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Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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verlaufen wie ihr Angebot, mir ihre Schwestern als Ehefrauen anzudienen. Ich drehte mich um und sah ihr hinterher, als sie zu ihrem Vater ging. Munir war offenbar in der Zwischenzeit verschwunden, denn Suiden stand allein zwischen den turalischen Soldaten und beobachtete, wie seine Tochter sich ihm näherte. Dann richtete er seinen smaragdgrünen, glühenden Drachenblick auf mich, und ich wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Ungeachtet der Ähnlichkeit mit irgendwelchen Triptychen schien mir die Gegenwart des Königs das Sicherste zu sein, und ich wollte mich gerade in diese Richtung in Bewegung setzen, als mich Lord Idwals tannengrüner Blick durchbohrte. Ich stolperte und blieb stehen.
    »Schwer zu entscheiden, in welche Richtung man sich wenden soll, hab ich recht?« Die Stimme erklang unmittelbar an meinem Ohr, und als ich den Kopf wandte, sah ich Munir neben mir stehen.
    Großartig. Erst Ihre Hoheit und jetzt der Hexer. Ich verbeugte mich höflich. »Ich entbiete Euch einen guten Abend, Lord Munir.«
    Munir grinste. »Ach, so höflich. Es ist sehr befriedigend zu sehen, dass auch die jungen Leute auf ihre Manieren achten. Selbst wenn ihre Welt aus den Fugen zu geraten scheint.«
    »Ja, Mylord«, erwiderte ich lächelnd. »Meine Ma hat mich gelehrt, den Graubärten immer den gebührenden Respekt zu erweisen.«
    Munirs Augen glühten fast genauso wie die von Prinzessin Rajya vorhin. »Sehr gut, Tiro. Ausgezeichnet. Wir müssen uns wirklich zusammensetzen und reden.«
    Nachdem ich gerade Prinzessin Rajyas vertraulichem Tête-à-Tête entkommen war, würde ich mich ganz bestimmt nicht von Munir zu etwas Ähnlichem zwingen lassen. Lieber wollte ich mich Jussons realer und präsenter Gefahr aussetzen, also blickte ich zum König hinüber. Doch in dem Moment schob sich eine Gruppe von Akrobaten zwischen uns. Die Gaukler zeigten immer noch in der Großen Halle ihre Kunststücke. Sie waren sehr gut. Die Musiker begleiteten die Jongleure und Akrobaten und spielten in den Pausen anzügliche Lieder über leichtfertige Damen und Begegnungen zwischen Fremden. Ich wartete ungeduldig darauf, dass die Akrobaten mit ihren komplizierten Kunststücken fertig waren, als mein Blick plötzlich auf eine dunkel gekleidete Gestalt mit glatter, blasser Haut fiel, die sich zwischen ihnen befand. Dann zogen die Akrobaten weiter, und ich verlor die Gestalt aus den Augen.
    »Wenn Sie jetzt zufällig Zeit hätten …«
    »Entschuldigen Sie, Lord Munir«, unterbrach ich den Hexer abwesend. »Ich sehe gerade jemanden, mit dem ich unbedingt reden muss.«
    Ich stellte meinen Pokal ab und drängte mich in die Menge. Erneut erhaschte ich einen Blick auf den blassen Mann, aber als ich mich ihm näherte, entfernte er sich, den Rücken mir zugewandt, und schlängelte sich zwischen Gästen und Bediensteten hindurch zu einer Nebentür. Ich beschleunigte meine Schritte, aber er verschwand durch die Tür, bevor ich ihn erreichen konnte. Ich ging langsamer, blieb vor der Tür stehen, öffnete sie und warf einen Blick hinein. In dem Moment merkte ich, dass jemand hinter mir war. Etliche Jemands. Mir waren nicht nur meine neuen Leibwachen gefolgt, sondern auch eine Handvoll ehemaliger Kameraden und anderer Königstreuer. Offenbar hatte Jeffs und Arlis’ Schicksal, nachdem ich ihnen verlorengegangen war, einen starken Eindruck hinterlassen.
    »Leutnant?«, erkundigte sich einer der Königstreuen.
    »Hier ist eine Person verschwunden, die ich gesucht habe«, antwortete ich, während ich in einen schmalen, dämmrigen Gang trat.
    »Vielleicht ein Bediensteter, Sir?« Die Stimme des anderen Königstreuen klang beschwichtigend. »Dies hier ist ein Dienstbotengang. «
    Wahrscheinlich hatte er recht. Ich errötete und wollte gerade den Gang verlassen, als ich eine Bewegung am Ende des Korridors bemerkte. Die Person stand im Schatten, und ihre Kleidung verschmolz mit der Dunkelheit. Ihr Gesicht war nur ein blasser, undeutlicher Fleck. Die Gestalt hob die Hand und winkte, und ich brauchte einen Moment, bis ich erkannte, dass sie etwas darin hielt, das mir sehr bekannt vorkam.
    Es war meine Feder, die ich in dem Wirbelsturm bei dem anvea verloren hatte.
    Ich rannte sofort los, und das laute Trampeln der Stiefel der anderen folgte mir. Die dunkle Gestalt am Ende des Ganges wartete, bis ich sie fast erreicht hatte, bevor sie reagierte. Sie schien im Schatten zu verschwinden. Als ich jedoch das Ende des Gangs erreicht hatte, sah ich, dass dieser nach rechts abbog

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