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Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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im Licht der Kerze und der Feuerkörbe, dass auf jedem Keks das Wappen der Meardens zu sehen war, ein springender Hirsch, wie der auf dem Gobelin im Saal oben im Turm. Ich betrachtete den Keks ein bisschen skeptisch, aber der Keks blieb, was er war, ein Keks.
    »Wir sind nie erobert worden«, sagte Berenice und zog meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. »Denn wir wurden niemals angegriffen.«
    »Sie wurden niemals angegriffen?« Das überraschte mich. Jussons Regentschaft war zwar im Großen und Ganzen sehr friedlich, abgesehen von einer Rebellion hier und da und den gelegentlichen Angriffen von Dämonen. Aber in früheren Zeiten war es wilder zugegangen, mit Briganten und Flusspiraten unter dem ein oder anderen ehrgeizigen Lord, der versuchte, seine Besitzungen auf Kosten seines Nachbarn zu vergrößern. Die Burg wirkte zwar nicht übermäßig alt, aber ich vermutete, dass sie angesichts ihrer hervorragenden Lage auf den Ruinen einer älteren Festung errichtet worden war, wenn nicht sogar auf denen mehrerer Festungen. Die erste stammte vermutlich noch aus einer Zeit, in der ein Kastellan der Fae hier gehaust hatte und das Land dem Volk gehörte. Was dieses Motiv eines weißen Hirsches erklären würde, das man überall sah.
    »Gewiss, es gibt alte Geschichten«, erklärte Berenice, »aber ich halte es mit ihnen so, wie ich es mit dem Hüter halte.« Sie deutete auf die Stühle. »Bitte setzen Sie sich, Mylord.«
    Die Stühle waren gemütlich, und die Umhänge, die Decken und die Feuer neben uns spendeten reichlich Wärme. Ich warf einen Blick über meine Schulter auf die Dienstmagd, die sich ein Stück von uns entfernt in einem anderen Lehnstuhl niedergelassen hatte. Sie hatte sich ebenfalls gegen die Kälte geschützt, und ich konnte nur ihre stechenden Augen sehen, mit denen sie mich anstarrte. Neben ihr hatten die beiden stämmigen Bediensteten mit ausdruckslosen Gesichtern Position bezogen. Meine eigenen Leibwächter standen direkt hinter meinem Stuhl. Was Berenice nicht zu stören schien. Sie schenkte uns Tee ein und schob mir den Teller mit den Keksen zu. Ich nahm zerstreut einen Biskuit und biss hinein. Der Geschmack von Butter und eine köstliche Süße erfüllten meinen Mund. Seufzend lehnte ich mich zurück, um im nächsten Moment stocksteif hochzufahren, als die Zofe verächtlich schnaubte.
    Berenice lachte leise. »Lassen Sie sich nicht von Godelieve irritieren«, sagte sie, während sie mir eine Teetasse reichte. »Sie ist in der Nähe einer Garnison aufgewachsen und hält nicht viel von Soldaten.«
    »Da ich selbst in einer Garnison gelebt habe, kann ich ihr das kaum verübeln«, erwiderte ich. Ich ignorierte Groskins Knurren und lächelte Berenice an. »Einige von uns können ziemlich raue Gesellen sein.«
    »Und so schleppen wir unsere Überzeugungen und Vorurteile mit uns herum, ein kleines Stückchen Heimat, wo immer wir hingehen.« Berenice trank einen kleinen Schluck Tee und lehnte sich dann ebenfalls in ihrem Stuhl zurück. »Und welchen Teil der Heimat tragen Sie mit sich, Lord Hase?«
    Ich hatte damit gerechnet, dass ihr irgendetwas Wichtiges auf dem Herzen lag, weil sie den Mut aufgebracht hatte, mich aus den Gemächern des Königs zu locken. Deshalb brachte mich ihre Frage vollkommen aus dem Konzept. Um Zeit zu gewinnen, blickte ich in meine Teetasse, in der sich die Flammen der Feuerkörbe auf der Oberfläche der Flüssigkeit spiegelten … Rot und Orange, durchzogen von Gelb. Sie tanzten und sprangen umher, und das sanfte, fast lachende Knistern der Feuer bildete einen Kontrapunkt zu dem dumpfen Brausen des Meeres, das weit unter uns gegen das steinige Ufer brandete. Beides war ebenso wohltuend wie das Summen meiner Luftkugel, und in mir stieg plötzlich die Sehnsucht hoch, mich von den Zinnen zu stürzen und mich vom Wind davontragen zu lassen, wohin er mich auch führen mochte …
    Ich riss meinen Blick von meiner Tasse los und sah Berenice wieder an, während ich so tat, als würde mir das Herz nicht bis zum Hals schlagen. »Woran ich glaube?« Meine Stimme klang etwas heiser.
    »Nein«, widersprach Berenice. »Ich meine nicht Ihr Glaubensbekenntnis. Ich rede von Ihren Vorurteilen. Was erwarten Sie vorzufinden, wenn Sie sich jeden Morgen der Welt stellen? «
    »Oh.« Ich beugte mich vor und stellte Tasse samt Untertasse wieder auf den Tisch, damit ihre spiegelnde Oberfläche außer Sicht war. Dann lehnte ich mich zurück und richtete meinen Blick erneut über die Zinnen der Promenade

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