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Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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das Zelt ein wenig erleuchtete. Das war Bertram. Irgendwie war es ihm gelungen, einen Strohsack in das Zelt zu quetschen, und darauf lag er, eingewickelt in dicke Decken. Der Feuerball ließ sein hellblondes Haar glänzen und beschien seine leicht gerötete Haut. Sein schwaches Atmen wirkte wie ein Kontrapunkt zu Arlis tiefen Atemzügen und Jeffs und Laurels Schnarchen. Ich ließ den Feuerball erlöschen, legte mich wieder auf die Pritsche und döste unter den Schlafgeräuschen der anderen ein. Ich wachte erst auf, als der Weckruf ertönte. Seufzend schob ich meine Decken zurück, erleichtert, dass meine Träume eine weitere Nacht vollkommen normal, ja fast ein wenig langweilig gewesen waren.

5
     
    »Das also ist Mearden«, meinte Wyln. »Beeindruckend.«
    Wir hatten gerade eine Biegung umrundet, als Jusson, der ein feines Gespür für Dramatik besaß, den Tross anhalten ließ. Es war kalt und stürmisch, und ich hüllte mich fester in meinen Mantel, während graue Wolken über den Himmel zogen, angetrieben von einem Wind, in dem sich der Geruch der Regenzeit, die uns aus dem Norden folgte, mit dem kalten, salzigen Duft des Meeres mischte, an dem unsere Reise endete.
    Die Burg und das befestigte Anwesen des Lords der Gemarkung lagen wie Tupfen auf den nördlichen Marschen – grimmige Festungen aus dunklem Stein, die Angreifer abschrecken und Belagerungen Widerstand leisten sollten. Meardens Burg wirkte zwar ebenfalls recht massiv, bestand jedoch aus hellem, fast rosafarbenem Granit, der in der immer wieder hervorkommenden Sonne leuchtete. Majestätische Türme erhoben sich über der mit Zinnen bewehrten Mauer, und selbst von unserem Standort aus konnte ich das kunstfertige Muster der Mauer erkennen, das mich an die grazile Schönheit der Elfen-Baukunst erinnerte. Die Burganlage stand auf einem Hügel, von dem aus man nach Norden den Artole und zum Westen hin das Meer überblicken konnte. Außerdem hatte man von dort freie Sicht über die abgeernteten Felder und Obstplantagen im Süden und Osten. Ein dichter Wald umringte den Fuß des Hügels, der anschließend auf beiden Seiten den Flusslauf säumte. Die Bäume endeten kurz vor der Mündung des Artole ins Meer und gewährten uns einen Blick auf Meardens geschäftigen Hafen. Die Masten der hochseetauglichen Schiffe hoben sich hell von dem schimmernden Wasser ab.
    Alles an diesem Ort kündete von Wohlstand und Wachstum, und es überraschte mich nicht, dass Flavan bereit gewesen war, seine Tochter an ein politisch so unbedeutendes Haus zu vermählen.
    Nachdem Jusson uns Zeit gegeben hatte, alles gründlich zu betrachten, gab er das Zeichen zur Weiterreise, und wir ritten in den Wald hinein. Bertrams Pony trabte neben meinem großen Schlachtross. Das Hufgetrappel des Ponys bildete auf dem weichen, von Blättern bedeckten Waldboden einen gedämpften, schnellen Kontrapunkt zu den dumpferen Hufschlägen der anderen Pferde. Es ging auf den Winter zu, und der Baldachin über uns wurde von zumeist kahlen Zweigen gebildet. Obwohl es hier im Moment hell und luftig war, würde der Wald bis zum Ende des Frühjahrs gewiss dunkel und schattig sein und damit viele Gelegenheiten für einen Hinterhalt bieten. Zwar wunderte ich mich, dass ich plötzlich an heimtückische Angriffe dachte; dennoch blickte ich hinter die Baumstämme, an denen wir vorbeiritten, in der Erwartung, dass jemand dahinter lauerte. Wyln sah sich ebenfalls um; Laurel, der neben meinem Pferd ging, hatte die Ohren gespitzt, während er die Umgebung musterte.
    »Es fühlt sich fast so an wie der Wald in Elanwryfindyll«, murmelte Wyln, auf dessen Stirn sich eine Falte gebildet hatte.
    »Ja«, grollte Laurel. »Vielleicht gibt es hier einen lange vergessenen, alten Kreis oder ein heiliges Becken.«
    Wyln schüttelte den Kopf, während sich sein Stirnrunzeln verstärkte. »Es fühlt sich weder sehr alt noch vergessen an.«
    Der Feuerwandler hatte recht; was auch immer sich zwischen den Bäumen verbarg, war sehr gegenwärtig. Und seine Präsenz wuchs, je tiefer wir in den Wald hineinritten. Ich versteifte mich und konnte vor mir sehen, wie angespannt die Schultern von Jusson und Thadro waren. Der Lordkommandeur hatte sogar die Hand auf den Griff seines Schwertes gelegt. Die Schmetterlinge hatten auf meiner Schulter ruhelos mit ihren Flügeln geschlagen, bis sie schließlich hochflatterten und an die Spitze des Trosses flogen. Die Standartenträger dort hatten die langen Spieße mit den Fahnen und Wimpeln gesenkt,

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