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Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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ausladend mit der Hand durch die Luft. »Ihre ganze … wie sagen Soldaten noch gleich … Ausrüstung? Stab, Zopf, Feder, Bänder? All die bunten Farben und das Funkeln. Es sollte eigentlich lächerlich wirken, tut es aber nicht. Papa sagt…« Sie unterbrach sich und blickte aufs Meer.
    »Was sagt Lord Idwal?«, hakte ich nach.
    »Papa kannte Ihren Vater«, erwiderte sie.
    »Tatsächlich?« Meine Verblüffung wuchs mit jeder Sekunde.
    »Er hat Lord Rafe durch Ihren Großvater kennengelernt, während er das Beladen unserer Schiffe überwachte, die in der Königlichen Stadt ankerten.«
    Während Flavans Wohlstand von etlichen Plantagen und den Einnahmen aus drei oder vier Städten stammte, entsprang Chauses Vermögen eher dem Handel. »Ihr Vater hat Chauses Lagerhäuser gemietet?«, fragte ich.
    »Das tut er immer noch«, antwortete Berenice. »Damals hat er direkt mit Ihrem Großvater verhandelt, und Papa meinte, sie hätten ganz ausgezeichnet miteinander Geschäfte machen können. Trotzdem, der alte Lord Chause und Papa gehörten natürlich verschiedenen Generationen an, während Lord Rafe genauso alt war wie mein Vater. Sie wurden Freunde. Papa sagt, sie hätten ziemlich wilde Sachen unternommen.« Sie lächelte erneut. »Offenbar war Lord Rafe immer bereit für einen übermütigen Streich.«
    »Davon habe ich auch gehört«, meinte ich leise.
    »Papa hat erwartet, dass Sie Ihrem Vater ähneln«, fuhr Berenice fort. Sie richtete ihren Blick vom Meer weg auf mich. »Er sagte, wenn Sie zu der Garnison in Freston abkommandiert wurden, würde das bedeuten, dass Sie zumindest ein wenig anrüchig wären.«
    Ich hörte zwar wieder Rysons unterdrücktes Lachen, aber ich überging diesen Seitenhieb auf meinen Charakter. »Und deshalb hielt er mich für einen geeigneten Ehekandidaten?« Meine Miene verfinsterte sich.
    Berenices Augen funkelten angesichts meiner sichtlichen Missbilligung. »Papa meinte, Lord Rafes größter Fehler war sein Mangel an Beschäftigung. Ihrem Onkel Maceal war es als ältestem Sohn bestimmt, in die Fußstapfen Ihres Großvaters zu treten, während Ihr Onkel Havram das Meer hatte. Blieb nur noch die Kirche, was Ihr Vater entschieden ablehnte.«
    »Das kann ich ihm nicht verdenken«, meinte ich.
    Berenices Blick blieb an der Feder hängen, die sich im Wind an meiner Wange bewegte, und sie wurde sichtlich fröhlicher. »Papa erwartete, dass es Rafes Sohn langweilig wäre und er verzweifelt nach etwas suchte, was er tun könnte. Der jedoch dann ankam, glich eher Rafes Vater, Lord Alain von Chause, der sich häufig der Königin widersetzt …«
    »Davon habe ich gehört«, warf ich ein.
    »… und sogar dem Qarant getrotzt hat.«
    Das allerdings hatte ich nicht gewusst. Ich sah Berenice fragend an, aber sie blickte erneut nachdenklich auf das Meer.
    »Papa sagt, Sie wären ein Ebenbild Ihres Großvaters. In allem, in Ihrer Haltung, Ihrem Gang, selbst Ihrem Aussehen. Sogar wie Sie Ihre Kleidung tragen, trotz all dieser funkelnden Accessoires, und auch, weil es Sie nicht interessiert, was wir von diesen Accessoires halten.«
    »Er ist wütend, weil ich meinem schurkischen Vater nicht ähnele, der mit der Verlobten seines Freundes durchgebrannt ist?«, erkundigte ich mich vorsichtig.
    Berenice sah mich belustigt an. »Es klingt merkwürdig, nicht wahr? Aber Sie müssen verstehen, das alles ist schon lange vorbei. Und er ist ziemlich glücklich mit Mama. Und sie mit ihm.«
    Ich verstand. Sehr gut sogar. Wir hatten mehr als genug Anstandsdamen dabei, aber trotzdem warf ich Berenice einen besorgten Blick zu. Ich mochte vielleicht ein Abbild meines großartigen Großvaters sein, der sich Königinnen widersetzt und einem Handelskonsortium getrotzt hatte, aber ich hatte dennoch kein Verlangen, einem erbosten Vater gegenüberzutreten, der den Nachkommen eines entrechteten dritten Sohnes nicht genau einschätzen konnte. Eines dritten Sohnes darüber hinaus, der ihm bitteres Unrecht zugefügt hatte. »Sollten Sie denn hier mit mir sein? Genauer gefragt: Warum sind wir eigentlich hier?«
    Berenice zuckte mit den Schultern, was meinen Blick erneut auf ihren schlanken Hals lenkte. Wieder folgte ich diesem anmutigen Hals nach unten, diesmal zu ihrer runden Schulter und der sanften Schwellung unter ihrem Mieder … Ich hob rasch die Augen und begegnete ihrem Blick, der diesmal viel näher war als noch vor einem Moment. Ihre nachtschwarzen Augen funkelten, voller Feuer und Gelächter, und sie lächelte mich anzüglich

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