Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)
ebenfalls die gestrige Feier nicht anzumerken. Ich erhob mich hastig, als er an den Tisch trat. Javes und Suiden machten ebenfalls Anstalten aufzustehen, aber er winkte ab und setzte sich auf den letzten freien Stuhl rechts neben dem König.
»Alles erledigt, Sire«, sagte er. »Ich habe beiden Eure Antworten mitgegeben.«
Jusson nickte, doch bevor er etwas sagen konnte, wurde die Tür erneut geöffnet, und Cais trat ein, gefolgt von der Wirtin. Mit schweren Schritten ging diese zum Tisch und stellte ein Tablett darauf ab, auf dem ein zugedeckter Teller und eine große Teekanne standen, aus deren Tülle Dampf aufstieg. Mein Magen zog sich erneut protestierend zusammen, aber meine Nase zuckte. Wie gesagt, ich hatte die Speisen der Herberge bereits gekostet. Die Wirtin stellte Teller und Kanne vor mich hin, nahm den Deckel ab und präsentierte ein Omelett mit Käse und Pilzen, goldbraun gebackene Kartoffeln, einen kleinen Stapel Pfannkuchen mit Butter und ein Töpfchen Sirup aus dem Zuckerrohranbau eines hier ansässigen Bauern. Ich inhalierte die Aromen und musste unwillkürlich lächeln.
»Pah«, sagte die Wirtin. Sie verschränkte, ein Tablett in einer Hand, ihre fleischigen Arme über ihrem mächtigen Busen. »Wollt Ihr meinen Jungen in so was da verwandeln?«
Verblüfft sah ich hoch. »Mistress Inga?«
Die Alte Wache war als eines von vielen Opfern der betrügerischen Machenschaften führender Bürger Frestons viele Jahre lang geschlossen und verlassen gewesen. Vor einiger Zeit jedoch hatte sie wieder geöffnet und bot den Bürgern nun saubere Zimmer, gutes Essen und günstige Preise. Vermutlich hätte sie noch jahrelang als günstige Alternative zu Frestons zweiter Herberge, dem Hirschsprung, ihr bescheidenes Dasein gefristet, hätte Jusson nicht den Betrug aufgedeckt und seinen gesamten Hof in die Alte Wache verlegt. Mistress Inga hatte die königliche Entourage aufgenommen, ohne mit der Wimper zu zucken, und hatte auch gestern Nacht die Feier meines Namenstages hinter der Bar verfolgt. Sie hatte uns mit grimmigem Wohlwollen Bier, gewürzten Glühwein und ausgesuchte Schnäpse ausgeschenkt. Als sie mich jetzt jedoch musterte, war von ihrem Wohlwollen nichts mehr zu sehen. Ich umklammerte unwillkürlich den Teller, für den Fall, dass sie auf die Idee käme, ihn mir wieder wegzunehmen.
»Fünf Jahre bei der berittenen Bergpatrouille, Sra Inga«, erklärte Suiden. »Er hat auch während des Aufstandes in Iversly an der Seite Seiner Majestät gefochten.«
Drei Serviermädchen waren hinter der Wirtin in den Salon geschlüpft, und eine machte sich hastig daran, das benutzte Geschirr abzuräumen, während die beiden anderen mit noch mehr Tellern, Tassen und Schüsseln, dampfenden Teekannen, Sahne, Honig, einem Krug heißer Milch und einer Platte mit heißem Apfelkuchen warteten. Sobald das schmutzige Geschirr abgeräumt war, half Cais ihnen, den Tisch neu zu decken. Jusson wartete allerdings nicht, bis sein Haushofmeister ihn bediente. Er schnappte sich einen Apfelkuchen von der Platte und legte ihn sich auf den Teller. Thadro folgte eiligst seinem Beispiel.
»Ganz zu schweigen von seinem Kampf in Elanwryfindyll während der Unruhen am Hofe des Fyrst«, setzte Javes hinzu. Er wartete höflich, bis der König und der Lordkommandeur sich ihre Kuchen genommen hatten, bevor er sich selbst ein Stück nahm, den Krug mit der Sahne packte und sie großzügig auf dem Kuchen verteilte. »Außerdem kann er auch sehr gut mit den Fäusten umgehen. Fragen Sie nur Magus Kareste.«
Ich hatte tatsächlich gegen meinen alten Meister gekämpft, als ich letzten Frühling in die Grenzlande zurückgekehrt war. Aber nur, weil der Magus die Seiten gewechselt und zu den Dunklen Künsten übergelaufen war und sich nach Kräften bemühte, mich ebenfalls in diese Richtung zu lenken. Allerdings fragte ich mich, was Kareste mit der Wirtin zu tun haben könnte.
»Davon habe ich gehört«, sagte Thadro. Er brach die Kruste des Kuchens mit der Gabel auf und atmete tief das Aroma ein. »Drei kräftige Schläge auf das Kinn, stimmt’s?«
»Jawohl, Sir«, antwortete Suiden, bevor ich etwas sagen konnte. Suiden war ebenfalls mit seinem Kuchen beschäftigt, nahm sich jedoch die Zeit, Cais seine Tasse hinzuhalten, als der Haushofmeister die Teekanne nahm. »Lassen Sie sich nicht von seinem Äußeren täuschen, Sra Inga«, fuhr er dann, an die Wirtin gewandt, fort. »Leutnant Hase ist ein ausgezeichneter Soldat. Und diejenigen, die ihn
Weitere Kostenlose Bücher