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Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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schrill vor Unsicherheit. Er warf einen Seitenblick auf Idwal und begegnete haselnussbraunen Augen, die sich vor Wut grün verfärbten. Auf seiner Stirn bildeten sich Schweißtropfen.
    Jusson wartete einen Moment, und als Lisle nicht weitersprach, hob er eine Braue. »Ist das alles?«
    »Euer Majestät?« In Lisles Unsicherheit mischte sich jetzt auch Furcht.
    »Sie sagten, dieser Hirsch rannte vor Lord Hase her«, erwiderte Jusson geduldig. »Was daran ist Betrug?«
    Die Schweißtropfen rollten Lisle übers Gesicht, und es hatte ihm offenbar die Sprache verschlagen. Die Reiter neben ihm traten unbehaglich von einem Fuß auf den anderen und wirkten plötzlich unsicher. Einige von ihnen warfen gequälte Seitenblicke auf Lord Idwal.
    »Dandelion toleriert keine Reiter auf seinem Rücken«, sagte ich in Lisles Schweigen, »außer bei einem Rennen. Aber es muss eine echte Herausforderung sein. Wenn er zu viel Vorsprung hat, verliert er das Interesse und versucht seinen Reiter abzuwerfen. Ich nehme an, er rennt am besten, wenn er hinter einem anderen Pferd bleibt und es erst kurz vor der Ziellinie überholt. Natürlich hat mir das niemand gesagt, deshalb habe ich ihn zu weit vor den anderen laufen lassen. Er versuchte gerade, mich abzuwerfen, als dieser weiße Hirsch auftauchte und Dandelion wieder Interesse am Wettkampf fand. Trotzdem hatte ich mit dem Erscheinen des Hirsches nichts zu tun; ich war viel zu sehr damit beschäftigt, mir einen weichen Platz für die Landung zu suchen.« Ich zog den Handschuh aus und zeigte meine Wahrheitsrune, die im Schatten der Mauer sanft schimmerte. »Das ist die Wahrheit, Euer Majestät. Ich schwöre es.«
    »Also, Meister Lisle?«, wandte sich Jusson an den Reiter. »Stimmt das, was Lord Hase über das Pferd gesagt hat?«
    »Ich … ich …«
    »Ja«, antwortete Lord Idwal an seiner Stelle. »Es stimmt.«
    »Also war dieses Biest von einem Pferd gerade dabei, Lord Hase abzuwerfen, als ein weißer Hirsch wie der im Wappen der Meardens auftauchte und Sie das Rennen fortsetzten«, erklärte Jusson. »Ich frage erneut, was daran ist Betrug?«
    Lisle blieb stumm.
    »Hat der Hirsch Lord Hases Pferd vielleicht schneller gemacht? « Jusson klang geduldig. »Oder Ihre Pferde verlangsamt? Die Strecke schwieriger gemacht? Oder Seiner Lordschaft vielleicht eine andere, kürzere Strecke gezeigt?«
    Lisle schüttelte den Kopf. Er wirkte eindeutig zerknirscht. »Nein, Euer Majestät.«
    »Also bestand der einzige ›Betrug‹ darin, dass es Lord Hase gelungen ist, auf dem Pferd zu bleiben?« Jusson ließ nicht locker.
    Lisle nickte bekümmert. »Ja, Euer Majestät.«
    »Ein Pferd, das, wie Sie wussten, unter gewissen Umständen alles versuchen würde, ihn abzuwerfen«, fuhr Jusson fort. »Umstände, die Sie Seiner Lordschaft verschwiegen haben?«
    »Es war nicht sein Fehler, Euer Majestät«, mischte sich Idwal ein, ohne mich aus den Augen zu lassen. »Dandelion gehört mir, und ich habe über seine Eigenheiten Stillschweigen bewahrt. Es sollte ein Scherz sein, versteht Ihr?«
    »Darauf sind Wir bereits ebenfalls gekommen«, gab Jusson zurück. »Aber das ist nicht Unsere Sorge, im Moment jedenfalls nicht. Was Uns jedoch bekümmert, sind die Beschuldigungen vonseiten der anderen Reiter. Wir werden nicht dulden, dass Gerüchte, Lord Hase wäre ein Betrüger, die Runde im Königreich machen, Mearden. Gerüchte, die zudem nur dem Groll entsprungen sind, dass ein Scherz sich gegen die Witzbolde selbst gerichtet hat.«
    Mir selber gefiel das ebenfalls nicht sonderlich. Meine Fäuste, die sich entspannt hatten, als ich von dem Rennen erzählte, ballten sich erneut.
    »Das bekümmert mich ebenfalls, Euer Majestät«, erwiderte Idwal und bedachte den schwitzenden Lisle mit einem finsteren Blick. »Sie werden sich entschuldigen und Ihr Vergehen zugeben. Sofort.«
    »Ja, selbstverständlich, Mylord.« Er fiel auf die Knie und streckte die Hand aus, als wollte er meinen Wappenrock berühren. Doch nach einem kurzen Blick in mein Gesicht überlegte er es sich anders. »Ich bitte höchst demütig um Verzeihung, Lord Hase«, sagte er und senkte stattdessen den Kopf. »Ich habe mich falsch verhalten. Bitte verzeihen Sie mir.«
    Ich würdigte Lisle keines Blickes. »Man hat mich hereingelegt, Sire«, sagte ich zu Jusson.
    »Ja, das stimmt«, antwortete der König.
    »Ich werde es wiedergutmachen«, begann Idwal.
    »Und wie?«, verlangte ich zu wissen und deutete auf die dicht gedrängten Zuschauer, die mit

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