte und stand langsam auf. Nachdem er sich umgesehen hatte, hielt er mir die Hand hin und zog mich hoch. Mein Wappenrock klebte regelrecht an dem schmierigen Boden fest. Dann hob ich meinen Stab auf und sah mich um.
    Der Raum war ein Trümmerfeld. Tische und Stühle waren zerbrochen, auf dem Boden lagen zerbeulte Humpen in Bierund Schnapspfützen. Die Gäste sahen ebenfalls mitgenommen aus. Die meisten hatten blutige Gesichter, Prellungen und Beulen, die bereits mächtig anschwollen. All das war jedoch nicht verwunderlich, sondern gehört zu den Nachwirkungen einer Wirtshausrauferei. Ebenso wenig überraschte es mich, dass Laurel Heltos Hals mit der Tatze umklammerte und ihn an die Wand drückte oder dass Wyln vor der Theke stand, die Armbrust in einer Hand. Die andere hatte er erhoben, während züngelnde Flammen einen Käfig um den Schankkellner bildeten, der den Dunkelelf anstarrte. Er hatte die Hände erhoben, und seine Miene war immer noch ausdruckslos.
    Was mich jedoch faszinierte, war der Armbrustbolzen, der mitten in der Luft schwebte, in Augenhöhe. Genauer, in Höhe meines rechten Auges.
    Ich hatte dem Tod bereits mehrfach gegenübergestanden, auf dem Schlachtfeld und auch woanders, und dass ich das Ziel von Gewalt wurde, war mir nicht neu. Aber als ich den Schankkellner ansah, hatte ich den Eindruck, in einen dunklen Tunnel zu blicken. Ohne nachzudenken schob ich mich an Thadro vorbei, während ein tiefes Grollen in meiner Brust vibrierte, und drängte mich zwischen den Gästen hindurch. Wyln warf mir einen Blick über die Schulter zu. Sein Lächeln war alles andere als amüsiert, als er zur Seite trat. Jetzt endlich kam Leben in die Miene des Schankkellners. Er riss Augen und Mund auf und wich zurück. Aber ich griff bereits in den Flammenkäfig, packte sein Wams und wollte ihn durch

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