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Gretchen

Titel: Gretchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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Pupillen gestoßen«, sagte Archie.
    »Großer Gott«, murmelte Susan.
    »So belohnen wir die Sünder«, sagte der Mann in der Maske.
    Einer der jungen Männer hinter ihm grinste höhnisch.
    Archies Stimme wurde eine Spur tiefer. Es war Zeit, Ernst zu machen. »Schluss jetzt«, sagte er. »Was immer das hier sein soll. Geh heim zu deinen Eltern«, wandte er sich an das Mädchen. »Zurück in eure Reha-Zentren«, fügte er an Shark Boy gerichtet an. »Es ist mir scheißegal, wohin ihr geht. Gretchen Lowell ist eine Psychopathin. Sie ist keine Art Antiheldin. Das ist das richtige Leben hier.« Er wandte sich an alle. »Dieser Mann, er hieß Can Ciang. Er war mit seiner Frau aus Vietnam hierhergekommen. Sie führten einen kleinen Gemischtwarenladen in der Innenstadt. Nach seinem Tod verließ sein Sohn die Schule, um den Laden am Laufen zu halten. Er war ein Mensch.«
    Das Mädchen zerrte an dem weißen Rand ihrer abgeschnittenen Jeans. »Er wollte es«, sagte es.
    »Halt’s Maul«, fuhr der Mann in der Maske sie an.
    »Fintan wollte, dass wir es tun«, sagte das Mädchen. »Er bettelte darum. Wir wussten nicht, dass er sterben würde.«
    »Sei still, Pearl«, sagte der Maskierte wieder.
    Das Mädchen schwankte. Archie hatte es erreicht. Es hatte funktioniert. »Wo ist Jeremy?«, fragte er.
    »Jeremy gehört zu unserer Familie«, sagte Shark Boy.
    »Jeremy ist der einzige Mensch außer dir, der Gretchen Lowell überlebt hat«, sagte der Maskierte und ging auf Archie zu. »Jeremy ist etwas Besonderes.« Er tippte Archie mitten auf die Brust. »Wie du.«
    »Jeremy war noch ein Kind«, sagte Archie. »Er erinnert sich an nichts.«
    »Doch«, sagte der Maskierte. Er machte eine Handbewegung in Richtung Shark Boy. »Zeig es ihm.«
    Shark Boy hob sein Hemd und entblößte seine Haifischzähne zu einem furchterregenden Grinsen. Archie lief es kalt über den Rücken. Gretchen hatte keine bestimmte Vorgehensweise. Sie tat, was ihr gerade an krankem Zeug einfiel. Aber irgendwann fügte sie ihren Opfern normalerweise Schnitte am Oberkörper zu. Archie kannte die Spuren auf der Brust der Opfer inzwischen, wie ein Kurator vielleicht eine Gemäldesammlung kennt. Jeder Strich war exakt ausgeführt. Jedes Opfer war anders gezeichnet.
    Er erinnerte sich an Isabel Reynolds Wunden. Sechzehn vertikale Schnitte, dicht an dicht am linken Brustkasten, ein Gitterwerk an winzigen Messerhieben auf ihrem Bauch und unter dem linken Schlüsselbein, mit einem Skalpell ausgeführt, ein dünnes Herz. Außerdem hatte sie ein Muster aus Dreiecken in ihren rechten Brustkasten geschnitten, es war etwas, das sie bei keinem anderen Opfer getan hatte.
    Shark Boys Brust wies dieselben Spuren auf.
    »Das hat mir Jeremy gemacht«, sagte er. »Wie sieht es aus?«
    Archie fröstelte. Die Fotos aus dem Leichenschauhaus waren unter Verschluss geblieben. Wenn Jeremy diese Wunden in die Brust von Shark Boy geschnitten hatte, dann bedeutete es, dass er sich tatsächlich erinnerte. Er wusste, was passiert war. Er war ein Zeuge. Mit seiner Aussage könnten sie den Fall abschließen. Archie räusperte sich. »Ich muss mit ihm reden«, sagte er.
    Der Mann in der Maske schob sein Nylongesicht direkt vor Archies. Archie konnte kurzes braunes Haar unter dem Strumpf erkennen. »Fängst du an, uns ernst zu nehmen?«, fragte der Maskierte.
    Archie hatte von Selbstverstümmelung gehört, von Schnitten, die sich Leute zufügten, aber das hier? Er zog Shark Boys Hemd nach unten. »Glaubt ihr, das würde ihr gefallen?«, sagte er. »Meint ihr, sie würde es als eine Art geistesgestörtes Kompliment auffassen?«
    »Ich weiß, warum sie hier ist«, sagte der Maskenmann und stieß den Daumen in Richtung Susan. »Sie ist auf eine Story aus. Aber warum bist du hier?« Er wandte sich an Susan und sprach sie zum ersten Mal direkt an. »Fragst du dich das auch?«
    »Ich frage mich, warum du als Einziger eine Maske trägst«, sagte Susan.
    Der Mann veränderte geringfügig seine Haltung, wie ein Boxer vor einem Schlag einatmet. Archie, der noch bei dem Blutfleck stand, war zu weit weg. Er trat näher zu Susan und versuchte, die Aufmerksamkeit des Maskierten wieder zu gewinnen. »Ich bin wegen Jeremy hier«, sagte er.
    Doch die Dinge nahmen bereits ihren Lauf.
    Shark Boy trat hinter Susan und schlang die Arme um sie, sodass sie ihre nicht mehr bewegen konnte. Sie öffnete den Mund, mehr überrascht als aus Angst, und sie versuchte, in ihre Handtasche zu greifen, aber Shark Boy zog ihr die

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