Grenzwärts
gewannen.
»Quiero al Sur,
su buena gente, su dignidad,
siento el Sur,
como tu cuerpo en la intimidad.«
Zu dem wir tanzten im »La Habanera«.
Und ganz zuletzt in meiner Laube.
»Vuelvo al Sur,
llevo el Sur,
te quiero Sur,
te quiero …«
Epilog
»… der Zugriff erfolgte am 18.10.1993 gegen 14.20 Uhr an der Jagdhütte Sennerweg im Zittauer Gebirge, 1,5 Kilometer südwestlich von Oybin. Beteiligt waren ein MEK des BGS und ein SEK des LKA , beide unter dem Kommando von Hauptmann Werner Kloppke. Die Beschuldigten Valentin und Igor G. hatten sich in der o.g. Hütte eingefunden, um vom Angeklagten Tom Pagels die sich illegal in Deutschland aufhaltenden minderjährigen Zwillingsschwestern Swetlana und Jelena S. übernehmen zu können, um sie zur Prostitution zu zwingen und ggf. ins Ausland zu verkaufen. Entlastend sei an dieser Stelle erwähnt, dass ohne die freiwillige Kooperation des Angeklagten Pagels eine erfolgreiche Operation gegen die Beschuldigten nicht möglich gewesen wäre …«
»Sind Sie immer noch nicht fertig mit Ihrem Bericht?«
Schwartz hatte Liliana Petkovic gar nicht eintreten hören und drehte sich überrascht zu ihr um. Sie sah sich interessiert die Bilder an, die er ans Board neben der Tür geheftet hatte. Es waren die Blitzerfotos von der B99. Schwartz am Steuer seiner Déesse. Zunächst sah er noch ganz normal geradeaus, doch auf dem zweiten Bild hob er schon den Stinkefinger. Auf dem dritten streckte er die Zunge raus, und Nummer vier zeigte den Kommissar grimassierend mit dem Finger an der Stirn.
»Kompliment«, sagte die Petkovic, »nette Aufnahmen.«
»Gefallen Sie Ihnen? Die haben mich immerhin den Führerschein gekostet. Sechs Wochen Fahrverbot. Die Kollegen verstehen da offenbar keinen Spaß.«
»Und wie sind Sie heute ins Büro gekommen?«
»Mit dem Rad. Die Déesse steht schön warm und trocken bei Oma in Dittelsorf in der Garage.« Schwartz wandte sich wieder der Schreibmaschine zu.
Die Petkovic trat von hinten an ihn heran und sah ihm beim Tippen zu.
»Warum sind Sie eigentlich bei Ihrer Großmutter aufgewachsen?«
»Was?« Irritiert unterbrach er sein Getippe. »Wieso?«
»Das war die Frage«, nickte die Petkovic. »Wieso?«
»Keine Ahnung.« Schwartz zuckte mit den Schultern. »Vielleicht fand meine Mutter den antiimperialistischen Befreiungskampf in Afrika wichtiger als mich.«
»Meinen Sie?«
»Revolutionäre müssen Prioritäten setzen, wenn sie was erreichen wollen.«
»Aber Sie haben sie immer vermisst.«
»Nein.« Schwartz schüttelte den Kopf. »Ich habe sie ja nie wirklich kennengelernt.« Er drehte sich von der Schreibmaschine weg und sah die Petkovic an. »Ich war zweiundzwanzig, da schickten sie einen Sarg aus Accra. Das Militär in Ghana hatte geputscht, und meine Eltern waren hingerichtet worden. Ich sollte den Leichnam meiner Mutter identifizieren, aber wie hätte ich das können sollen? Ich hatte sie ja praktisch noch nie gesehen.«
»Sie sind verletzt«, stellte die Petkovic fest.
»Nicht mehr als andere.« Schwartz wandte sich wieder seinem Bericht zu.
»Wollen Sie nicht Feierabend machen? Es ist schon nach sechs.«
»Dann wird es wohl sieben werden«, erklärte Schwartz und wies gähnend auf einen Stapel Papiere. »Vielleicht auch acht. Ich muss diesen ganzen Mist noch abtippen.«
»Sie sitzen daran schon den ganzen Nachmittag, Schwartz!«
»Na und? Ist das ein Problem? Ich bin doch keine Tippse. Männer wie ich arbeiten nun mal mit dem Zweifingersuchsystem. Das dauert.« Hektisch tippte er weiter, etwas stockend. Ungeübt.
»Machen Sie morgen weiter!« Die Petkovic klopfte ihm behutsam auf die Schulter. »Ich wollte mit Ihnen heute noch essen gehen.«
Schwartz sah verblüfft auf. »Ganz neue Töne, Petkovic. Sie laden mich ein?«
»Ja. Warum nicht?«
Das ist der Preis der westlichen Emanzipation, dachte Schwartz. Da müssen auch Frauen die Zeche zahlen. Wäre bei uns nie möglich gewesen. Man hätte sofort als Schnorrer gegolten.
»Mir geht ein Bild nicht aus dem Kopf«, sagte Liliana Petkovic nachdenklich. »Als Sie da saßen, im Krankenhaus vor dem OP . Sie und dieser Skinhead …« Sie lächelte versonnen. »Ein Neonazi und ein Schwarzer, nebeneinander, händchenhaltend und Kopf an Kopf. Das fand ich hoffnungsvoll.«
»Wir waren müde«, erklärte Schwartz. »Wir hatten die ganze Nacht vor dem Operationssaal verbracht. Die Ärzte haben gesagt, wir sollen gehen, aber der Junge
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