Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)
Hexer an und richtete seinen Blick dann auf mich. »Hm.«
»Nein«, sagte ich. »Es waren keine Familienangehörigen. Und ich habe keine Details ausgelassen, Euer Majestät, weil keine ›Details‹ passiert sind.«
»Beschreiben Sie ›keine Details‹ genauer, Leutnant«, forderte Suiden mich auf.
»Und auch, wo und wann genau ›keine Details‹ nicht passiert sind«, mischte sich Idwal ein. »Und wieso meine Tochter in ›keine Details‹ verwickelt ist.«
Während ich mich fragte, wie zum Teufel wir von Hinterhalten und Weltpolitik zu meinem lauschigen Abend auf der Promenade gestern Nacht kommen konnten, rieb ich meine Hand an meinem Wappenrock und musterte verstohlen Berenice und Prinzessin Rajya. Ihre Hoheit sah so zierlich und exotisch aus wie immer. Ihre glatte, dunkle Haut und ihre fast schwarzen Augen spiegelten die Flammen des Kaminfeuers wider. Während Berenices hässliches Kleid eindeutig unerträglich war, war sie selbst wundervoll. Die Locken aus ihrem Dutt betonten ihre großen Augen und ihren anmutigen Hals, und selbst das hässliche Kleid unterstrich ihre elegante Haltung und unglaubliche Figur. Sogar der blaue Fleck auf ihrer Wange störte nicht, sondern verlieh ihr ein wildes Aussehen. Ich fühlte mich erneut umzingelt und wartete einen Moment, ob eine der beiden Frauen ihre Rolle beim gestrigen Abend erklären würde. Aber sie blieben beide stumm, beobachteten mich nur mit nahezu identischen Mienen und offenbar regem Interesse.
»Hase?«, sagte Jusson.
Ich holte tief Luft und öffnete den Mund. Doch in diesem außerordentlich passenden Moment ertönte der Gong zum Abendessen. Die Anwesenden drehten sich um. Lady Margriet stand neben dem Gong, und als sie sah, dass sie unsere ungeteilte Aufmerksamkeit hatte, lächelte sie liebenswürdig.
»Bitte nehmt Platz. Das Abendessen ist serviert.«
19
Zuerst fürchtete ich, Jusson würde sich weigern, in der Großen Halle zu speisen, und ganz offensichtlich hatte er das auch erwogen. Doch offenbar fiel ihm dann ein, was ihn in seinen Gemächern erwartete. Und wer nicht. Er blickte hoch, als könnte er durch die Decken bis in sein Quartier mit den verzauberten Schläfern darin sehen, dann ließ er sich zu demselben Platz führen, an dem er auch am vorherigen Abend gesessen hatte. Die anderen setzten sich hin, wo sie konnten; keiner hatte sich die Mühe gemacht, sich umzuziehen. Andererseits war auch niemand da, den es zu beeindrucken lohnte; es waren nur die Gäste der Meardens anwesend. Dennoch füllten die Adligen, die Turalier, die Königstreuen, die Soldaten der Königlichen Armee und Kapitän Kveta die Große Halle fast zur Hälfte. Die Gäste waren schweigsam und wirkten ziemlich mitgenommen.
Einschließlich meiner Person.
Zu meiner Überraschung und meinem Missfallen wurde ich zwischen Lord Idwal und Lady Margriet platziert. Die beiden Königstreuen bezogen hinter meinem Stuhl Stellung. Nach kurzer gemurmelter Beratung wurde entschieden, dass Jeff, Arlis und Ryson sich mit dem Rest der neu dazugekommenen Königstreuen an ihren eigenen, etwas niedrigeren Tisch setzen durften. Mein Missfallen wuchs, als ich feststellte, dass ich direkt gegenüber von Wyln und Suiden saß. Wyln wirkte während des Essens jedoch zerstreut und blickte immer wieder zu den geschwärzten Waffen hinüber, die nun auf einem kleinen Tisch lagen, den zwei Königstreue bewachten. Suiden dagegen blickte unaufhörlich zwischen Munir und seiner Tochter hin und her und dann wieder zu mir. Was mir geraten erscheinen ließ, den Kopf gesenkt zu halten und stumm mit meinem Teller zu kommunizieren.
Der Rest des königlichen Gefolges war um mich herum verteilt. Jusson saß auf der anderen Seite Lord Idwals, Thadro neben Suiden. Berenice hatte neben ihrer Mutter Platz genommen; ich sah vor allem ihren Hinterkopf und ihre Wange, weil sie sich mit ihrem anderen Tischnachbarn unterhielt. Einmal jedoch bemerkte ich, wie sie Prinzessin Rajya ansah, die neben Suiden saß. Der blaue Fleck auf Berenices Wange unterstrich den finsteren Blick, mit dem sie Ihre Hoheit musterte. Prinzessin Rajya erwiderte den Blick unbeeindruckt und mit einem schwachen Lächeln. Die Situation erinnerte mich an die Ruhe vor der Schlacht oder dem Sturm, bevor die Hölle ausbrach.
Kveta war auf ihrer Pritsche am Kamin liegen geblieben. Obwohl die Wölfin durch ihre Verletzung behindert war, wirkte der Blick ihrer braunen Augen klar, und sie verspeiste die Mahlzeit mit gesundem Appetit.
Jusson
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