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Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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Fenstern waren offenbar sorgfältig geflickt, ebenso die verschlissenen Gobelins an den Wänden. Sowohl auf dem Boden als auch im Teppich fanden sich Flecken, wo Glut aus dem Kamin gefallen war. Trotz alledem war das Zimmer makellos sauber, und die Möbel schimmerten dank der Patina von Alter und Politur. Vor zwei Tagen hatte noch ein Kranz aus Herbstgräsern und Blättern über dem Kaminsims gehangen. Der war jetzt verschwunden, da das Erntefest, bei dem die letzte Ernte des Jahres gefeiert wurde, vorbei und das Getreide sicher eingefahren waren. Vermutlich würde in etwa einem Monat die Festtagsdekoration den Platz des Kranzes einnehmen. Jetzt jedoch standen nur zwei Kerzen auf dem Sims. Auch in den Halterungen, die teils an der Wand befestigt, teils an anderen Stellen im Raum platziert waren, brannten Kerzen, die der König spendiert hatte. Sie verbreiteten den Geruch von Bienenwachs im Zimmer. Im Kamin loderte ein kräftiges Feuer; Cais, der Haushofmeister des Königs, stand daneben und kümmerte sich darum. Er drehte sich um, betrachtete mich prüfend, schob den Funkenschirm vor die Esse, hängte den Schürhaken wieder an seinen Platz und verließ den Raum.
    »Guten Morgen, Hase«, begrüßte mich Jusson.
    Ich riss meinen Blick von der sich schließenden Tür und sah zum Esstisch, an dem der König auf einem von fünf Stühlen saß. Jussons Augen strahlten, und er sah nicht so aus, als hätte er bis in die Morgenstunden gefeiert. Andererseits war er fast so alt wie mein Vater, was man ihm ebenfalls nicht ansah. Er wirkte eher so alt wie ich. Er war groß und schlank, hatte eine dichte, schwarze Haarmähne, geschwungene Brauen und schräge Augen mit einem goldenen Ring um jede Iris. Er sah aus wie ein Dunkelelf aus einer der Stadtstaaten an der Küste der Grenzlande. Seine Garderobe war von strenger Eleganz, ebenso der schmale goldene Reif auf seinem Kopf, und trotzdem gelang es ihm, in dem leicht schäbigen Raum nicht deplatziert zu wirken.
    Was man von dem Mann neben Jusson nicht behaupten konnte. Im Gegensatz zu seinem König oder Offizierskameraden war Hauptmann Javes von der Garnison Freston, Patrouille Königsstraße Süd, ein Modegeck, wie man es nur sein konnte, wenn man Uniform trug. Sein goldblondes Haar war lockig und voller Pomade, um seinen Hals baumelte ein Lorgnon an einem schwarzen Band, und über der Stuhllehne hinter ihm hing eine bunte Kappe mit seinen Rangabzeichen und einer schlanken Feder. Da Javes’ Vater der Vorsitzende der Kaufmannsgilde von Iversterre und seine Mutter eine Angehörige des einflussreichen Handelskonsortiums des Qarant waren, konnte er es sich vermutlich leisten, sich so zu kleiden, wie es ihm gefiel. Und da er außerdem zu den engen Vertrauten des Königs zählte, kam er damit auch durch.
    Javes grinste mich oberflächlich an, was jedoch den Wolf, der sich hinter seinem dümmlichen Benehmen verbarg, nicht ganz verbergen konnte. »Hallo, Hase. Großartiges Fest gestern Nacht, was?«
    »Jawohl, Sir«, antwortete ich und verbeugte mich sorgfältig. »Majestät.«
    »Du siehst auch so aus, als hättest du dich großartig amüsiert«, bemerkte Jusson, während sich Suiden an den Tisch setzte. Der König deutete auf den freien Stuhl direkt vor sich. »Setz dich. Bevor du mir noch umfällst.«
    Ich war mir meines unrasierten und mitgenommenen Äußeren peinlichst bewusst, ebenso des Geruchs von Bier, der mich umwehte; also setzte ich mich behutsam hin und lehnte den Stab an meinen Stuhl. Der Tisch war von leeren Tellern übersät, auf denen noch die Reste eines Frühstücks auszumachen waren, und mein Magen krampfte sich bei dem Gedanken an Essen zusammen. Außerdem lagen zwei Botentaschen da; eine mit dem königlichen Wappen, die andere mit dem Emblem des springenden Hirschs, das ich auf dem Wams des Mannes im Schankraum gesehen hatte. Die Depeschen selbst lagen aufgebrochen vor Jusson, und ich betrachtete sie mit schwachem Interesse. Dann fiel mir auf, dass etwas fehlte, und ich sah mich um. Thadro, der Lordkommandeur des Königs war nicht anwesend. Normalerweise stand Thadro hinter Jussons Stuhl, auch wenn er sich diese Ehre derzeit mit dem Zauberer Wyln teilen musste. Doch der Dunkelelf war ebenfalls nicht hier. Ich wollte gerade fragen, wo sie steckten, als die Tür geöffnet wurde und der Lordkommandeur hereinkam. Thadro, ein großer, breitschultriger Mann, der genauso aussah, wie es sich für den Oberbefehlshaber der Königstreuen und Königlichen Armee gehörte, war

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