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Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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damit sie sich nicht in den Zweigen verfingen, hielten sie doch wie Lanzen vor sich, während sie die Köpfe wandten und sich aufmerksam umsahen. Ich blickte zurück und bemerkte, dass die Königstreuen ebenfalls misstrauisch den Wald musterten. Ihre Mienen waren jedoch eher verwundert als besorgt. Bertram neben mir hatte große Augen, und selbst von Jeffs und Arlis’ Gesichtern war der unbeteiligte Ausdruck gewichen, als sie zwischen die Bäume starrten.
    »Wir werden beobachtet«, meinte Jeff leise. Offenbar hatte er vergessen, dass er nicht mehr mit mir reden wollte. »Aber von wem?«
    Wer oder was es auch sein mochte, wir konnten jedenfalls unbehelligt weiterreiten, und als wir aus dem Wald auf offenes Gelände kamen, wurde das Gefühl schwächer. Die Straße war sanft angestiegen, seit wir den Artole verlassen hatten, und wand sich jetzt in Serpentinen den Hügel hinauf. Das konnte uns jedoch nicht aufhalten. Die Pferde merkten, dass wir uns dem Ziel der Reise nährten, oder witterten wahrscheinlich warme Ställe, Striegel und Heu. Sie gingen schneller, und es dauerte nicht lange, bis wir den Kamm des Hügels erreichten. In einem der Wachtürme ertönte ein Ruf, die Fallgatter wurden ratternd hochgezogen, und ohne langsamer zu werden, ritten wir durch das Torhaus in den Burghof. Kurz darauf durchquerten wir das zweite Tor in den inneren Hof und wurden sofort von Pferdeknechten und Dienern umschwärmt. Ein Mann löste sich aus der Menge. Er trug eine teure, wenn auch schlichte dunkelgrüne Samtrobe samt passender, eng anliegender Hose, verbeugte sich und zog den mit Federn geschmückten Hut vom Kopf.
    »Willkommen in Mearden, Euer Majestät.«
    »Danke, Idwal«, erwiderte Jusson.
    Überrascht musterte ich den Mann. Nachdem Jusson geschildert hatte, wie sehr die Hoffnungen des Lords von Mearden enttäuscht worden waren, hatte ich einen griesgrämigen, verbitterten Menschen erwartet. Aber der ehemalige Verlobte meiner Mutter war ein großer, massiger Mann mit graubraun meliertem Haar, einem kurzen, sauber getrimmten Bart und Lachfalten in den Winkeln seiner haselnussbraunen Augen. Er lächelte auch jetzt, als er sich aufrichtete und auf eine kleine Frau deutete, die eilig an seine Seite trat. »Ich möchte Euch mit Verlaub meine Gemahlin Lady Margriet vorstellen.«
    Meine Verblüffung wuchs. Natürlich hätte ich mir denken können, dass Lord Idwal irgendwann geheiratet haben musste, wenn er eine Tochter im heiratsfähigen Alter hatte. Nur war ich irgendwie davon ausgegangen, dass seine Gemahlin schlicht und etwas säuerlich darüber sein würde, nur seine zweite Wahl gewesen zu sein. Lady Margriet war weder das eine noch das andere. Sie hatte ein lebhaftes, herzförmiges Gesicht und dunkelbraune Augen, und obwohl sie neben ihrem stämmigen Gatten winzig wirkte, glichen ihr dunkelrotes Gewand und die dazu passenden Rubine in der Halskette, den Ohrringen und dem goldenen Netz auf ihrem dichten, brünetten Haar ihre geringe Größe aus. Selbst ihre Schuhe waren mit diesen schimmernden Edelsteinen besetzt. Mearden musste wirklich sehr wohlhabend sein. Auch Lady Margriet lächelte, als sie vor dem König einen Knicks vollführte.
    »Euer Majestät, Mylords, edle Herren.« Sie hatte eine warme Altstimme. »Ihr seid in unserem Heim aufs Herzlichste willkommen.« Ihre Röcke raschelten, als sie sich wieder aufrichtete und sich neben ihren Ehemann stellte. Sie wirkte wie ein juwelengeschmückter Vogel neben Meardens schlichterer, dunkler Kleidung. Ich blickte zum Hauptturm der Burg hinauf, und mein Herz schlug heftig, als ich überlegte, was wohl darin auf mich wartete. Vielleicht, nur vielleicht, war es ja nicht so schlimm, wie ich gefürchtet hatte.
    Ich wurde von einem Schlag auf meinen Oberschenkel aus meinen Spekulationen gerissen. Als ich mich umdrehte, begegnete ich Jeffs finsterem Blick. Ich sah ihn böse an, doch bevor ich fragen konnte, was er für ein Problem hatte, deutete er mit einem Nicken zum König. Ich drehte mich erneut um und stellte fest, dass nicht nur Jusson und die anderen abgestiegen waren, sondern alle bis auf den Gepäcktross, der sich immer noch die lange, gewundene Straße hinaufmühte, bereits den inneren Hof betreten hatten. Suiden und Javes standen mit dem König, Thadro, Wyln und Laurel zusammen. Die Bewaffneten der Adligen hatten uns nicht begleitet, sondern waren in der Hafenstadt untergebracht worden. Die Königstreuen und die Garnisonstruppen aus Freston dagegen blieben auf der Burg

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