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Gretchen

Titel: Gretchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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King Jr. Boulevard an. Die Taco-Bude befand sich in einer ehemaligen Tankstelle. Alles in Portland befand sich in einem ehemaligen Irgendwas. Die Task Force war in einer ehemaligen Bank untergebracht. In einer alten Grundschule konnte man Burger essen und Filme schauen. Selbst die alte Brauerei Henry Weinhard in der Innenstadt war in zertifizierte Öko-Eigentumswohnungen umgewandelt worden. Alles wurde einem neuen Zweck zugeführt. Die Bewohner Portlands liebten Recycling.
    Es war 11.00 Uhr Pazifikzeit. Zwei Uhr nachmittags in Virginia.
    Henry tippte Annes Nummer ein.
    Sie hob sofort ab.
    »Henry«, sagte sie. »Hat man sie erwischt?«
    »Nein«, sagte Henry. »Nein.«
    Er hörte die Geräusche von Essensvorbereitung und Jungs im Teenageralter im Hintergrund. »Tja«, sagte sie. »Du wirst wohl nicht wegen Modetipps anrufen.«
    »Was weißt du noch von Jeremy Reynolds?«, fragte Henry.
    »Warte«, sagte Anne. Henry hörte, wie eine Tür zuging, dann wurde es leise. »Willst du mir verraten, was los ist?«
    »Archie hat sich selbst aus dem Krankenhaus entlassen«, sagte Henry.
    »Das kann er«, erwiderte Anne. »Er war freiwillig dort.«
    Eine Frau kam mit einem Burrito aus dem Taco-Lokal, sah sich nach den Sitzmöglichkeiten im Freien um und wählte den Platz, der am weitesten von Henry entfernt war. »Es gibt da diese Gruppe von … wie soll ich sagen …?« Er stützte den Kopf in die Hand. Es war heiß, er trug keine Jacke und spürte, wie sich Schweiß unter dem Schulterhalfter sammelte. »Es ist eine Art Gretchen-Lowell-Fanclub.« Scheiße, die Welt war dabei, verrückt zu werden. »Sie haben diesen armen Teufel in die Finger gekriegt, der davon fantasierte, sich die Milz entfernen zu lassen.«
    »Body Integrity Identity Disorder«, sagte Anne und stieß einen Pfiff aus. »Menschen mit Amputationswunsch. Ich habe allerdings noch nie gehört, dass sich die Störung auf ein Organ konzentriert.«
    Henry fuchtelte in der Luft herum. »Wie auch immer. Sie haben sich über das Internet gefunden. Und sie haben ihm die Milz entfernt. Nur ist er dabei gestorben. Denn sie sind ja keine Ärzte oder so was.« Die Frau mit dem Burrito tat, als würde sie in einem Heft des Portland Mercury lesen, aber sie warf ihm immer wieder verstohlene Blicke zu. »Susan Ward hat die Leiche dank eines anonymen Tipps gefunden. Archie hat dank eines anonymen Tipps herausgefunden, wer der Junge war.«
    »Das ist ein interessanter Zusammenfluss von anonymen Hinweisen«, sagte Anne.
    »Genau das wollte ich auch sagen«, sagte Henry. »Nur nicht so geschliffen.«
    »Weiter«, sagte Anne.
    »Wie sich herausstellte, war der tote Junge ein Freund von Jeremy Reynolds.«
    »Dem Bruder von Isabel Reynolds.«
    Henry nickte, auch wenn Anne ihn nicht sehen konnte. »Offenbar gehört er zu dem Fanclub. Gestern verlässt Archie das Krankenhaus, fährt Papa Jack besuchen und sagt ihm, er soll Jeremy aufstöbern. Außerdem lässt er sich eine Waffe von ihm geben. Und letzte Nacht dann sind er und Susan zu einem Clubtreffen oder was zum Teufel gegangen.«
    »Und man hat sie erwartet«, sagte Anne.
    »Natürlich hat man sie erwartet.« Henry schlug mit der Hand auf den Tisch. »Sie wurden mit anonymen Tipps genau dorthin geführt. Susan haben sie ins Gesicht gestochen.«
    »Ins Gesicht gestochen?«, sagte Anne.
    »Mit einer Piercingnadel.« Die Frau mit dem Burrito hatte den Mercury beiseitegelegt und starrte ihn jetzt offen an. »Der Anführer der Gruppe, der – pass auf – einen Nylonstrumpf über dem Gesicht trägt, will, dass Archie ihn schneidet. Mindestens zwei von den Arschlöchern haben sich selbst nach Art von Gretchen den Oberkörper verstümmelt. Archie erklärt sich bereit, wenn sie Susan gehen lassen. Susan läuft weg. Sie glaubt, Archie aufschreien zu hören, aber es könnte jeder andere gewesen sein. Sie ruft mich an. Aber als wir eintreffen, haben sich alle aus dem Staub gemacht, und Archie ist verschwunden. Seine Waffe liegt auf dem Boden.«
    »Und du glaubst, Archie ist aus freien Stücken mit ihnen gegangen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Henry. »Ich dachte, er sei auf dem Weg der Genesung. Aber es ist ein Gretchen-Lowell-Fanclub. Er ist wie ein Ehrenmitglied auf Lebenszeit. Und wenn er Jeremy Reynolds aus dieser Geschichte herausholen will, würde er alles tun, was nötig ist. Du kennst ihn.«
    »Er schien immer sehr besorgt um Jeremy zu sein«, sagte Anne.
    »Der Junge hat mit angesehen, wie seine Schwester ermordet wurde. Ich stelle mir

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