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Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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»Vermittelt Mearden ruhig den Eindruck, dass Sie ein Mondkalb sind, damit er woanders nach einem Ehemann für seine Tochter sucht. Ich bezweifle allerdings, dass Seine Majestät darauf hereinfallen wird. Ich glaube kaum, dass es ihm gefällt, wenn alle meinen, dass sein Cousin und Thronerbe nicht ganz richtig im Oberstübchen ist, oder?«
    »Ich fürchte, Hase hat das nicht gespielt, Javes«, antwortete Suiden. »Bedauerlicherweise.«
    Ich hörte ein leises Kichern von Jeff, und mein Gesicht wurde wieder heiß.
    »Dann braucht er ganz offenkundig Anleitung, wie er um die edle Maid werben muss«, erklärte Wyln. »Offenbar hat er das auf dem Hof der Familie nicht gelernt. Was mich überrascht, denn soweit ich weiß, war sein Vater in dieser Hinsicht sehr begabt.«
    »Das muss an dem Dung gelegen haben, durch den er gelaufen ist, als er hinter dem Pflug stand, Sro Wyln«, erklärte Suiden hilfreich.
    »Sehr wahrscheinlich, Hoheit«, stimmte Wyln ihm zu. Er warf mir einen Blick zu, und in seinen Augen loderten Flammen. »Wenigstens hat er keine Spreu im Haar oder Kuhfladen an den Stiefeln.«
    Das Kichern wurde lauter, und ich versuchte, eine finstere Miene zu unterdrücken.
    »Wohl wahr«, mischte sich jetzt auch noch Laurel ein. »Hase hat sich fein herausgeputzt … ungeachtet der Schmetterlinge und des Zopfes. Vielleicht werden die taktlosen Bemerkungen eines so hübschen Freiers ja wohlwollend überhört.«
    Mein Gesicht brannte förmlich, als ich Jusson, Thadro und unseren Gastgebern die Treppe zum Haupteingang der Burg hinauf folgte. Wie bei vielen Burgen bestanden auch die hier aus Holz. Sollten Eindringlinge den inneren Hof erreichen, konnte man sie leicht verbrennen und es dem Feind erschweren, in die Burg einzudringen. Aber die Treppen, die ich bis jetzt gesehen hatte, waren eher nach praktischen Gesichtspunkten gezimmert worden; eigentlich nur raue Bretter, die man zusammengenagelt hatte. Meardens Treppe jedoch war sorgfältiger gearbeitet. Das lackierte Holz war mit Vögeln, Blumen und Blättern bemalt. Wyln strich über die geschnitzten Geländerpfosten, die unterschiedliche Bäume darstellten.
    »Interessant«, erklärte er.
    »Allerdings«, pflichtete Laurel ihm bei. Er musterte das Wappen, das in den Sturz über die mit Eisen beschlagenen Doppeltüren des Portals eingelassen war. Es war dasselbe Wappen wie das auf dem kurzen Wams des Boten und der Botentasche, die ich vor achtzehn Tagen in Freston gesehen hatte: ein springender Hirsch auf einem himmelblauen Feld. Dieses Wappen hier war jedoch viel größer, sodass wir mehr Einzelheiten erkennen konnten. Zum Beispiel war der Hirsch nicht hellbraun, wie ich zuerst vermutet hatte, sondern weiß mit mitternachtsblauen Augen. Laurel grollte, und sein Schweif zuckte, als wir unter dem Wappen in die Diele traten. Die große Halle der Burg war von der Diele durch geschnitzte Wandschirme abgeteilt. Sie waren mit Abbildungen von Tieren geschmückt, einschließlich eines Einhorns und eines Drachen. Wir gingen daran vorbei, und ich blieb staunend stehen. Diesmal kümmerte es mich nicht, dass ich wie der Hinterwäldler wirkte, als den die anderen mich bezeichnet hatten. Außerdem waren sie ebenfalls stehen geblieben, und Javes hatte sogar sein Lorgnon vor die Augen gehalten.
    Wie auf den Anwesen der anderen Lords der Gemarkungen wies auch diese Halle gewaltige Proportionen auf. An ihrem Ende standen die obligatorischen thronartigen Stühle für Mylord und Mylady, in den Haltern an den Wänden steckten Fackeln, die nicht angezündet waren, und darunter waren lange Tische gegen die Mauer geschoben. Das bewies, dass auch hier die Halle – wie bei den Häusern ihrer nördlichen Verwandten – als Speisesaal genutzt wurde. Doch statt einer düsteren, rauchigen Höhle, wie man sie in den Burgen im Norden kannte, war die Große Halle von Mearden ebenso prachtvoll wie die ganze Burg. Angefangen von den hohen Bogenfenstern, deren klares Glas am Rand von roten und grünen Scheiben umrahmt wurde, über das alte Gebälk der hohen Decke bis zu den schimmernden Waffen, die im Wechsel mit bunten Gobelins an den Wänden hingen. Eine geschwungene Treppe wand sich nach oben, teilte sich nach dem ersten Absatz und führte jeweils zu einer Empore an den beiden Längsseiten der Halle. Natürlich gab es auch die gewaltige Esse, in der man Baumstämme verbrennen und ganze Kühe rösten konnte. Aber jetzt loderte kein Holz darin, und es wurden auch keine Rinder gebraten. Stattdessen roch

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