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Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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lautem Gebrüll übertönt. Idwal war wieder auf den Füßen und schlug die Köpfe der Kämpfenden zusammen, als er sich mit seinen Bediensteten durch das immer größer werdende Gewühl zu seiner Tochter vorkämpfte. Weitere Lakaien mischten sich in den Tumult, zusammen mit den Gästen, die bisher noch nicht in den Kampf verwickelt gewesen waren. Laurel und Wyln rissen Leute aus der Traube der Kämpfenden und schoben sie in die Hände der turalischen Soldaten. Die mussten sich fast auf die Tobenden setzen, um zu verhindern, dass sie sich wieder ins Gewühl stürzten. Kveta schnappte nach Hosenbeinen, Rücken und Ärmeln und zerrte die Raufbolde davon. Einige rutschten auf dem Bauch über den Boden, andere sogar rücklings, wobei sie heftig gegen die Wölfin austraten. Der örtliche Doyen hatte das dürre Mädchen gepackt, das sich jedoch losriss, dem Geistlichen einen Kinnhaken versetzte und sich erneut in das Meer aus Leibern stürzte. Selbst Jusson, der sich schützend vor Lady Margriet gestellt hatte, packte Kämpfende und schob sie Thadro zu, der sie an die Leibwächter weiterreichte. Grunzen und das dumpfe Klatschen von Fäusten auf Fleisch erfüllte die Luft, als schließlich einige der Bediensteten sich ebenfalls in den Kampf stürzten und begannen, auf die Leute einzuprügeln. Ich versuchte mich in die Menge zu drängen, um Berenice zu erreichen, kam aber nicht durch. Ich hatte gerade angefangen, mit meinem Stab auszuteilen, als ich in den Augenwinkeln das Funkeln eines Messers in einer hellhäutigen Hand wahrnahm.
    Ich hatte schon öfter Tavernenschlägereien miterlebt und war einmal in einen Kampf zwischen zwei rivalisierende Fraktionen der Garnison von Freston geraten. Und außerdem hatte ich schließlich Erfahrungen auf dem Schlachtfeld gesammelt. Ich war zwar ein wenig erstaunt, dass jemand es wagte, in Anwesenheit Seiner Majestät und Lord Meardens ein Messer zu ziehen, konzentrierte mich aber vor allem darauf, wie leicht besagtes Messer in die ungeschützten Leiber ringsum gerammt werden konnte. Und meinen eigenen. Ich veränderte meine Position, damit ich das Messer und den Besitzer im Auge behalten konnte. Jedenfalls versuchte ich, meine Position zu verändern. Doch die Menge drängte sich plötzlich enger zusammen, und ich konnte mich nicht mehr rühren, ganz gleich, wie sehr ich mich auch bemühte. Erneut sah ich das Blitzen von Stahl, diesmal schon wesentlich näher. Ich stieß einen lauten Schrei aus und rammte das Ende meines Stabes auf den Steinboden. Ein Läuten ertönte, das immer lauter wurde, bis es sämtlichen Lärm übertönte. Der Kampf ebbte ab und hörte schließlich vollkommen auf, als die Beteiligten sich die Fäuste auf die Ohren pressten und sich fassungslos anstarrten, als ihnen klar wurde, was sie da in der Großen Halle ihres Lords und vor den Augen ihres Königs taten. Einen aufgeregten Augenblick lang erinnerten mich die verwirrten Mienen um mich herum an einen anderen Kampf, in dem Leute ihre Familien, Nachbarn oder Freunde getötet hatten, getrieben von Alpträumen, die nur sie sehen konnten. Doch dann wich ihre Verwirrung, und auf ihren Gesichtern war nur noch der Zorn über alte Streitigkeiten und Abneigungen zu erkennen.
    Das Läuten wurde leiser, bis schließlich Stille einkehrte. Ich schob die Gäste ohne Widerstand zur Seite und ging zu Berenice, während ich mich nach dem Messerschwinger umsah. Wer es auch gewesen sein mochte, er hatte offenbar genug Geistesgegenwart besessen, es wieder einzustecken, und ich sah nur leere Hände. Dann erreichte ich Berenice und half ihr auf die Füße. Ihr braunes Gewand war von staubigen Fußabdrücken übersät, und auf ihren Armen zeichneten sich deutlich rote Male ab, die sich bald zu blauen Flecken verfärben würden. Als ich ihr aufhalf, löste sich ihr Dutt; ihr Haar fiel in einer dichten Lockenmähne über ihren Rücken und lag warm und schwer auf meinen Händen. Ich drückte sie gegen mich, als sie schwankte, und spürte, wie ihr Körper zitterte; offenbar war sie von dieser Gewaltszene schockiert. Ich schob meinen Stab in meine Armbeuge, legte meinen Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht sanft an. Ich bemerkte eine Prellung auf ihrer Wange und ihren mitgenommenen Blick.
    »Es ist alles gut«, sagte ich leise. »Sie sind in Sicherheit.«
    Sie blinzelte, immer noch benommen. Bevor sie jedoch etwas sagen konnte, drängten sich Lady Margriet und Lord Idwal durch die ehemaligen Kämpfer und zogen sie aus meinen Händen.

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