Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)
sagte Laurel.
»›Können‹ und ›wollen‹ sind zwei verschiedene Dinge«, ergänzte Wyln.
»Haben Sie mich deshalb eingeladen?«, fragte ich. »Damit Sie sich aus Ihrem Ehevertrag davonstehlen können?«
»Wir haben Ihnen einen aufrichtigen Antrag gemacht«, behauptete Berenice.
»Von wegen«, erklärte ich. »Aufrichtigkeit hatte nicht das Geringste damit zu tun, als Sie versucht haben, mich zu verführen, obwohl Sie einem anderen versprochen sind.«
»Ich dachte, Sie wären Manns genug und auch ritterlich genug, um mich vor einer schrecklichen Zwangsehe zu retten«, erklärte Berenice. »Offenbar habe ich mich geirrt.«
»Lassen Sie meine Männlichkeit gefälligst aus dem Spiel«, konterte ich. »Sie können nicht einfach eine Verpflichtung eingehen und sie dann abschütteln, wenn sie Ihnen nicht mehr passt.«
»Verträge werden doch ständig gebrochen«, begann Berenice.
»Berenice!«, ermahnte sie Lady Margriet.
»Das stimmt«, übertönte ich die Herrin des Hauses. »Und dafür zahlt man eine angemessene Strafe. Sind Sie sicher, dass Sie die Strafe zahlen wollen, die Sie erwartet, nachdem Sie sechshundert Jahre lang nur wegen des Versprechens auf die Erfüllung dieses Vertrages so gut gelebt haben?«
»Ich habe wegen gar nichts sechshundert Jahre gelebt!«, fuhr Berenice zornig hoch.
»Aber Ihre Familie«, erklärte ich. »Wie sagten Sie doch selbst? All die lange Zeit ist Mearden nicht einmal erobert worden. Es wurde in all den unruhigen und kriegerischen Jahrhunderten sogar nicht ein einziges Mal angegriffen. Wer zum Teufel glauben Sie, hat dafür gesorgt? Wer hat Ihren Wohlstand gesichert? «
»Na, er jedenfalls nicht!«, meinte Berenice und deutete gereizt auf den Grünen Lord. »Sie haben ja gehört, wie er selbst zugab, dass er die ganze Zeit geschlafen hat.«
»Lord Idwal sagte, dass der Lord des Forsts sich seit der Zeit Ihres Ururgroßvaters regte«, widersprach ich. »Und selbst wenn nicht, war seine Macht dennoch sehr präsent. Sechshundert Jahre Wohlstand und Segen, und Sie schütteln das einfach ab und behaupten, es hätte nichts mit Ihnen zu tun.« Ich zuckte mit den Schultern und fühlte mich plötzlich sehr müde. »Und dann versuchen Sie, mich in dieses Chaos hineinzuziehen, und nennen das ehrlich. Ich glaube, wir beiden haben sehr unterschiedliche Auffassungen darüber, was Ehrlichkeit bedeutet.«
»Es ist tatsächlich verblüffend, wie wenig sie von den Verpflichtungen ihres Ranges versteht, ganz zu schweigen von der Position, die sie zu erlangen hofft«, warf Prinzessin Rajya ein.
»Und der Amir weiß nicht nur, was Ihr und Lord Munir hier tut, sondern er billigt es auch, ja?«, schoss Berenice zurück.
»Halt dich da raus, Tochter«, mahnte Suiden, bevor die Prinzessin antworten konnte.
»Es gibt gewisse Klauseln in dem Vertrag für den Fall, dass eine der beiden Parteien nicht zu heiraten wünscht«, sagte der Lord des Forsts und war sich augenblicklich der allgemeinen Aufmerksamkeit sicher.
»Ha!«, meinte Berenice triumphierend.
»Habt Ihr sie gelesen?«, erkundigte sich der Grüne Lord gelassen.
»Nein, aber …«
»Dann schlage ich vor, dass Ihr das schleunigst nachholt«, meinte er.
»So schlimm können sie doch nicht sein«, spekulierte Berenice. »Oder?«
»Ihr verwirkt das Recht auf Euer Erstgeborenes«, erwiderte der Grüne Lord. »Unter anderem.«
Die Zuhörer keuchten vor Schreck. »Das ist wie in einem gruseligen Kindermärchen«, flüsterte ein Adliger.
Der Lord des Forsts zuckte mit den Schultern. »Der Verweser, und vor allem die Frau des Verwesers, wollten mit aller Macht sichergehen, dass die Ehe geschlossen wurde.«
»Aber ganz sicher würde die Kirche doch niemals eine Heirat zwischen uns sanktionieren«, meinte Berenice verzweifelt.
»Ich werde mit Eurem Kirchenoberen sprechen«, bot sich Laurel hilfreich an. »Und ich bin sicher, dass auch der König mit ihm reden wird.«
»Das werden Wir«, bestätigte Jusson. »Wir werden dieses Anliegen sogar in Unserem Brief an den Patriarchen mit einschließen. « Seine Augen glühten. »Es wird eine sehr interessante Depesche werden.«
»Aber …«
»Das reicht!«, fuhr Lady Margriet ihrer Tochter in die Parade. »Du hast dich viel zu sehr von deinem Vater beeinflussen lassen.«
» Ich habe sie beeinflusst?«, fuhr Lord Idwal empört hoch.
»Du wolltest niemals einen Sohn von Rafe als Gast hier haben, geschweige denn, ihn als Schwiegersohn annehmen«, erwiderte Lady Margriet kühl. »Und doch
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