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Gretchen

Titel: Gretchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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Schwarzer Mitte zwanzig, der nach Gangsta aussah, mit einem Stapel Geldscheine und einem Bier vor sich.
    Die Tänzerin auf dieser Bühne war gänzlich nackt. Ihre Brüste waren normaler proportioniert, ihr Körper schlank und fest und gründlich enthaart. Das Haar auf ihrem Kopf war dafür so lang und blond, so üppig und sanft gewellt, dass Susan dachte, es könnte eine Perücke sein. In der Mitte der Bühne war eine Messingstange, und die Tänzerin sprang daran hoch, umschloss sie mit den Beinen und drehte sich, das Kreuz durchgedrückt, die lackierten Zehen gestreckt, die Brüste in Habachtstellung. Ha, dachte Susan. Implantate.
    »Sie fasziniert Sie?«, fragte Leo.
    Susan wurde rot. »Mir gefällt ihr Haar.«
    Leo führte sie zu der Bühne. Sie versuchte, sich gerade zu halten, damit sie größer wirkte, und bog den Rücken durch, damit ihre Körbchengröße A ein bisschen vorstand. Als sie an das Geländer kamen, tippte Leo dem Gangsta-Typen an die Schulter.
    Er sah zu Leo und riss die trüben Augen auf. »Hey, Mann«, sagte er. »Was gibt’s?«
    Aus der Nähe betrachtet stellte Susan fest, dass der Bursche nicht viel von einem Gangsta hatte. Mehr von einem College-Knaben, der wie einer auszusehen versucht. Weite Hose. Trainingsjacke. Basketballtrikot der Blazers. Aber er wirkte nicht urban. Dieser Junge war nicht in Detroit oder Compton aufgewachsen, nicht einmal in North Portland. Dieser Junge spielte wahrscheinlich für die Lake Oswego High Basketball, darauf wäre Susan jede Wette eingegangen.
    Die Tänzerin sprang hoch und wirbelte erneut um die Stange. Sie hatte einen Stern über dem Schambein auftätowiert. Sie war ihnen so nahe, dass Susan einen Schritt rückwärts machen musste, um ihr Haar nicht ins Gesicht zu bekommen.
    »Kann ich dich kurz sprechen?«, sagte Leo.
    Der Schwarze legte die Stirn in Falten und zuckte dann mit den Achseln. »Klar«, sagte er. Er stand auf und rückte seine Hose zurecht, dann fiel ihm sein Bier ein, und er drehte sich um und nahm es mit.
    Die Tänzerin glitt vor ihnen in einen Spagat und schleuderte ihr Haar. Sie war hübsch. Susan hatte gehofft, sie würde hässlich sein. Es wäre gerechter gewesen, wenn sie einen tollen Körper und ein pockennarbiges, eingefallenes Gesicht gehabt hätte.
    »Hi, Leo«, sagte die Tänzerin.
    »Hallo, Star«, sagte Leo.
    Susan suchte nach Unvollkommenheiten bei Star. Sie hatte ein klein wenig Zellulitis unter den Pobacken. Das würde genügen müssen.
    Susan und der nicht sehr gangsterartige Gangsta folgten Leo zu einem Tisch zwischen den beiden Bühnen und setzten sich. Susan zündete sich eine Zigarette an, nahm einen Zug und legte sie in den schwarzen Aschenbecher in der Mitte des Tischs.
    »Das ist Susan«, sagte Leo zu dem Mann. Die Musik dröhnte, und er musste laut sprechen, damit man ihn hörte, aber irgendwie ließ er es wirken, als hätte er die Stimme nicht gehoben. »Sie ist Reporterin beim Herald.« Er wandte sich an Susan. »Sie können ihn ›Cousin‹ nennen.«
    »Sie sind Cousins?«, fragte Susan.
    »Ich bin adoptiert«, sagte der Schwarze.
    Leo nahm die Zigarette aus dem Aschenbecher und machte einen Zug. »Das ist jetzt nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, Susan«, sagte er. »Okay?«
    Sie nickte. Sie hatte keine Ahnung, was er vorhatte. »Vertrauliche Informationen. Anonyme Quellen, klar.«
    Cousin sah sie beide an, als wären sie nicht bei Verstand. Er trank einen Schluck Bier und stellte das Glas auf den Tisch.
    »Ich suche nach ein paar Leuten«, fuhr Leo fort. »Jeremy hat sich da auf etwas eingelassen. Ich will ihn finden. Und die Leute, bei denen er ist. Das Ganze wird morgen in den Nachrichten sein. Die Polizei wird sein Bild veröffentlichen, das Bild des Mädchens und Zeichnungen von den anderen.«
    Cousin blinzelte ihn an. »Du willst, dass ich den Bullen helfe, deinen Bruder zu finden?«
    »Susan«, sagte Leo, »beschreiben Sie meinem Kumpel hier Jeremys Freunde.«
    Susan wühlte in ihrer Tasche und holte ihren Reporterblock hervor. »Ich schreibe es Ihnen auf«, sagte sie und beschrieb den Kerl mit den spitzen Zähnen, den maskierten Piercer und die beiden kräftigen Typen. Während sie sprach, machte sie Notizen, anschließend riss sie die Seite aus dem Spiralblock und gab sie Cousin.
    »Kommen sie dir bekannt vor?«, fragte Leo.
    Cousin nahm das Papier und betrachtete es. »Sind es Junkies?«
    Leo zog noch einmal von Susans Zigarette. »Ich vermute, sie bewegen sich in diesen Kreisen.«
    Susan setzte

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