Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)
nicht gut, sie zu ärgern oder ihrem Volk etwas anzutun. Ganz und gar nicht gut.«
»Vielleicht sind sie auch in der Halskette eingesperrt, Meister Laurel.« Cais wirkte besorgt. »Daran hängen mehr als nur ein Spiegel.«
Laurel fauchte und trat hastig zu dem Grünen Lord. »Entfernt die Schutzzauber«, verlangte er.
Der Lord des Forsts fuhr mit der Hand über die Kette, und die Blätter leuchteten einmal bunt auf und verschwanden dann. Laurel riss ihm die Kette förmlich aus der Hand und hielt sie in einen Sonnenstrahl, der durch eines der Fenster der Großen Halle hereinfiel. Die winzigen Spiegel und Kristalle funkelten im Licht. Dann ließ er die Kette wieder in die Hand des Lords des Forsts fallen und wischte sich die Tatze an seinem Fell ab.
»Sie sind tot«, verkündete er.
»Was?« Wyln trat hastig neben ihn. Ich stand auch auf und ging eiligst zu ihnen. Jusson und Thadro kamen ebenfalls dazu, während Munir sich fast mit seiner Robe strangulierte, um etwas sehen zu können.
»Seht selbst«, sagte Laurel und ging zu Kveta zurück. Anders als Laurel berührte Wyln die Halskette nicht. Er verschränkte nur die Hände auf dem Rücken und beugte sich vor, um sie zu betrachten. Dann richtete er sich wieder auf, und in seinem Gesicht zeichnete sich eine ungewohnt besorgte Miene ab. »Er hat recht; Kveta hat sie ermordet.«
»Woran seht Ihr das?«, wollte Jusson wissen.
»Betrachtet die Drachenknochen, Euer Majestät«, kam ich einer Erklärung von Wyln oder Laurel zuvor. »Seht Ihr die Schmetterlinge darauf?«
»Sind das keine Gravuren?«, fragte Thadro.
»Nein, Sir«, erwiderte ich mit belegter Stimme. »Das sind Königin Mabs Höflinge.«
»Bist du sicher, Cousin?«, wollte Jusson wissen. »Sie sind so winzig.«
»Ein Zauber, Euer Majestät«, erwiderte ich. »Sie sind in den Knochen begraben.« Ich schluckte gegen den Kloß in meinem Hals an. »Sie hat mit der Gabe gemordet.«
»Ja, das hat sie.« Laurels Stimme klang sehr ernst. »Dauthiwaesp. «
»Was?«, mischte sich ein Adliger ein.
»Todesmagie«, kam Munir Laurel zuvor.
»Wie das, was der Dämon in Freston gemacht hat?«, meinte Thadro.
»Ständig redet Ihr über Dämonen …«, setzte Idwal an.
»Lange Geschichte«, unterbrachen ihn Jusson, Suiden und etliche Adlige im Chor.
»Ja, Ehrenwerter Kommandeur. Es ist eine Möglichkeit für einen Hexer, seine Macht zu vergrößern.« Er deutete auf die Kette und Munirs Zauberstab. »Aus demselben Grund werden auch Drachen getötet. Ihr Fluch, den sie im Tode ausstoßen, macht die Knochen für jene, die sie benutzen wollen, so wertvoll.«
»Was das Leben in Tural sehr interessant machen sollte, falls die Drachenlords jemals zurückkehren«, meinte Wyln. »Stimmt’s, Munir?«
Prinzessin Rajya riss die Augen auf, während die turalischen Soldaten, die bislang stumm Suiden flankiert hatten, sich plötzlich umdrehten und allesamt dem Hexer finstere Blicke zuwarfen.
Laurels Ohren zuckten. »Sie wären wahrscheinlich darüber nicht besonders erfreut.«
»Und sie sind nicht die Einzigen«, erklärte ich. »Königin Mab wird zweifellos Blut sehen wollen.«
»Allerdings.« Wylns Belustigung war wie weggewischt. »Und wahrscheinlich interessiert es sie nicht, von wem es stammt.«
Das stimmte. Die Feenkönigin war für ihren Jähzorn berüchtigt und dafür, dass sie ihn ebenso wie ihren Frust an dem erstbesten Objekt ausließ. Oder Subjekt. Ich ging zu Kveta, die immer noch zusammengerollt auf dem Boden lag, und stützte mich auf meinen Stab, weil ich meinen zitternden Beinen nicht ganz traute. »Warum?«, fragte ich sie. »Warum hast du das Blut Unschuldiger vergossen und dich damit selbst verdammt? Sie haben dir nichts getan.«
Kevta hob den Kopf. Die Bosheit in ihrem gesunden Auge wurde von dem Schmerz ein wenig gedämpft. »Unschuldig?«, erwiderte sie grollend. »Hier gibt es keine Unschuldigen, kleines Karnickel. Du glaubst, Ihre Majestät Königin Mab hätte nicht gewusst, was der Hohe Rat mit den Schmugglern abgemacht hat?«
»Nicht der ganze Rat«, widersprach Wyln. »Seine Gnaden Loran wusste eindeutig nicht …«
»Dann ist er ein Narr«, unterbrach ihn Kveta, ohne ihn anzusehen. Sie hielt ihren Blick auf mich gerichtet. »Sie alle sind Narren und Heuchler. Selbst deine ach so edle Moraina.«
»Die Ehrenwerte Moraina hat einen Sohn verloren …«, widersprach ich.
»Und hat trotzdem etwas von Begnadigung der Schuldigen gefaselt«, fiel Kveta mir ins Wort. »Sie hat sich weder um die
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