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Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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niedergedrückt. Einem Gewicht, das ständig wuchs und mich zu zermalmen drohte. Die Kampfgeräusche wurden schwächer, als das Rauschen in meinen Ohren zunahm und sich alles vor meinen Augen verdunkelte. Keuchend schlug ich mit dem Schwert zu und fühlte einen harten Schlag: Ich hatte etwas getroffen. Jemand heulte auf, und das Gewicht ließ nach. Ich schnappte nach Luft und schlug mit der Handfläche meiner freien Hand zu. Es gab ein befriedigendes Knirschen, als ich die Nase des Hexers traf. Er stieß ein ersticktes Jaulen aus, und ich stieß ihn von mir hinunter.
    Suiden hatte gestern Nacht behauptet, ich dächte wie ein Soldat, nicht wie ein Magus, was aber nicht ganz stimmte. Ich war zwar länger der einfache Reiter Hase gewesen als der Zauberlehrling, aber ich war mir fast mein ganzes Leben lang meiner magischen Kräfte bewusst gewesen. Nur hatte ich gehofft, niemand würde jemals herausfinden, dass ich ein geborener Magus war. Doch als ich mich jetzt herumrollte und aufsprang, dachte ich nicht an die Gabe. Dafür hatte ich keine Zeit. Ich drehte mich zu dem Hexer herum und stürzte mich erneut auf ihn. Eine Windfaust schlug mich zurück und riss mir das Schwert aus der Hand. Ich hechtete hinterher, aber es flog klirrend über die Steine und verschwand im Rauch. Als ich gegen einen Feuerkorb stieß, griff ich hinein und packte ein paar Kohlen. Dass sie noch glühten, störte mich nicht. Ich spürte nicht einmal die Hitze und schleuderte sie dem Hexer ins Gesicht. Er heulte auf, wich taumelnd zurück, und nachdem ich mich aufgerappelt hatte, sprang ich ihn an. Diesmal landeten wir beide in einem Gewirr aus Armen und Beinen unter dem Wandteppich mit dem weißen Hirschen, der uns immer noch beobachtete.
    »Hase!«
    Ich hörte Jeffs schwache Stimme kaum. Die Wut, die zuvor am Rand meines Blickfeldes geschimmert hatte, erfüllte jetzt mit ihrem roten Schleier alles, was ich vor mir sah. Und es ging nicht nur um den unbekannten Hexer, der sein Bestes tat, mich zu töten. Die Beleidigungen, die Beschimpfungen, der Hohn, die Attacken, die Jahre, die ich versucht hatte, Slevoic aus dem Weg zu gehen, meine unfreiwillige Versetzung zu den Königstreuen, Lordkommandeur Thadro, meine Strafversetzung von den Königstreuen, der ständige Zwang, mich selbst beweisen zu müssen, Arlis’ Verrat neben all den anderen, selbst meine Ohnmacht, etwas dagegen unternehmen zu können, hierhergebracht und wie ein Stier auf einem Viehmarkt feilgeboten zu werden: All das kochte in mir hoch, als ich mich knurrend über den Boden zu Füßen der anderen Kämpfenden wälzte, während die Schreie, das Gebrüll und das dissonante Klirren der Schwerter verzerrt durch die Nebelbank in der Großen Halle schallten.
    Ich erwischte den Hexer an seinen Haaren und hämmerte seinen Kopf auf den Boden, aber es gelang ihm, einen Arm zwischen uns zu schieben. Im nächsten Moment flog ich zurück. Bevor ich landete, wurde ich herumgedreht, sodass ich auf dem Bauch aufkam. Der Hexer stieß sich ab und landete mit beiden Knien auf meinem Rücken, was mir erneut den Atem nahm. Dann packte er meinen Zopf, zerrte meinen Kopf hoch, und ich fühlte die kalte Spitze eines Messer an meinem Hals.
    Ich erlebte einen Moment vollkommener Klarheit. Ich hörte Berenices heisere Schmerzensschreie, Suidens Gebrüll, Jussons, Thadros und Idwals Kampfgeschrei, hörte das Hämmern meines Herzens, das heftige Keuchen des Hexers und in der Ferne die Wellen, die an den Strand brandeten. Ich sah die Flickstelle an meiner graubraunen Uniform, wo ich mir letzten Winter in den Stallungen an einem Nagel ein Loch gerissen hatte, sah die Knochen und Adern auf meinen Handrücken, sah meine langen Finger, die sich auf den Steinboden pressten. Und dann die Gerüche, nach Leder und Eisen, die Hitze von Wylns und Munirs Feuern, der Gestank von Verbranntem, von Schweiß, Furcht, meiner Seife, von Prinzessin Rajyas Parfum, der schwache Duft des Herbstwaldes und der noch schwächere Geruch des Meeres.
    Merkwürdig war nur, dass ich den Hexer nicht riechen konnte, der auf meinem Rücken hockte und Anstalten machte, mir die Kehle durchzuschneiden.
    Instinktiv presste ich mein Kinn auf meine Brust. Der Hexer packte meinen Zopf fester und zog meinen Kopf zurück. Ich leistete keinen Widerstand und stieß mich mit den Händen vom Boden ab, als ich den Kopf nach hinten warf. Erneut traf ich mit dem Hinterkopf seine Nase. Diesmal jaulte er laut auf, das Messer rutschte ab und zog eine eisige Linie

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