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Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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Idwal schlang seine Arme um Frau und Tochter. Ich blieb einen Moment außerhalb dieser familiären Umarmung stehen, bis mir die scharfen Blicke auffielen, die mir nicht nur die Städter, sondern auch Prinzessin Rajya, der Hexer, die turalischen Soldaten, der örtliche Doyen, Kveta und die Bediensteten der Burg zuwarfen. Das schien mir der richtige Zeitpunkt zu sein, zu meinem König zurückzukehren. Ich drehte mich um … und wäre fast in die Luftkugel gelaufen, die sich vor mir drehte.
    Es war über einen Monat her, seit ich das letzte Mal meine Gabe gewirkt hatte, über einen Monat, seit ich von Angesicht zu Angesicht einem meiner Aspekte gegenübergestanden hatte. Und jetzt hatte ich einen vor meiner Nase, das war sicher. Die Kugel und ich starrten uns an. Das heißt, ich starrte sie an, während sie mich nachdenklich zu betrachten schien. Ich hob langsam eine Hand, ohne zu wissen, ob ich sie näher locken oder verscheuchen wollte. Die Kugel schien jedoch keinerlei Zweifel zu haben; sie zuckte in meine Handfläche und schmiegte sich an die Wahrheitsrune und die Symbole, die darauf eingeritzt waren. Ich spürte den Kontakt, als würde die Vibration des Glockengeläutes in den Knochen meines Körpers widerhallen. Dann hob ich die Kugel vor meine Augen und starrte in ihre wirbelnden Tiefen …
    »Interessant. Ein Tiro , der einen der großen Aspekte ebenso mühelos beschwört und kontrolliert wie ein erfahrener Adeptus. «
    Ich packte rasch die Kugel und schob sie hinter meinen Rücken, während ich mich erneut umdrehte und ein zweites Mal von einem unerwarteten Anblick überrascht wurde. Diesmal war es der Hexer Munir. Und ebenso verblüffte mich, dass Prinzessin Rajya und ihre Leibwächter hinter ihm standen. Sie alle beobachteten mich argwöhnisch.
    » Tiro, Lord Munir?«, erkundigte ich mich.
    »Das bedeutet ›junger Soldat‹«, sagte Wyln, der mit Laurel neben mir auftauchte.
    »Das Wort bezeichnet ebenfalls einen neuen Zauberer«, mischte sich Suiden ein. Er trat vor mich, als wollte er Munir den Blick auf mich versperren. Sie standen sich Aug in Aug gegenüber, jedenfalls fast. Der Hexer war einen Tick größer, und sein tätowierter Schädel überragte Suidens kurz geschorenes Haar um ein oder zwei Fingerbreit. »Sie akzeptieren also, Lord genannt zu werden, Adeptus ?«, fragte Suiden ihn.
    Munirs Zähne blitzten weiß in seinem dunkelhäutigen Gesicht, als er lächelte. »Es ist nur ein Titel, sa Abbe , einer unter vielen …«
    »Und wohin zum Teufel wollt ihr gehen?«
    Wir blickten hoch und sahen Lord Idwal, der seine Arme immer noch um Frau und Tochter geschlungen hatte, dessen braune Augen sich aber in seiner Wut dunkelgrün verfärbt hatten. Sein Blick richtete sich auf eine kleine Gruppe von Städtern in der Nähe der Türen, die offenbar versuchten, unbemerkt davonzuschleichen. Eine Frau aus der Gruppe trat vor. Es war Mistress Emlyn. Ihr rotes Kleid war zerrissen und staubig, ihre zerbrochenen Federn ragten in alle möglichen Richtungen aus ihrem Haar, und ein Auge, das sich passenderweise rot färbte, schwoll langsam zu. Sie machte einen Knicks.
    »Verzeiht, Mylord, aber wir dachten, dass wir in diesem Aufzug besser nach Hause gehen und uns umziehen …«
    »Nein!«, fiel ihr der Lord von Mearden ins Wort.
    »Aber …«
    »Gebt das Zeichen für den Beginn des Abendmahls«, befahl Idwal und richtete seinen Blick auf einen der Bediensteten. Der Diener verbeugte sich, zuckte zusammen und humpelte davon. Wenige Augenblicke später ertönte ein Gong.
    »Euer Majestät, Hoheiten, Mylords, Myladys, edle Herren und edle Damen«, hub der Diener an. »Das Abendmahl ist angerichtet.«

8
     
    Das Dinner verlief sehr ruhig. Niemand wagte auch nur einen Mucks von sich zu geben.
    Lord Idwal musterte finster die ramponierten Gäste, und seine Augen glühten immer noch dunkelgrün, als sie über aufgeplatzte Lippen, blutige Nasen, blau verfärbte Augen und angeschwollene Kiefer glitten. Dieses hagere Mädchen hatte wirklich einen mächtigen rechten Haken. Keiner der Dorfbewohner erwiderte seinen Blick, und etliche Bedienstete humpelten mit gesenkten Köpfen und zu Boden gerichteten Blicken umher. Die einzigen Geräusche waren das Kratzen und Klirren des Tafelsilbers auf Porzellan, während die Musiker mutig versuchten, das peinliche Schweigen zu füllen.
    Meinem Rang entsprechend hatte ich einen Platz am Hohen Tisch eingenommen. Aber da es einige höherrangige Adlige gab, saß ich nicht direkt neben Jusson, was

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