Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)
Jusson.
»Ich bin hier nicht der Einzige mit der Wahrheitsrune, Ehrenwerter König«, gab Laurel zu bedenken.
Ich riss meinen Blick von dem des Greifs los und bemerkte, dass der König, der Faena und auch der Grüne Lord mich ansahen. Laurel bückte sich, packte meine Hand und drehte sie mit der Handfläche nach oben, um eine Wahrheitsrune zu zeigen, die immer noch glühte. Das ausgelassene Gelächter des Lords des Forsts rollte durch die Halle.
»Zwei Wahrheitsrunen? Kein Wunder, dass es nicht so gelaufen ist wie geplant«, meinte er und bückte sich zu Kveta hinunter, die sich immer noch im Griff des Greifs befand. Alle Boshaftigkeit war aus der Wölfin gewichen, als sie ihren Blick auf den Grünen Lord richtete. Ihre Miene war ausdruckslos. »Ihr wurdet bereits einmal gewarnt, Wölfin. Im Wald wurdet Ihr gewarnt, als Ihr und Eure Kumpane den Magus angegriffen habt …«
»Angegriffen?«, wiederholte Laurel.
»Kveta hat den Hinterhalt ausgeheckt?«, grollte Suiden gleichzeitig auf der Galerie. Sein tiefer Bass ließ die Fensterscheiben klirren.
»Offensichtlich, Hauptmann Prinz«, erklärte Jusson.
»Was ist passiert?«, wollte Laurel wissen.
»Hase wurde im Wald am Abend nach Eurem ›Verschwinden‹ aufgelauert«, sagte Wyln. »Und jetzt erfahren wir, dass Kveta und ihre Freunde die Schuldigen waren. Letzte Nacht hat sie ihn ebenfalls attackiert. In den letzten beiden Tagen ist sie recht fleißig gewesen.«
»Allerdings. Sie hat Fallen gelegt, Entführungen verübt und Mordversuche begangen«, zählte Jusson auf. »Sehr wahrscheinlich ist sie auch für die Verzauberung und die Vergiftung von Hauptmann Javes verantwortlich.«
Die Männer des Königs – Adlige, Soldaten und Königstreue – wanden sich in ihren Fesseln, als sie sich zunächst gegenseitig musterten und dann mit wachsender Wut auf die gefangene Wölfin blickten, während ihnen dämmerte, dass sie nicht nur Hauptmann Javes vergiftet, sondern auch den Zauber gewirkt hatte, der ihre Kameraden in Schlummer versetzt hatte. Thadro wehrte sich ebenfalls gegen die Fesselung und zerrte an dem Efeu. Ich beobachtete ihn und war versucht, ihn da oben zappeln zu lassen. Was mich betraf …
Meer woge und verschlinge sie.
Ich schluckte, streckte die Hand aus und tippte auf Laurels Knöchel, bevor ich dann zur Galerie zeigte. Laurel runzelte die Stirn und wollte den Kopf schütteln, doch Jusson musste unser kleines Zwischenspiel bemerkt haben.
»Lasst ihn frei, Meister Laurel. Lasst alle frei.«
Jetzt runzelte Wyln die Stirn und hielt Laurel mitten in seiner Beschwörungsgeste auf. »Seid Ihr sicher, Ivers Sohn? Wie gerade demonstriert wurde, ist dieser Bann sehr mächtig.«
»Solange wir uns von ihm fernhalten«, erwiderte Jusson, »sollten alle sicher sein …«
»Aber da ist noch Munirs Zauberstab, Euer Majestät«, sagte ich.
Jusson, Wyln und Laurel drehten sich zur Galerie herum. Die Szenerie dort oben hatte sich nicht verändert, bis auf Jussons und Wylns Abgang. Jedenfalls nicht sehr. Munir wurde immer noch von Berenice und Prinzessin Rajya vor Suiden und Thadro geschützt. Aber die Flammen, die sowohl Ihre Hoheit als auch die Tochter des Hauses umringt hatten, waren verschwunden. Die Kletterpflanzen hielten den turalischen Hexer fest, sodass er dem Drachen und dem Lordkommandeur gegenüberstand, aber er hatte den Kopf zur Seite gedreht, um dem Drama zu folgen, das sich unter ihm abspielte. So wie alle anderen auf der Galerie ebenfalls, bis auf Berenice und die Prinzessin. Ihre Hoheit beobachtete ihren Vater, während Berenice die Augen geschlossen und die Lippen fest zusammengepresst hatte.
»Wie ich bereits sagte, mein Zauberstab ist nicht die Ursache dieses Desasters«, erklärte Munir jetzt.
»Das mag so sein, aber die Tatsache, dass Ihr es wagt, ein solches Artefakt hierherzubringen und es zu benutzen, sagt dennoch genügend über Euch aus«, erklärte Wyln, während er zur Galerie hinaufschwebte. »Händigt es aus, Hexer.«
»Warum sollte ich ausgerechnet Euch …« Munir unterbrach sich, zuckte zusammen und wühlte dann hastig in dem Ärmel seiner Robe. Er zog den Zauberstab hervor und starrte ungläubig auf die Blätter, die den Knochen überzogen, bevor er ihn auf den Boden der Galerie fallen ließ. Wyln hob ihn auf.
»Lasst sie frei«, wiederholte Jusson, und einen Moment später verschwand das Efeu. Die meisten Leute blieben stehen, einige jedoch brachen zusammen und sanken zu den anderen auf den Boden. Ich beobachtete sie
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