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Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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glühenden Mienen den Anschuldigungen gefolgt waren, um sie ihrer Familie, ihren Freunden und zufälligen Bekanntschaften in Tavernen und Herbergen weiterzuerzählen. Niemand konnte wissen, wie viele Ausschmückungen, Halbwahrheiten und direkte Lügen sich noch dazugesellen würden. Eine kalte, gnadenlose Wut braute sich in mir zusammen. »Wie wollen Sie das ungeschehen machen?«
    »Sie wollen Genugtuung, Leutnant?«, warf Thadro sanft ein.
    »Wir dürfen uns nicht duellieren, Sir«, erwiderten Jeff, alle Soldaten der Bergpatrouille und ich im Chor.
    »Und wenn wir es doch tun, muss der Sieger gegen Hauptmann Suiden antreten«, setzte Ryson hinzu.
    »Ein guter Offizier, der seine Männer im Griff hat«, murmelte Prinzessin Rajya.
    Ein Lächeln flog über Jussons Gesicht. »Das ist er allerdings. Sie haben Ihre Leute gut ausgebildet, Hauptmann Prinz.«
    »Jawohl, Euer Majestät«, antwortete Suiden. »Und Leutnant Hase weiß, dass er nichts tun kann. Habe ich recht, Leutnant? Ihr Ankläger hat sich entschuldigt, seine Anklage zurückgezogen, und es wurde Wiedergutmachung angeboten.«
    Ich hatte zu Hause und bei der Armee gelernt, wann der richtige Zeitpunkt war, nachzugeben und eine Beleidigung einfach abzuhaken. Ganz gewiss war Lisles Beschuldigung nicht so schlimm wie etliche von denen, die in den letzten Monaten über mich hereingebrochen waren. Trotzdem starrte ich den knienden Mann böse an und wünschte mir inständig, er würde etwas tun, um mir einen Grund, irgendeinen Grund zu geben, ihn zu verprügeln. Meine Wut wuchs, vor meine Augen legte sich ein roter Schleier …
    Ein dröhnendes Krachen ertönte, als ein Brecher gegen die Felsen schlug. Es klang, als wäre die Welle direkt neben mir aufgetroffen, und ich zuckte heftig zusammen. Mein Herz schlug fast schmerzhaft in meiner Brust, als hätte ich das Rennen erneut bestritten, aber diesmal Dandelion auf dem Rücken getragen. Doch die Wut, die mich wie in einen Schraubstock gepresst hatte, war verschwunden, ebenso wie der rote Schleier. Ich vermutete, dass ich kurz davor gewesen war, die Beherrschung zu verlieren, holte tief Luft und atmete langsam aus. »Jawohl, Sir«, antwortete ich Suiden. Meine Stimme klang verblüffend ruhig. Ich schluckte, um das Zittern zu verdrängen, und senkte meinen Blick auf Lisle. »Ich akzeptiere Ihre Entschuldigung.«
    Lisle schloss die Augen und schwankte vor Erleichterung. »Danke, Mylord. Es tut mir wirklich leid. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist …«
    »Das haben wir gesehen«, unterbrach Idwal den plappernden Mann. »Gibt es noch weitere Beweise in dieser Angelegenheit, die jemand vorzubringen wünscht?« Keiner sagte ein Wort, und der Lord von Mearden drehte sich zu mir herum. »Dann erkläre ich Lord Hase ibn Chause e Flavan zum Gewinner dieses Rennens. « Er grinste, und Falten erschienen um seine grünen Augen. »Und alle Wetten müssen ausgezahlt werden.«
    Das Schweigen um uns herum wurde von den lauten Jubelrufen der Freston-Patrouille und der Königstreuen durchbrochen. Offenbar waren während meines wilden Rittes einige hohe Wetten platziert worden. Ich verschwendete jedoch kaum einen Gedanken an Münzen, die ihren Besitzer wechselten. Ich dachte wieder an Lisle und wie kurz ich davor gewesen war, einen knienden Mann zu strangulieren.
    »Das ist übel.« Ryson ruhige Stimme durchdrang den fröhlichen Jubel der Leute, die ihre Wetten platziert hatten. Der freie Kreis um uns herum hatte sich längst aufgelöst, obwohl eine Gruppe Königstreuer Jusson, Thadro und Idwal abschirmte.
    »Es hätte jedenfalls übel werden können«, sagte ich. Ich atmete erneut tief durch. »Aber ich habe ihn nicht angerührt …«
    Ryson sah mich verständnislos an. »Was?«
    »Er meint, dass dieser weibische Mistkerl dich unterbrochen hat, Hase«, erklärte Jeff.
    »Stimmt«, mischte sich Groskin ein. »Dieser Idiot.« Sie warfen Lisle finstere Blicke zu, der mit den anderen Reitern zusammenstand. Sie alle wurden von einer Gruppe von Bewaffneten Idwals umringt. Ob er nun widerrufen hatte oder nicht, ich vermutete, dass Seine Lordschaft noch nicht mit ihm fertig war.
    Andererseits war es vielleicht auch nur ein Schutz gegen die nach wie vor finsteren Blicke, die nicht nur die Königstreuen und Soldaten den Reitern zuwarfen, sondern auch die Seeleute und Bewaffneten. Einen Schwerttanz zu unterbrechen, war schon schlimm genug. Doch ihn wegen einer falschen Anschuldigung zu unterbrechen, war ein Vorzeichen drohenden Ungemachs.

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