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Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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und weiterführte. Ich blieb stehen und spähte vorsichtig um die Ecke. Die bleiche Gestalt stand ein Stück weiter im Gang. Ihr Gesicht war immer noch ein undeutlicher Fleck. Sobald sie mich sah, hielt sie die Feder erneut hoch.
    »Hölle und Teufel«, flüsterte ein Soldat der Bergpatrouille.
    »Allerdings«, stimmte ein anderer ihm zu. »Vielleicht sollten wir Hilfe holen.«
    Ich warf dem Königstreuen einen Blick zu. »Benachrichtigen Sie Thadro oder Suiden.«
    Als der Mann zurück in die Große Halle rannte, trat die blasse Gestalt vor mir einen Schritt zurück. Ich folgte ihr einen Schritt und blieb stehen. Sie rührte sich nicht. Ich machte noch einen Schritt. Sie blieb immer noch stehen. Als ich den dritten Schritt tat, wirbelte sie herum und lief weiter. Ich machte mich erneut an ihre Verfolgung.
    Irgendwie hatte das hier eine gewisse Ähnlichkeit mit der wilden Jagd, die ich in Freston erlebt hatte. Aber statt auf Pferden durch Gassen und Gärten zu reiten, rannten wir durch diesen Gang, dann einen anderen, wieder einen anderen, kreuzten andere Gänge, rannten Treppen hoch, Treppen runter und bogen um Ecken, und die ganze Zeit blieb die blasse Gestalt, offenbar ein Mann, unmittelbar vor mir. Seine Schritte waren leicht und fast lautlos, seine Gestalt wurde immer wieder von den Schatten verschluckt und ausgespuckt. Nachdem wir eine weitere Ecke umrundet hatten, stürmten wir auf die Promenade hinaus, wo ich mit Berenice und anschließend mit der Prinzessin gesessen hatte. Der Mann überquerte die Pflastersteine, sprang auf die Zinnen und blieb stehen, perfekt ausbalanciert. Er war in dem schwachen Mondlicht kaum zu erkennen, drehte sich zu mir um und hielt die Feder erneut hoch.
    »Du«, sagte ich. »Du warst es, der hier spioniert hat.«
    In dem schwachen Mondlicht sah ich, wie er lächelte, während er mir erneut mit meiner Feder zuwinkte. Mein Blick zuckte zu ihr, und ich trat einen Schritt vor. Ein Königstreuer hielt mich auf. »Vorsichtig, Sir«, warnte er mich. »Er könnte ein Messer haben.«
    Ich sah zwar kein verräterisches Blitzen von Metall, erinnerte mich jedoch an den geschwärzten Dolch und blieb stehen. Der bleiche Mann hob die andere Hand und spreizte die Finger, um mir zu zeigen, dass sie leer war. Die Königstreuen und die Soldaten bildeten einen lockeren Halbkreis, und einige von ihnen lächelten, als sie ihre Schwerter packten. Ich trat näher … und wurde so heftig zurückgeschleudert, dass ich den Boden unter den Füßen verlor.
    »Was zum Teufel …?«
    Die Schreie der Männer wurden vom Wind erstickt, der mich umtoste, als ich in der Luft hing. Ich versuchte dem Wirbelwind zu entkommen und tastete nach meinem Luftaspekt. Die Kugel erschien, umkreiste mich jedoch in rasender Geschwindigkeit, als mir die Kontrolle über sie entrissen wurde. Ich bemühte mich, sie zurückzubekommen, und spürte, wie etwas an mir zerrte, meine Gestalt verformte. Ich hob meinen Eschenholzstab, um ihn auf die Pflastersteine zu rammen, doch dieselbe Kraft entriss ihn meinem Griff. Jetzt kreisten Stab und Kugel umeinander, während sie gleichzeitig um mich herumflogen. Ich stieß einen entsetzten Schrei aus, aber der Wind riss mir meine Worte von den Lippen und verschluckte sie, während ich hilflos in der Luft hing. Der Druck verstärkte sich, und eine zweite Kugel erschien neben der Luftkugel. Sie leuchtete in der Nacht. Feuer. Ihr folgte eine weitere, in der sich die Sterne spiegelten. Wasser. Und schließlich kam eine, die den Wirbelwind mit dem Duft von Wald und herbstlichen Obstgärten erfüllte, der Erdaspekt. Meine Fingerspitzen flatterten im Wind, während ich wie wild nach der Wasserkugel schnappte. Ich verfehlte sie. Erneut versuchte ich es, erwischte diesmal die Erdkugel und packte sie fest mit beiden Händen.
    Schon einmal hatte ich während eines verzweifelten Kampfes eine Erdkugel gepackt, und die Göttin hatte zu mir gesprochen. Diesmal blieb Lady Gaia stumm, aber ich spürte ein Rumpeln. Es war zunächst schwach, nahm jedoch rasch an Stärke zu. Plötzlich hatte ich das Gefühl, als würden zwei kräftige Hände meine Knöchel packen und mich herabziehen. Die Kraft des Wirbelwindes um mich herum intensivierte sich, und einen langen Moment lang wurde ich hin und her gezogen; der Wirbelwind sog mich hinauf und drohte mich zu zerreißen, während die Erde mich nach unten drückte. Die Steine der Burg begannen zu ächzen, und in der Ferne hörte ich das Läuten der Kirchenglocken, als die Erde

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