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Grenzwärts

Grenzwärts

Titel: Grenzwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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die ihr Vater am Westen schätzte: die Unverletzlichkeit der Wohnung, der Schutz der Privatsphäre. Und Julia hoffte sehr, dass dies auch für Pensionszimmer galt.
    »Ohne richterlichen Beschluss wird die Rouché nichts machen können.« Sie lächelte beruhigend. »Trotzdem sollte niemand davon erfahren, dass du hier bist, okay?«
    »Okay«, nickte Swetlana und sah plötzlich aus wie ein kleines, verzagtes Mädchen. »Ob ich Jelena jemals wiedersehen werde?«
    »Aber sicher«, antwortete Julia, obwohl sie sich dessen überhaupt nicht sicher war. Jelena konnte überall sein, und ohne den verlorenen Brief hatten sie keine Chance.
    »Morgen, wenn die Bullen weg sind«, versprach sie, »gehe ich noch mal auf den Kirchhof. Wenn du den Brief tatsächlich da verloren hast, werde ich ihn finden. Ganz bestimmt!«
    Sie kroch zu Swetlana unter die Bettdecke und machte das Licht auf dem Nachttisch aus.

27
    DIE EMPFANGSLAGE  hatte sich nicht verändert. Obwohl der Oberkommissar die Hand mit dem Funktelefon, so weit er nur konnte, aus dem kleinen Dachfenster in den Nachthimmel hielt, zeigte das Display abwechselnd »Anruf!« und »Kein Empfang!« an. Dazu fiepte es scharf oder düdelte eindringlich vor sich hin.
    »Sinnlos«, ächzte Schwartz, dem allmählich der Arm lahm wurde, »das verdammte Ding funktioniert hier einfach nicht!«
    »Vielleicht brauchen wir eine Antenne.« Herr Rouché hatte eine alte Fernsehantenne auf dem Dachboden gefunden und kam damit heran. »Früher funktionierten Funkgeräte nur mit Antenne.«
    »Sie haben recht.« Schwartz zog seinen Arm ein und die Teleskopantenne an seinem Funktelefon heraus. »Die hatte ich ganz vergessen.«
    Und siehe da. Es ging. »Anruf«. Düdeldüdeldü. Und kein schmerzendes Fiepen mehr. Er musste nicht mal mehr das Telefon zum Fenster raushalten.
    »Nun gehen Sie schon ran«, drängte Herr Rouché gespannt.
    Schwarz drückte auf die grüne Annahmetaste und hielt sich das Funktelefon ans Ohr.
    »Mannomann, Schwartz, was treiben Sie nur?«, knarzte die rauchige Stimme der Petkovic an seinem Ohr. »Verschwinden Sie immer einfach in der Nacht?«
    »Sie haben mich vermisst«, stellte Schwartz fest, »das geht allen Frauen so, die im Nebenzimmer schlafen müssen.«
    »Sparen Sie sich die Witze«, knurrte die Petkovic, »Sie haben mein Telefon.«
    »Moment«, entgegnete Schwartz, »wenn ich mich recht entsinne, haben Sie mir Ihr Funktelefon geliehen, nicht wahr? Damit ich immer schön für Sie erreichbar bin.«
    »Richtig«, antwortete Liliana Petkovic, »nur dass ich Ihnen versehentlich mein Funktelefon gegeben habe und nicht das, was ich für Sie vorgesehen hatte.«
    »Ach«, machte Schwartz, »dann haben Sie sogar zwei dieser großartigen technischen Neuheiten dabei?«
    »Raten Sie mal, womit ich telefoniere?«
    »Mit meinem Funktelefon?«
    »Richtig.« Man hörte, wie sich die Petkovic eine Zigarette anzündete.
    Hoffentlich raucht sie nicht im Bett, dachte Schwartz.
    »Also«, fragte sie, »wo tauschen wir die Dinger aus?«
    »Ja, ähm, pff …« Schwartz überlegte.
    »Wo stecken Sie überhaupt?«
    »Johannisplatz«, erwiderte Schwartz. »Hier ist vorhin Ihr verdeckter Hurenbus in Flammen aufgegangen.«
    » WAS ?«
    »Da staunen Sie, was? Selbstverständlich habe ich sofort die Ermittlungen aufgenommen.«
    »Was ist mit Kaemper?«
    »Meinen Sie Ihren Zuhälter? – Tja, so wie es aussieht, ist er in einen silbergrauen Mercedes eingestiegen …«
    »Eingestiegen?« Frau Rouché, die herangekommen war und das Gespräch neugierig verfolgte, lachte auf. »Reingezerrt haben sie den Mann. Hat ja keiner mehr drauf geachtet, weil alle mit dem Löschen des Busses beschäftigt waren, nicht wahr. Aber ich hab’s genau gesehen. Zack, war er drin im silbernen Daimler. Der wusste gar nicht, wie ihm geschah!«
    »Ihr Informant wurde gezwungen«, verbesserte sich Schwartz am Telefon, »vermutlich ist er mit einem silbernen Mercedes entführt worden wie zuvor seine Huren.«
    Liliana Petkovic war fassungslos. Zumindest nahm Schwartz das an, denn sie schwieg für einen Moment.
    »Wissen Sie zufällig«, flüsterte er Frau Rouché zu, »das Kennzeichen des Mercedes?«
    Die schüttelte den Kopf. »Oder doch«, sagte sie dann, »die Autonummer fing – warten Sie – mit D an.«
    »Dresdner Kennzeichen«, meldete Schwartz durchs Funktelefon. »Sagt Ihnen das was? – Petkovic, sind Sie noch dran?«
    »Ja«, murmelte Liliana Petkovic. »Das sind schlechte Nachrichten. Ganz übel. Ein silberner

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